Wurschteln oder das Weiter-so-Elend mit der Gorch Fock II

Die Gorch Fock I als Museumsschiff im hafen von Stralsund. Quelle: Pixabay, Foto: Erich Westendarp

Berlin, Deutschland (Weltexpress). „Aus einer ursprünglichen kleinen Reparatur“, schreibt Christian Schweppe in „Welt“ (6.7.2019) unter der Überschrift „Nicht mehr als ein Stahlrumpf“ sei „in einem Zeitraum von drei Jahren de facto ein Neubau von Grund auf geworden.“ Zu Beginn 2019 wurde das Desaster über die Groch Fock II, die 1958 als Bark getakelt in Dienst gestellt wurde und als Segelschulschiff der Marine diente.

„Kleine Reparatur“? 2016 wurde die Elsflether Werft, die 1994 bereits Insolvenz anmelden musste und dann Geld von einem Ex-Kunden bekam und umbenannt wurde, mit der Generalüberholung beauftragt. 10 Millionen Euro sollte das kosten. Ende Februar 2019 war auch der neue Laden endgültig pleite. Zuvor waren Schulden in Höhe von über 2 Millionen Euro aufgelaufen. Bis Ende Januar 2019 waren bereits 69 Millionen Euro aufgelaufen. Ende 2018 plante die Bundeswehr bereits mit 135 Millionen Euro. Längst ermittelte die Justiz. Klüngel und Korruption soll es wieder gegeben haben. Lügner und Betrüger hat es auf der Elsflether Werft schon immer gegeben und das bis zum bitteren Ende.

Von Elsfleth ging es für die Groch Fock II ein paar Kilometer die Weser abwärts zur Bredo-Werft. Laut Verteidigungsministerium „verlange die Bremerhavener Werft zu Unrecht 10,5 Millionen Euro von der Bundeswehr“. Das von Ursula von der Leyen geführte Verteidigungsministerium ging laut Matthias Gebauer und Hubert Gude in „Spiegel-Online“ (17.6.2019) sogar gegen die Bredo-Werft vor und verlangte die Herausgabe des Rumpfes. „In der Bredo-Werft wurde der marode Rumpf des Schiffs in den vergangenen zwei Jahren in einem Trockendock neu aufgebaut.“ Die Bredo-Werft war Subunternehmer der Elsflether Werft. Die sei lauf Gebauer und Gude „für die Arbeiten bereits bezahlt“ worden, habe „das Geld aber offenbar nicht an das Subunternehmen weitergeleitet“.

Ende Juni 2019 wurde die Gorch Fock II wieder zu Wasser gelassen.

Heute informiert Matthias Gebauer in „Spiegel-Online“ (6.7.2019) darüber, dass auch die „Mastbauer nicht bezahlt“ wurden und „sich die Bundeswehr nach SPIEGEL-Informationen seit Wochen mit einem Unterauftragnehmer, der die Herausgabe der drei neu angefertigten Masten für die ‚Gorch Fock‘ verweigert“, streite.

Warum nicht ein neues Segelschiff bauen lassen? Eine Firma bot an, dies für 100 Millionen Euro zu tun. Doch das Leyen-Ministerium will die Sanierung fortsetzen, koste es, was es wolle. So sind sie, die Deutschen. Statt auf dem Schönefeld in Brandenburg im Südosten von Berlin das alte Terminal, das bereits als viel zu klein gilt, abreißen zu lassen, wird weitergewurschtelt.

Manche Kritiker meinen, dass es besser sein, eine Ende mit dem Schrecken, der bereits 80 Millionen Euro gekostet hat, und aus der Gorch Fock II das zu machen, was die Gorch Fock I schon ist: ein Museumsschiff. Ein echter Anfang mit einem neuen Schiff zu wagen, als das Weiter-so-Elend mit der Gorch Fock II, wäre besser.

Doch die von vielen für eine Plagiatorin gehaltene Laiin auf dem Posten der Verteidigungsministerin wolle laut Gebauer ein weiteres Gutachten, für das bis Ende 2019 bereits 300.000 Euro eingeplant seien.

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