Düsseldorf – Kultur der Gegensätze oder Rheinland meets Nippon

Würde man die „längste Theke der Welt“ nicht aus eigener Anschauung kennen, würde man es kaum glauben. Eine Kneipe reiht sich an die nächste, und nicht nur Kneipe, es sind Privatbrauereien, die alle ihr eigenes amberfarbenes Bier brauen, und das schon seit Ende des 19. Jahrhunderts. Und „dat lecker Dröpke“ braucht auch noch ein besonderes 0,25-Glas. Der Köbes, wie der Kellner hier heißt, abgeleitet von Jakobus, hat viel zu tun, sein Tablett ist immer gut gefüllt, denn „Suffe is schlemm / Äwwer Doosch / noch schlemmer“. „Saufen ist schlimm, aber Durst noch schlimmer.“ Oder wie es ein Amerikaner formuliert haben soll, „da kommen die kleinen Soldaten und werden alle ermordet.“ Vor allem schmeckt jedes Alt anders, also muss man alle durchprobieren, um das seine zu entdecken. Junggesellen-Abschied, auch weiblicher, findet folglich das beste Ambiente. Was sagte Konrad Adenauer, Bundeskanzler von 1949 bis 1963, dazu: „Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt`s nicht.“

Doch eines konnte Herr Adenauer damals noch nicht wissen, dass heute in Düsseldorf die größte japanische Gemeinde Europas lebt. Schon seit 1975 ist der Japanische Garten im Nordpark ein Ort fernöstlicher Gartenbaukunst mit Teichen, Brücken, Steinlaternen, beschnittenen Bäumen und Sträuchern, die alle eine Bedeutung haben. Im Juni findet ein Japan-Tag mit japanischem Feuerwerk statt.

Kein Wunder, dass es eine Menge Sushi-Restaurants gibt. Eines davon, das SushiSho unter der Leitung des singenden Sushi-Meisters Rio Wakabayashi, wurde als drittbestes Düsseldorfs ausgezeichnet und befindet sich im Maritim Hotel am Flughafen, dem größten Hotel Düsseldorfs und größten Kongresshotel Nordrhein-Westfalens mit direktem Zugang zum Airport-Terminal.

Viermal im Jahr macht die Deutsche Oper am Rhein (www.rheinoper.de) eine Führung hinter den Kulissen. Selbst Opernmuffel werden begeistert sein, die einen von der grandiosen, ja einmaligen Bühnentechnik, die anderen von der Kostümwerkstatt. Wie in einer Großreinigung nicht abgeholter Kleidung sieht es da aus. 40.000 Kostüme sollen es sein, die da elektrisch an Schienen aus der hintersten Ecke nach vorn gefahren werden können. Von Tosca bis Rigoletto und Macbeth, von Turandot bis Lohengrin und Falkengott Horus. Da die Kleider nicht jeden Tag gereinigt werden, riecht es in den heiligen Hallen leicht verschwitzt. Aber das Farben- und Formenmeer entschädigt.

Die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens, die ihren Rang, aber auch den Namen des Bundeslandes den Engländern verdankt, brilliert mit der größten Kirmes am Rhein, in diesem Jahr vom 13. bis 22. Juli, natürlich dem rheinischen Karneval und – dem „Radschlägerturnier“, an dem 500 Jungen und Mädchen teilnehmen. Das Radschlagen gilt als älteste Tradition der Stadt, und die Radschläger sind zum Wahrzeichen geworden, in Denkmälern verewigt und oft live für „eene Penning“ zu sehen. Eine Legende erzählt, dass nach der Schlacht von Worringen (1288), bei der Graf Adolf den Kölner Erzbischof vernichtend schlug, Kinder und Erwachsene vor Freude auf der Straße Rad geschlagen hätten.

Auch Schneider Wibbel hat in der Landeshauptstadt ein Zuhause gefunden. Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit in Berlin zur Zeit Friedrich Wilhelms IV. Ein Bäckermeister war nach einer Messerstecherei im Rausch zu einer mehrwöchigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Er überredete seinen Gesellen, statt seiner die Strafe abzusitzen. Dieser starb jedoch im Gefängnis, so dass nun der Meister als tot galt. Als das bekannt wurde, erfuhr auch der König davon und begnadigte den Bäcker.

Der Autor Hans Müller-Schlösser verlegte in seinem Theaterstück den Ort der Handlung in seine Heimatstadt Düsseldorf zur Zeit der französischen Besatzung Anfang des neunzehnten Jahrhunderts und machte aus dem Bäcker einen Schneider. Das Vergehen, für das sich Schneider Wibbel zu verantworten hat, ist nun die Beleidigung Napoleons. Auch hier stirbt der Geselle, während er für seinen Meister die Haftstrafe absitzt. Als der Schneidermeister Wibbel vom Fenster aus seiner eigenen Beerdigung zuschaut, sagt er zu seiner Frau: „Wat bin ich eine schöne Leich.“ Nachzulesen am Haus in der Schneider-Wibbel-Gasse. Der amtlich als tot geltende Schneider kehrt als sein Zwillingsbruder zurück.

Die Popularität des Schneider Wibbel reicht über Düsseldorf hinaus. Sieben Mal verfilmt, zuletzt 1961 mit Willy Millowitsch. Düsseldorf hat dem Autor und seiner Figur im Herzen der Altstadt eine Gasse gewidmet. In der Schneider-Wibbel-Gasse befindet sich außer einer Spieluhr auch eine kleine abgegriffene Statue des Schneiders. Ihr wird nachgesagt, sie zu berühren, bringe Glück. Und alle, alle wollen Glück!

Infos: Düsseldorf Tourismus, Telefon: 0211/172020, Website: www.duesseldorf-tourismus.de

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