Und erneut bestätigte sich, dass der Titelverteidiger im aktuellen Spieljahr den Wundertüten-Modus noch nicht verlassen hat: Da weiß man nie, was am Ende eines Spiels herausschaut!
Beim vorherigen Heimspiel gegen den von Insolvenz-Sorgen gebeutelten Tabellenletzten DEG Düsseldorf hatte es für die Berliner erst in der Penalty-Verlängerung ein mühsam erstrittenes 3:2 gegeben. Das folgende Auswärtsspiel bei den Ausgburger Schwaben endete nach 0:3 und vielen Strafminuten enttäuschend 2:3. Nun also 6:2 und alles im grünen Bereich?
Ganz so verlief die Puckjagd am Freitag vor 13 700 nicht. Denn das klare Ergebnis täuscht über Verlauf und Spielanteile hinweg.Nürnberg, als Neunter angereist, hatte die fast identische Zahl an Torschüssen und Torchancen. Und so verband Ken-Ake Gustavsson, Trainer der Franken, hinterher seine Kurzanalyse mehrfach mit der Vokabel „schade“: Schade, dass wir diesmal keinen Punkt mitgenommen haben, schade, dass wir unsere Möglichkeiten nicht genutzt haben, schade, dass wir paar große Fehler gemacht haben.
Die größten Aussetzer unterliefen den Gästen im ersten Drittel nach dem 1:1 – da machten die Eisbären nämlich in Unterzahl (beim zweiten Treffer kam der fünfte Feldspieler der Gastgeber gerade von der Bank) sage und schreibe zwei Treffer zum 3:1! Eine Kuriosität im schnellsten Mannschaftsspiel der Welt!
Die Berliner überraschten den Gegner mit einem Forechecking. Erst holte sich Florian Busch mit energischem Einsatz im Drittel der Tigers die Scheibe und passte zum clever verwandelnden James Arniel. Dann luchste Kapitän Andre Rankel dem verdutzten Gegenspieler den Puck ab. Servierte dem Dänen Mads Christensen den Puck, der lehrbuchreif einen Verteidiger und Torhüter Tyler Weiman aussteigen ließ…
Auf der Gegenseite war EHC-Keeper Rob Zepp weit erfolgreicher, wenn die Nürnberger Konter in Überzahl gegen eine nach wie vor zu sehr nach vorn orientierte Abwehr der Berliner auf seinen Kasten zuliefen. Die Berliner hatten eindeutig den besseren Torwart und waren in der Chancenverwertung klar effizienter!
Warum die Eisbären immer wieder solche Unterzahl- und Kontersituationen zulassen?- Cheftrainer Don Jackson dazu: „Wir haben paar neue Spieler integriert, die sich an unserem offensiven Stil beteiligen wollen. Und so passiert es eben, obwohl wir jeden Tag im Training darauf hinweisen, die Defense nicht zu vernachlässigen.“
Dies merkte auch Kapitän Rankel kritisch an: „Ja, wir rennen manchmal blind nach vorne. Erst im letzten Drittel haben wir so gespielt, wie wir es von Anfang an machen wollten: Stabil in der Abwehr und entschlossen im Angriff.“
Dass die sechs Treffer von sechs Spielern erzielt wurden, mit dem 6:2 auch das zwischenzeitlich arg angekratzte Selbstvertrauen wieder zurückgekehrt sein dürfte, macht ihn zuversichtlich für den Rest der Normalrunde: „Wir wollen die sieben ausstehenden Spiele möglichst gewinnen und so mit guter Ausgangsposition und gut vorbereitet in die Play-offs starten.“