Jaguar mit Tata auf dem Tigersprung – Serie: In Wiesbaden entdecken wir vom Weltexpress die wunderbare Welt der Raubkatzen (Teil 1/3)

Glaubt man den Lautsprechern der Luxusmarken JaguarLandRover (kurz JLR), ist die Zeit des gierigen Bettelns bei Gordon Brown vorüber und das nicht nur, weil der schottische Premier der Briten gerade von Bord gegangen wurde. Ja, nicht nur unter US-Amerikanern, auch unter Indern brauchten die Autobauer aus dem Vereinigten Königreich Geld vom Staat. Die Engländer seien jetzt jedoch gerne unter der Fittiche des Billiganbieters Tata, weil der ihnen wohl mehr Freiheiten gebe als Ford, hoffte noch vor der Übernahme Jaguars Deutschlandchef Jeffrey L. Scott.

"Mit Ford mussten wir unsere Entwicklungen abstimmen und viele technische Diskussionen führen", erinnert sich Entwicklungschef Mike Mohan nach dem Wechsel von Ford zu Tata. "Tata dagegen sieht Jaguar eher durch die Brille des Investors, der mit seiner Anlage Geld verdienen will und deshalb auf unsere Gewinnsituation schaut. Die Entscheidung, welche Technologien wir dafür einsetzen müssen, überlassen die Inder uns", erklärt Jaguar-Chef O’Driscoll die Unterschiede. Wenn das so ist, scheint dieser Wandel Jaguar und Landrover besser zu bekommen.

Nach Monaten des Sparens schreiben Tata`s Töchter wieder Schwarze Zahlen, weil sich in Nordamerika, Westeuropa und China die edlen Autos besser verkauften, als erwartet, und auch in Indien werden mehr Lastkraftwagen und Busse von Tata gekauft, als gedacht. Nur der Nano hat sich als billigstes viersitziges Fahrzeug der Wagenwelt noch nicht zu neuen Ufer aufmachen können. Das One Lakh Car, deutsch: Einhunderttausend-Auto, war zum Preis von 100.000 indischen Rupien – je nach Kurs um die 1.500 Euro (ohne Steuern) – geplant, wird aber doch teurer. Mit dem Verkauf der Europaversion sei laut Wikipedia 2010 für Italien, Spanien und Polen zu rechnen, für Deutschland erst 2012 oder 2013. A propos Rechnen. Die Europa-Version des indischen Nano wird wohl um die 5.000 Euro kosten und kommt wohl später aus Übersee. Auf der offiziellen englischsprachigen Homepage von Nano der Tata Motors Ltd heißt es zwar „Now you can explore the Nano“ findet der User hier und heute zwischen Andhra Pradesh und West Bengal noch keinen europäischen Händler um ihn zu „driven“, doch browsen kann man ja schon mal nach dem Auto, „das die Welt ändert“.

Damit die Zukunft richtig rosig wird, hat Patriach Ratan Tata aus Mumbai mit Carl-Peter Forster nun einen Deutschen an Bord seines Unternehmens. Der Mann auf dem neuen Kommandostand ist ein Altbekannter. Das einstige BMW-Vorstandsmitglied war zuletzt Europachef von General Motors (GM), saß auch als Chef im Aufsichtsrat bei Opel. Forster schied im November 2009 bei GM im Streit um die Übernahme von Opel durch den austro-kanadischen Zulieferer Magna mit russischer Sberbank im Hintegrund aus. Bis dahin verantwortete der jetzt 55-Jährige vor allem die Marken Opel, Vauxhall, Saab und Chevrolet. Nun soll der in London geborene und in Bonn und München studierende Globetrotter Tata zum Tigersprung dressieren, den Nano erfolgreich vermarkten (wie man hört in den nächsten drei Jahren in den USA) und zudem mit JLR die Mittel- und Oberklasse angreifen. Dort wurde im Januar 2010 der Chefsessel frei, nachdem David Smith an der Spitze der beiden prestigeträchtigen Automarken zurückgetreten war. Hoffentlich hat der im Ferbruar 2010 gekürte CEO und passionierte Segler guten Wind und immer eine Hand breit Wasser unterm Kiel als seinerzeit bei BMW mit MG Rover und Land Rover, die ihre Englischen Patienten 2000 loswurden. Mit Ralf Speth komme noch ein Top Mann als COO an die Spitze von JLR, meint mancher.

Ob die Autos der neuen Herrn im Hause Jaguar auch halten, was diese sich davon versprechen, schauen wir uns in Wiesbaden näher an und fahren „sportlichen Luxus“ als XF sowie „die Zukunft des neuen Luxus“, also die Luxuslimousine XJ von Jaguar.

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