Landtagswahl in Schleswig-Holstein: Schluß mit CDU und FDP, aber für SPD und Grüne reicht es nicht – Berichterstattung aus dem Grünen-Hauptquartier in der deutschen Hauptstadt

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Als die Kommentatoren der Prozente und Sitze im neuen Kieler Parlament verkünden, daß Schwarz-Gelb nicht mehr möglich sei, freuen sich die jungen Freunde der einstigen Partei der Umweltbewegung und Neuen Sozialen Bewegung sowie der Neuen Linken der 67/68-Revolte erneut. Dann wenden sich die meisten der Anwesenden von den Tabellen und Torten, die auf den Flachbildschirmen in fast allen Regenbogenfarben leuchten, ab und hin zu kulinarischen Köstlichkeiten.

Draußen, im Innenhof, ist ein kaltes Buffet aufgebaut mit Brause und Bio-Bier. „Wollt ihr mal bitte reinkommen“, heißt es wenig später zwischen den Bissen in Bruschetta. Drinnen gehen die Lichter der TV-Kameras erneut an. Frauen servieren Sekt. Die ersten Hochrechnungen sehen die SH-Grünen bei zwischen 13 und 14 Prozent. Damit sind sie stärkste Oppositionskraft. Das darf begossen werden.

Fünf, sechs Dutzende Mitarbeiter und Anhänger klatschen, jodeln und jubeln. Die stellvertretende Ministerpräsidentin und Bildungsministerin von Nordrhein-Westfalen, Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann, hat Cem Özdemir mitgebracht. Beide stehen jetzt auf dem Podium im Scheinwerferlicht. „NRW, NRW“, rufen Jugendliche im Partei-Publikum, das den Saal bevölkert.

„Heute ist ein schöner Tag für Schleswig-Holstein“, freut sich der Bundesvorsitzender der Bündnisgrünen. „Eines steht jetzt schon fest: Schwarz-Gelb ist in Schleswig-Holstein abgewählt." Wissen wir. "Sie haben acht Prozent verloren bei dieser Wahl", fährt Özdemir fort und meint: "Die Menschen wollten ganz offensichtlich den Politikwechsel." Wissen wir nicht, noch nicht. Wir hören dafür, daß "das historisch beste Ergebnis vom letzten Mal … noch einmal getoppt“ wurde, wie Özdemir ausführt.

Die Grünen haben Platz drei in Schleswig-Holstein erobert. „Es war nicht immer einfach. Der Wind wehte oft von vorne, ins Gesicht.“ Von der Küste ginge ein kräftiges Signal an den Rhein. „Rückenwind für die NRW-Grüne“, ruft Özdemir in den Raum. „Was die Minderheitenregierung gemacht hat, das hat sie erfolgreich gemacht“, urteilt der Berliner.

„Glückwunsch an die Piraten, die nach uns die nächsten sind“, finden Özdemir Worte für die Mitbewerber. Eine Hand voll Gäste applaudieren. Die Marxisten, Sozialisten und Kommunisten von der Linkspartei, die nach einem kurzen Intermezzo wieder draußen sind, läßt er links liegen.

„Wer möchte, daß es mehr“ wird, hiervon und davon könnten wir einfügen, doch Özdemir sagt auch „Transparenz“, "der muß die Grünen wählen". Gut gesprochen und auch Sätze zu Wolfgang Kubicki von der FDP, der gegen seine eigene Partei einen Wahlsieg errungen habe, wie Özdemir findet. Das sei schon was und er gratuliere.

„Die Diskussion über Koalitionsfragen erübrigt sich heute. Warten wir ab, was der Abend noch bringt“, dämpft er die Stimmung und gratuliert dem Sozialisten François Hollande zur Präsidentschaft in Paris.

Feten- und Feierstimmung kommt nicht auf an diesem kühlen Abend in der Grünen-Parteizentrale in Berlin. Der Grund ist allen klar. Rot-Grün wird es in Schleswig-Holstein nicht geben, sondern entweder eine Koalition aus CDU und SPD oder eine "Ampel" und das drohe auch im Bund, warnt einer, der es wissen muß, aber ungenannt bleiben möchte.

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