1. FC Union Berlin verliert erneut, schwache Leistung gegen den Kumpelverein

Jens Keller, Christian Arbeit und Domenico Tedesco. © 2017, Foto: Hans-Peter Becker

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Was war da in der ersten Halbzeit los ? Der 1. FC Union wirkte nervös und bekam so gut wie nichts auf den Rasen. Fehlpässe und somit Fehler im Spielaufbau bestimmten das Geschehen.  Unions Trainer Jens Keller lief kopfschüttelnd in seiner Zone auf und ab. Seine Startformation entsprach genau der vom vorangegangen Spiel in Hannover. Taktisch sortierte sich das Ganze zu einer 4-2-3-1 Formation. Der FC Erzgebirge, mit neuem Trainer und neuen Mut angereist, ging die Aufgabe konzentriert an. Domenico Tedesco heißt der neue Trainer bei den Erzgebirglern, wurde hier mit seiner Station im Männer-Profifußball betraut. Bisher war er im Nachwuchsbereich des VfB Stuttgart und der TSG Hoffenheim tätig. Zusammen mit Julian Nagelsmann war er Jahrgangsbester beim Ausbildungsgang für Fußball-Lehrer. Er vertraute wieder auf eine 3-4-3 Taktik-Formation, die im vorangegangen Heimspiel gegen St. Pauli zum Erfolg geführt hatte. Personell musste er verletzungsbedingt umstellen.

Nach der ersten Halbzeit stand es 0:0 und allen Unionern war klar, das wird heute ein schwerer Gang. Mit enormer Laufbereitschaft war es den Gästen gelungen, dem Aufstiegsaspiranten den Schneid abzukaufen. Union bekam keinen Zugriff auf das Spiel. Hochkarätige Torchancen blieben auf beiden Seiten Mangelware. Das Prinzip Hoffnung herrschte in der Halbzeitpause, Jens Keller wird die richtigen Worte finden. Aufmunternder Beifall, als die Eisernen nach der Halbzeitpause den Rasen wieder betraten. Der Beginn der zweiten Halbzeit ließ sich gut an für die Hausherren. In der 47. Minute gab es den ersten Eckball, endlich, Aue hatte bis dato vier von diesen Standards erkämpft. Sebastian Polter schloss die Ausführung des Eckballs mit einem sehenswertem Fallrückzieher ab. Der Ball ging allerdings 2 Meter neben das Tor.

Das hätte der Startschuss für eine bessere Vorstellung als in der ersten Hälfte sein können. Leider wurde es nicht besser, eher schlechter. Sie wirkten, als hätten sie Bleiwesten unter ihren Trikots. Aue blieb fleißig und die drei Stürmer im violetten Trikot sorgten für Vollbeschäftigung bei der Union-Abwehr. In der 56. Minute hatte Jens Keller ein Einsehen mit Kristian Pedersen, der auf der linken Außenverteidiger-Position mehr und mehr zu einem Sicherheitsrisiko wurde. Er wurde durch Fabian Schönheim ersetzt. Zumal Aues Trainer in der 53. Minute den ersten Wechsel des Spiels vollzog, für Marion Kvesic kam Clemens Fandrich. In der 65. Minute brachte Keller mit Philipp Hosiner einen zweiten Stürmer. Für ihn verließ Dennis Daube den Platz, der bis dahin auf dem besten Wege war, sich das Prädikat „Totalausfall“ zu verdienen. Gleichzeitig wechselte auch Aue, Tedesco nahm einen positionsgetreuen Wechsel vor. Für Sören Bertram kam der erfahrene Albert Bunjaku.

Die Minuten vergingen, die Abendsonne konkurrierte mit den Flutlichtstrahlern. Die Geräuschkulisse kam weiterhin nicht in die Nähe eines Torjubels, mitfühlendes Stöhnen blieb vorherrschend. „Oh je“, es wurde nicht besser. In der 79. Minute jubelten die Gäste. Toni Leistner, einer der wenigen Unioner mit Normalform-Aufftritt, ließ sich von Dimitrij Nazarov aus-tanzen und der sieht, dass sein Kollege Calogero Rizzuto völlig blank im Strafraum steht. Sein Volleyschuss schlägt ein, Daniel Mesenhöler hatte keine Chance der Abwehr.

Anschließend nahm Keller den letzten Wechsel vor, Simon Hedlund, fleißig und glücklos, wurde ersetzt durch Kenny Redondo. Der Wechsel hätte sich fast gelohnt. Ein langer Ball erreicht Redondo, doch sein Kopfball ist schlecht platziert und geht am Pfosten vorbei ins aus. Viel fehlte nicht, das hätte der Ausgleich sein können. Es wäre ein kleines Happy-End gewesen, das die Eisernen und ihre Fans am Mittwochabend gerne mitgenommen hätten. Es blieb bei der nicht erwarteten Niederlage.

In der Tabelle ist der 1. FC Union zwischenzeitlich auf Rang 4 gestürzt. Die Konkurrenz im Rennen um den Aufstieg hat bis auf Hannover ebenso Federn gelassen. Stuttgart und Braunschweig spielten Unentschieden.
Weiter geht es für Union am 28. Spieltag, am kommenden Sonntag mit dem Auswärtsspiel in Düsseldorf. Erneut haben sie eine Mannschaft vor der Brust, die dringend Punkte gegen den Abstieg benötigt. Außerdem wurden mit der Fortuna in dieser Saison bereits schlechte Erfahrungen gemacht. Am 11. Spieltag fügten die Fortunen mit 0:1 den Eisernen die erste Heimniederlage der Saison zu.

Stimmen zum Spiel

Calogero Rizzuto (Erzgebirge Aue Torschütze zum 1:0): „Ich habe einfach draufgehalten und zum Glück getroffen. Wir sind als Mannschaft aufgetreten, einer ist für den anderen gelaufen. Ich kann nicht genau sagen, was der Trainer so anders macht, auf jeden Fall haben wir jetzt Erfolg.“

Felix Kroos (Kapitän 1. FC Union Berlin): „100 prozentig ein Rückschlag, man kann ein Spiel verlieren, aber nicht so, wir waren nicht bereit, so viele Ballverluste, wie in der ganzen Saison nicht. Ein 0:0 wäre nicht verdient gewesen. Über den Aufstieg sprechen wir als Mannschaft nicht, das ist die Aufgabe der Journalisten. Aue war nicht stärker als erwartet, wir waren einfach schwächer als erwartet.“

Daniel Mesenhöler (Torwart 1. FC Union Berlin): „Es waren viele Dinge die heute gefehlt haben, ich kann sie gar nicht alle aufzählen. Das Tor war ein Volleyschuss, optimal getroffen, ich habe versucht noch ranzukommen, hatte aber keine Chance. Wir müssen das jetzt aufarbeiten und dafür sorgen, dass wir zu alter Stärke zurückfinden. Es war heute eine schlechte Leistung.“

Domenico Tedesco (Trainer FC Erzgebirge Aue): „So wollten wir uns hier präsentieren, die Jungs hatten sich auf das Spiel gefreut, ein großer Verein, tolle Zuschauer, es war ein hart umkämpftes Spiel, keiner wollte auch nur einen Zentimeter nachgeben. Es war ein Spiel mit unfassbar vielen Duellen 1 gegen 1, trotzdem war immer eine zusätzliche Absicherung möglich. Wir sind sehr glücklich mit dem Spiel und seinem Verlauf.“

Jens Keller (Trainer 1. FC Union Berlin): „Wir haben heute nicht annähernd die Leistung gebracht, zu der wir sonst in der Lage sind. Es fehlten heute nicht nur ein paar Zentimeter. Aue hat das Spiel besser bestritten und verdient gewonnen. Mich ärgert die Art und Weise, wie wir verloren haben. Was die Auswechselungen betrifft, ich hätte noch mehr runter nehmen können. Wir werden mit den Spielern sprechen, um die Köpfe frei zubekommen. Die Angst, Fehler zu machen darf nicht bestimmend werden.“

Spieldaten

1. FC Union Berlin
Tor: Daniel Mesenhöler Abwehr: Christopher Trimmel; Roberto Puncec; Toni Leistner; Kristian Pedersen (ab 56. Fabian Schönheim) Mittelfeld: Dennis Daube (ab 65. Philipp Hosiner); Damir Kreilach; Felix Kroos; Steven Skrzybski; Simon Hedlund (ab 79. Kenny Redondo); Angriff Sebastian Polter 4-2-3-1
Trainer: Jens Keller

FC Erzgebirge Aue
Tor: Martin Männel Abwehr: Sebastian Kalig; Steve Breitkreuz; Louis Samson; Mittelfeld: Sebastian Hertner; Mario Kvesic (ab 53. Clemens Fandrich) ; Philipp Riese; Calogero Rizzuto; Angriff: Dimitrij Nazarov; Pascal Köpke (ab. 86. Cebio Soukou); Sören Bertram (ab 65. Albert Bunjaku) 3-4-3
Trainer Domenico Tedesco

Ergebnis: 1:0 (0:0)
Tore: 1:0 (79. Min) Calogero Rizutto
Zuschauer: 20.877 Stadion Alte Försterei
Schiedsrichter: Benjamin Cortus; Eduard Breitinger; Jonas Weickmeier; Riem Hussein
Wetter: angenehme (10 Grad C), trocken

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