Julia Timoschenko hat Angst: „Die können mich im Knast umbringen“

"Natürlich habe ich Angst um meine Sicherheit im Gefängnis. Mir ist der Stalinsche Spruch bekannt: ‚Kein Mensch – kein Problem’", sagte die inhaftierte Oppositionsführerin in einem am späten Freitagabend veröffentlichten Interview mit dem belgischen Internetportal euobserver.com. Es habe bislang viele "Unglücksfälle" gegeben, wie zum Beispiel der mutmaßliche Selbstmord von Ex-Innenminister Juri Krawtschenko. Er habe es geschafft, sich sogar zwei Mal in den Kopf zu schießen, sagte Timoschenko.

Der damalige Innenminister Krawtschenko hatte nach offiziellen Angaben am 4. März 2005 Selbstmord begangen. Er soll befohlen haben, den bekannten regierungskritischen Journalisten Georgi Gongadse zu ermorden.

Indes warnten Experten davor, dass sich der Prozess gegen Timoschenko und ihre Untersuchungshaft unweigerlich negativ auf die Verhandlungen zwischen der Ukraine und der Europäischen Union (EU) auswirken werden. "Internationale Institutionen und einzelne EU-Länder haben bereits unmissverständlich signalisiert, dass der politisch motivierte Gerichtsprozess gegen Oppositionsführer zu jener ‚roten Linie‘ werden kann, deren Überschreiten die Hoffnungen auf die Realisierung ambitionierter EU-Pläne der Ukraine durchkreuzen kann." Darauf wiesen Mitglieder des gesellschaftlichen Expertenrates beim ukrainischen Teil des Ausschusses für die Kooperation Ukraine-EU in einem offenen Brief an den ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch hin.

Die Experten warnten ferner davor, dass die "neue Spirale des politischen Konflikts vor dem Hintergrund einer zweiten Welle der globalen Wirtschaftskrise, die jetzt aufrollt und auch die Ukraine kaum schonen wird, künftig in eine neue gesellschaftliche Konfrontation oder sogar in einen direkten Kampf zwischen Macht und Volk ausarten kann". Die Autoren des Briefes riefen Präsident Janukowitsch auf, auf den "europäischen Entwicklungsweg" zurückzukehren.

Die ukrainische Justiz wirft Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko schweren Amtsmissbrauch bei der Unterzeichnung von Gasversorgungsverträgen 2009 mit Russland vor. Durch diese für die Ukraine äußerst ungünstigen Verträge sei dem Land bereits ein Schaden in dreistelliger Euro-Millionenhöhe zugefügt worden, hieß es zur Begründung in Kiew. Am 5. August ordnete ein Stadtbezirksgericht der ukrainischen Hauptstadt an, Timoschenko in U-Haft zu nehmen. Sollte ihre Schuld bewiesen werden, drohen der Ex-Regierungschefin bis zu zehn Jahre Freiheitsentzug.

RIA Novosti

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