Über die Leichtigkeit der Liebe – ein neuer, betörender Roman der chilenischen Erfolgsautorin Elizabeth Subercaseaux

Amalia führt sechs Jahre lang eine geheimnisvolle Affäre mit einem prominenten Richter, die tödlich endet. Als der Roman einsetzt, ist die Affäre beendet und alle Fragen bleiben offen. Ein Journalist beobachtet den Richter Juan Manuel Rementerí­a, wie er früh am Morgen unter dem Zaun eines Golfclubs hindurchkriecht, wenig später soll er denselben Mann interviewen. Die beste Freundin Amalias hat die geheime Affäre jahrelang gedeckt und beginnt nun, nach dem gewaltsamen Tod der Jugendfreundin, die Identität des Geliebten entschlüsseln. Der Richter selbst trauert um seine Liebe, die auf einem Golfplatz zum Erliegen kam. Alle Figuren dieses Romans kreisen um die schöne Amalia Griffin, Ehefrau eines reichen Geschäftsmanns. Sie ist als wildes, phantasievolles Geschöpf gezeichnet, das sich keinen Normen unterwirft. Ihr Leben wird in der Rückschau erzählt und ihr Tod verstrickt die drei Protagonisten mit der Frage nach dem Wert der Wahrheit. Der Journalist müsste sich zu seiner Homosexualität bekennen, wenn er seine Zeugenschaft aufdeckte. Die Freundin fahndet nach dem Büro des Geliebten, das Amalia ihr in oben zitiertem Brief beschrieben hat. War das der Beginn der fast perfekten Affäre, den Amalia beschreibt? Begann alles im Büro des Richters, nachdem Amalia in eine Pfütze gestürzt war? Gibt es irgendeinen Beweis für die Beziehung, die mögliche Täterschaft des prominenten Mannes? Und wie lebte der Richter selbst mit dem Ausgang der „fast perfekten Affäre“?

Elizabeth Subercaseaux gelingt in ihrem zweiten Roman eine dichte atmosphärische Beschreibung weniger Tage und einer ganzen Epoche. Die 1945 in Chile geborene Urenkelin Robert und Clara Schumanns kehrte 1975 in ihr Geburtsland zurück, nachdem sie acht Jahre lang in Spanien gelebt hatte und wo sie ihre journalistische Karriere begann. In Chile arbeitete sie während der Pinochet-Diktatur 17 Jahre lang als Journalistin im Untergrund, in diesen Jahren wurde ihre halbe Familie ins Exil geschickt und sie in ihrem Haus fast zu Tode geprügelt. Mit ihrem Debüt-Roman „Eine Woche im Oktober“, den Elizabeth Subercaseaux mit Mitte vierzig zu schreiben begann, wurde sie in Chile zur Bestsellerautorin. Maria Hoffmann-Dartevelle übersetzte beide Roman einfühlsam ins Deutsche.

Wie in ihrem Erstling lässt die Autorin ihre Hauptdarstellerin sterben. Nunmehr gewaltsam und nicht von innen her. Aber auch diesmal mag den Leser deswegen keine Schwermut befallen. So leichtfüßig wie lebensklug schwirren die Frauen durch Subercaseaux’s geistreiche Romane, dass wir süchtig werden, weiter und weiter mit ihnen durch die Paläste vergangener Kindheiten streifen mögen, die dicken Vorhänge in verwunschene Gärten öffnen und dem sich schließlich zum Kreis windenden Geschichtengewächs mit allen Sinnen folgen wollen! Weiter so, Elizabeth Subercaseaux, wir wollen mehr!!

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Elizabeth Subercaseaux, Eine fast perfekte Affäre, Roman, Pendo Verlag, 223 S., 17,95 €

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