Und da müssen wir einhaken. Denn diese beiden Personen, den lüsternen reichen Alten, den hätte sonst Woody Allen selber gespielt, genauso wie er früher für den unsympathischen, seine solide Frau (Naomi Watts) mit der hinreißenden Nachbarin (Freida Pinto) betrügenden Ehemuffel seine traurige anrührende Gestalt geboten hätte. Und so fehlt in diesem Film, den anzuschauen keine Qual ist, sondern Hochkommen vieler Erinnerung an andere Allen Filme bedeutet, letzen Endes nur einer: der nurmehr als Regisseur fungierende Woody Allen selbst. Als Akteur. Und einen schönen hochgewachsenen dunkelhaarigen Fremden trifft – so der Originaltitel – man auch: Antonio Banderas.
„Otto’s Eleven“ und „Das Schiff des Torjägers“
Der neue Otto-Film ist im Weltexpress gerade besprochen worden.
Der ’Torjäger` ist ein Dokumentarfilm, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Da ist nämlich ein Schiff verschwunden. Ein berühmtes Schiff, das dem aus Nigeria stammenden Fußballspieler Jonathan Akpoborie gehörte und das 2001 in der Welt Munde war, weil dieses „Sklavenschiff“ Kinder versammelte, die von ihren Eltern verkauft worden sind, damit sie dann im Ausland dem Käufer viel Geld einbringen. Zwar war die Täterschaft – will sagen nur die Eigentümerschaft – dem Fußballstar nicht nachzuweisen, aber immerhin hatte ihn damals der VfL Wolfsburg sofort entlassen. Das hat mit dem Kinderhandel zu tun und dem Hauptsponsor VW, der lieber den Nigerianer gehenließ, als international an den Pranger gestellt zu werden.
Spricht dafür, daß dieser Film in Deutschland viele Zuschauer bringen könnte, obwohl oder weil ihn eine Frau gedreht hat und auch die Vorlage dazu lieferte: Heidi Specogna, eine Schweizerin. „Etireno“ hieß das Schiff, die vor Gabun gestellt wurde und im Film erfährt man nun, daß auch Erwachsene unter den gekauften Menschen waren. Dieser Name ist der Name der Mutter des einst erfolgreichen Fußballers. Der Film versucht nun einerseits den damaligen Pressemeldungen nachzuspüren, woraufhin sich zwar die Zahl der gekauften Kinder reduziert, aber ob Hunderte oder 43 sind bei einer solchen Frage nicht wesentlich. Wohl aber, warum deren Eltern dies taten und vor allem, ein Hauptteil des Films, was –beispielhaft an Addakou und Nouman erzählt – mit diesen Kindern und Jugendlichen geschah.
Der vom Paulus zum Saulus degradierte Fußballer, dessen Karriere damit beendet wurde, kam auch zu Wort und selbst der damalige Manager von Wolfsburg, Peter Pander trifft auf den Entlassenen und findet das alles auch nicht mehr so gut. Eine eindeutige Richtung entwickelt der Film nicht, aber er stellt viele Fragen und macht nachdenklich, sowohl über das Phänomen wie auch den Umgang damit in der öffentlichen Meinung. Das Schiff? Nein, das ist nicht in Wirklichkeit verschwunden, sondern nur aus dem Blick der Öffentlichkeit. Als Wrack liegt es im Wasser und sein Wächter, Papa Dora, ist es, der die Erzählstränge im Film bündelt.
„Soul Boy“, „Megamind“ und „Home for Christmas“
Auch über diese drei Filme finden Sie im Weltexpress ausführliche Kritiken. „Poesievoll“ wurde genannt, was Tom Tykwer in Kibera, dem größten Slum Nairobis in diesem Kinderfilm „Soul Boy“ produzieren ließ. Da geht es um einen 14jährigen, der die verlorene Seele seines Vaters sucht, und in ein Dazwischen von Welt und Mythos gerät. Lesen Sie selbst nach. Regie führt Hawa Assuman in dieser deutsch-kenianischen Produktion 2010.
Fast zu viel Wind macht „Megamind“, ab 6 Jahren freigegeben, weil diese 3D animierte, zum Lachen reizende Persiflage eines Superhelden so viele Gags bringt und die Augen einem vor den Feuerwerken auf der Leinwand bald wehtun. Um was es geht? Da hat ein Superschurke Langeweile, produziert einen weiteren Superschurken, an dem das Schurkischste ist, daß er dem Meister nichtmehr gehorcht. Wie das so ist. Das Lustige ist dann, daß dieser nicht mehr den Allgewaltigen darstellt, sondern zum Antihelden geriert, allein schon wie er aussieht: ein Wasserkopf, pures Gehirn übrigens, und irgendwie altmodisch in Kleidung und Gebaren. Entdeckt er deshalb in sich den guten Kern. Mehr im Film.
Über den norwegisch-deutschen-schwedischen Film über die Sentimentalitäten, die einem Weihnachten übergebraten werden, wollen wir hier schweigen. Sicher gibt es immer ein paar Menschen, die sich von vorgeführten Schicksalen, die durch Weihnachten einen anderen, einen positiven Verlauf nehmen, angerührt fühlen, weil sie nicht von der Bandbreite wissen, mit welchen Ausmaßen die Gefühle von Menschen kommerzialisiert werden. Da ist jedes Mittel recht. Auch Weihnachten.
“22 Bullets”
„Für diesen Job lasse ich meine Gefühle zu Hause“, sagt dagegen eine Polizistin eiskalt in dem im Original „Der Unsterbliche“ betitelte Film „22 Bullets“. Das kennen wir doch schon. Ja, das kennen wir und so wirkt dieser Film um den ehemaligen Mafiaboß (Jean Reno) wie eine zusammengerührte Wiederauflage vom „Paten“ bis zu „Leon – der Profi“. In letzterem Film von Luc Besson war Jean Reno der anrührende, ach so melancholische und absolut kindliche Auftragskiller, dem die Herzen der Zuschauer zuflogen. Hier aber werden – wie im obigen Zitat – gnadenlos die Gefühle ausgespart, auch die beim Verfertigen des Films um einen nur noch der Vergangenheit nachweinenden Killer, denn soviel Lieblosigkeit hat ein Jean Reno nicht verdient. Der muß, schwer verletzt, auch noch erleben, daß sein bester Freund gefoltert, die Familie entführt wird. Innerlich bäumt sich die alte kriminelle Energie im Erzschurken auf, der ein so guter Familienvater und Bürger ist, und nun sein altes Handwerk erfolgreich wiederaufnimmt. Alles sehr durchsichtig, aber immer wieder auch brillant fotografiert.
„Fritz Bauer. Tod auf Raten“
Noch einmal der Tip: Vergessen Sie nicht im hessischen Raum die erneute Aufführung von „Fritz Bauer. Tod auf Raten“ in den Naxoshallen am 7. Dezember! Unsere erneute, ausführlichere Besprechung folgt.