Wir waren Helden oder Hoch in den Bäumen – Serie: Direktberichterstattung über ein Wochenende in Wales (Teil 4)

Gut, daß uns, einem Schwaben, einem Bayer und einem Preußen, die Wege nach Wales – pardon: nach Cumry – führten. Gut auch, daß der Marketing-Plan der Verantwortlichen vor Ort das und vor allem uns vorsah. So können wir drei Journalisten deutscher Zunge kommen, sehen und können diese Sätze nur bestätigen. Siegen auch Sie und buchen Sie noch heute eine Reise ins keltische Cumry.

Heute Vormittag stand ein Waldspaziergang auf unserem Programm und der hatte Thrill (sic!). Bin noch ganz angethrillt und fasse mich daher kurz. Also: Sean Taylor, der vollschlanker und kahlgeschorene Direktor von Tree Top Adventure begrüßte uns auf der Veranda seiner erst wenige Wochen alten Holzhütte am Fuß eines bewaldeten Hügels in Snowdnonia. Aus einem breit grinsenden Nund hörte ich „Welcome to Tree Top Adventure’s thrilling high ropes course“. Mir gefror das Lächeln augenblicklich. Thrill? Begeisterung und Spannung sollte ich erfahren und zwar in seinem hauseigenen Hochseilgarten, der von unten schon einem Parcours de tourtour glich. Die Schwierigkeiten fingen ganz klein an. Schon beim Anziehen mußten mir meine Kollegen der schreibenden Zunft die Hand reichen. Sicherheitsgurt an, Seile um den Arm, Helm auf den Kopf und Foto- und Film-Kameras um den Hals. „Ab in die Bäume“, ruft uns Sean hinterher, lächelt uns aufmunternd zu und grinst dennoch verschlagen. Von einem Adventure-Aktivisten der ersten Stunde bekommen wir eine kurze Einführung und werden auf die erste Runde geschickt, nicht ohne den nutzlichen Rat, sich aufrecht zu halten statt sich krumm zu machen. Gleichgewicht sei eine Sache des aufrechten Ganges wird gesagt. Das hätte von Darwin stammen können, denke ich und hangel wie ein Affe den Kollegen filmend und fotografierend hinterher.

Die erste Runde ist geschafft und das war leichter als gedacht. Die zweite und letzte Runde sei nicht schwieriger, versichert man uns von unten, nur höher. Wenn`s weiter nichts ist, meinen wir und machen weiter. Mit jeder Übung klettern wir Kollegen dem kollektiven Hochgefühl beim Abgang entgegen. Dieses „most exhilarating heart pounding and awesome adventure“ nah an Baum und Borke riecht stark nach Teambuilding und Männerschweiß. Oder ist es der Regen, der warm und weich an diesem Sommertag vom Himmel fällt? Wie dem auch sei, dieser touristisch orientierte Seilgarten hat auch einen pädagogischen Wert, jedenfalls für die Gruppe vor uns. Da turnen ein Dutzend Soldaten aus dem Vereinigten Königreich für Ihre Majestät des Vereinigten und trainieren ihre Fitness. Wir holen die Truppe der Roayal Airforce, die den Gang nach unten angetreten hat, am Ende ein. Beherrschen wir etwa die bessere Klettertechnik? Dann verschwindet der Schwabe, alsdann der Bayer. Als ich am höchsten Punkt des Waldseilgartens an der Reihe drin, will ich wissen, wohin und schaue runter. Mein Fehler. Von nun an bringen mich keine zehn Pferde auch nur einen Schritt weiter. Mit ausgestreckten Armen solle ich vortreten, raunt mir eine taffe Outdoor-Trainerin, die den Absturz überwacht, ins Ohr. Nun, daß Blut pulsiert merklich durch meine Adern, bin nicht mehr schwindelfrei. Auf ihren Vorschlag, mir einen kleinen Schubs geben zu lassen, willige ich ein. Plumps. Schon bin ich unten bei den Briten. In Wikipedia lese ich gerade; daß während des 2. Weltkrieges „Seilgärten als Hindernisparcours zum Training der körperlichen Fitness vom britischen Militär eingesetzt“ worden seien. Kein Wunder, daß die dann doch schneller unten waren als wir. Doch unser erlebnispädagogisches Hängen und Hangeln in den hohen Seilen hat uns zusammengeschweißt und so gehen wir als touristisches Team in die nächste Etappe. Über Mountainbiking später mehr!

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Tree Top Adventure Ltd., Geiryonydd Cottage, Trefriw, Conwy County, LL27OJJ, Phone: 0169-0710914, Email: info@ttadventure.co.uk

Visit Northwales

www.visitnorthwales.co.uk

Visit Wales, Brunel House, 2 Fitzalan Road, Cardiff CF 24 OUY

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