„Willst Du Frieden…“

Taube. Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Man erinnert sich an die lateinische Maxime „Si vis pacem para bellum“ – „Wenn Du den Frieden willst, so rüste Dich für Krieg“. Damit mag es gelegentlich seine Richtigkeit haben, doch kennt die Geschichte krasse Gegenbeispiele: Insbesondere Hitlerdeutschland, das Ende der 1930er Jahre des letzten Jahrhunderts in einem fieberhaften Rüstungswahn befangen war – keineswegs, wie wir wissen, in friedlicher Absicht. Ist der gegenwärtig in Südostasien stattfindende Rüstungswettlauf, wie ihn die Welt seit dem Kalten Krieg nicht mehr gesehen hat, eine Friedensgarantie oder Auftakt zu einem globalen Kräftemessen?

Vor vier Jahren lancierte China ein intensives Programm zur Errichtung zahlreicher militärischer Stützpunkte im Chinesischen Meer: Korallenriffe werden zu massiven Festungen mit Landebahnen umgebaut. Bollwerke, die verhindern sollen, dass die USA in dieser Region militärisch Fuß fassen können – und die Chinas wirtschaftlich-politischen Expansionskurs militärisch untermauern. Zugleich rüstet China seine Flotte mit Flugzeugträgern und U-Booten in großem Stil auf und hat jetzt weitgehend erfolgreich einen Hyperschall-Gleitkörper getestet, der nukleare Sprengköpfe ins Ziel bringen könnte, ohne von Radar oder Abwehrraketen erfasst zu werden.  

Die USA haben die Konfrontation mit der aufsteigenden Weltmacht China als erste Priorität definiert – anstelle der Terrorismusbekämpfung. Dazu gehört der in Geheimverhandlungen entstandene, AUKUS-Pakt zwischen den USA, Großbritannien und Australien, der mit einem Eklat begann: Australien stornierte kurzerhand die für Frankreich höchst bedeutsame Bestellung von dieselelektrischen U-Boten und wird diese für Dutzende von Milliarden Dollar durch mindestens acht nukleargetriebene U-Boote ersetzen, die China in Schach halten sollen. Der Nato-Partner Frankreich wurde diplomatisch vor den Kopf gestoßen und das Atlantische Bündnis damit strategisch abgewertet. Doch sichern sich die USA, sekundiert von den Briten, in Fernost, ihrem neuen Focus, einen neuen Bündnispartner – gegen China. Dieses hat kürzlich mit dem groß angelegten Eindringen in die „Air Defence Identification Zone“ sein Säbelrasseln gegenüber Taiwan intensiviert, das es um jeden Preis zurückholen will. Zwischen dem zunehmenden Nationalismus Chinas und dem populistischen Chauvinismus in den USA könnte die Welt wie 1914 in einen neuen Weltkrieg stolpern.

Anmerkung:

Vorstehender Artikel von Dr. Charles E. Ritterband wurde in „Voralberger Nachrichten“ am 29.10.2021 erstveröffentlicht.

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