Wie wir vom WELTEXPRESS Gourmet schon seit Jahren die Hochküche in den Niederungen des Spät- und Metropolenkapitalismus Irgendwo im Nirgendwo, auf dem Land, in der Provinz suchen und finden, um zu berichten, wollten bei der deutschen Antwort auf den Osteria d’Italia „über 25 000 Anhänger regionaler, traditioneller Küche“ dabei sein.
Gault Millau und Michelin werden für die Bourgeoisie produziert, die die Müßiggänger gern beiseite schiebt, und bietet beim Blättern elitäre Gutleutgastronomie für alle, die was im Beutel haben. Haben ist daher das Prädikat dieser Küche.
Die Slow Food-Bewegung setzt andere Akzente und der Slow Food-Genussführer ist eine echte Alternative für Besseresser. Statt mit Sternen oder Rang für Namen glänzt der Neue mit persönlichen Beschreibungen von feinen Restaurants, Landgasthöfe und Weinstuben, denn "das Herz der kulinarischen Identität Deutschlands liegt (…) in den regionaltypischen Gasthäusern" (Carlo Petrini). Da, wo der Mensch statt haben will noch sein kann.
Anders gesagt und vom Oekom Verlag vermarktet: „Regional geht vor international, handwerklich vor extravagant, bezahlbar vor hochpreisig.“ Das Essen soll lokal, gesund, sauber und fair – und häufig auch bio“ sein. Und da isst Deutschland am schönsten.
Die zweiten Ausgabe wurde um „über 120 neuer Gasthäuser“ auf 406 Restaurants erweitert. Außerdem werden Hinweise auf Kleinbrauerei und Fischerkate, Manufakturen und Produzenten um die Ecke gegeben. Keine Frage: Die Schnecke hält Kurs.
* * *
Slow Food Deutschland e.V. (Hrsg.), Slow Food Genussführer, Deutschland 2015, 448 Seiten Oekom Verlag, München 2014, ISBN-13: 9783865816634, Preis: 19,95 EUR (D)