Wer das Eisen hat, hat die Macht – Serie: „Die Kelten. Druiden.Fürsten.Krieger“ im Weltkulturerbe Völklinger Hütte (Teil1/3)

Der Armring von Rodenbach

Die Druiden? „Naturphilosophen und Opferpriester“, nennt Bernhard Maier sie im Katalog. Sie waren auf jeden Fall die geistige und wohl auch geistliche Oberschicht der Kelten, auch Heiler und Propheten, die sagten, wo es lang ging und mit den Göttern Kontakt pflegten, weshalb sie ihren Mitmenschen jegliche schriftliche Aussage über ihren Glauben verboten. Herrschaftswissen also. Sagt Gaius Julius Caesar, also ausgerechnet derjenige, der den Kelten den Garaus machte (De Bello Gallico) und das nicht alleine, sondern im Verbund mit anderen römischen Herrschern, bis das riesige Keltenreich zerstört war und von innen her ausblutete.

Im Westen wurde der Niedergang besiegelt durch den Sieg Caesars über Vercingetorix bei Alesia, 52 v.Chr., was Asterix und Obelix zum Leben verhalf und den Besiegten trotz seiner Niederlage, aber wegen seines heldenhaften Kampfes zum Nationalhelden Frankreichs machte. Überhaupt sprechen die Griechen und Römer in ihren Schriftquellen über die Kelten voller Hochachtung über ihre Gegner, was aber auch ein Topos der Geschichtsschreibung ist, um sich selbst zu erhöhen, wenn man einen gewaltigen Feind besiegt. Alles in allem ist unser Bild der Kelten aus den alten Schriftquellen gespeist. Selbst die Bezeichnung „Kelten“ haben wir von den Griechen und Römer für diese Völkerscharen, die keine einheitliche Ethnie bilden, aber über die Eisenverhüttung eine gemeinsame technologische Grundlage hatten, die ihr Leben bestimmte.

Das ist immer höchst zweifelhaft, wenn der Sieger die Geschichte der Besiegten schreibt und selbst ein so wunderbarer und genauer Naturforscher wie Plinius der Ältere kann uns mit seinen Ausführungen über die Druiden, die Misteln von den Bäumen zum Opferungsprozeß oder etwa zum Brauen eines Zaubertranks holen, wobei die Eiche der bevorzugte Baum ist, nicht so richtig weiterhelfen.

Es müssen also die Gegenstände sprechen. Das können sie selten alleine, weshalb diese Ausstellung den Besuchern die „rekonstruktive Archäologie“ nahebringt, was einer interpretierenden Restaurierung auf der Basis des Nachschaffens entspricht und in einer gesonderten Abteilung „Das Leben der Kelten in der Eisenzeit“ und damit den Alltag vor 2500 Jahren vor unsere Augen bringt: die Hütte mit Feuerstelle und Bett wie noch heute bei Bergbauern, das Essen, die Gewürze und Düfte, die Schuhe, die Wolle und Färbeprozesse, den Webstuhl, die Kleidung von Mann und Frau, die Felle, die Waffen und den vierrädrigen Transportwagen sowie den zweirädrigen Streitwagen und vor allem die Eisenverhüttung, um die es hier in Völklingen – der ehedem umfangreisten Eisenproduktion – und in der Eisenzeit gleichermaßen ging, die mit dieser technischen Innovation den Kelten zu einer höherwertigen Kultur verhalf, was sich in ihren Gebrauchsgegenständen genauso zeigt, wie in den rituellen oder auch den Waffen und dem Schmuck.

Und nun kommt das 19. Jahrhundert ins Spiel und wir finden die Konzeption völlig passend, wie diese Ausstellung das Keltentum über die Gräberfunde des 19. Jahrhunderts aufzäumt. Denn vorher wußte man nichts Handfestes über diese Kelten: Das Fürstengrab von Schwarzbach, 1849 gefunden, datiert 480-370 v.Chr., 1851 das Fürstengrab von Weiskirchen, 1836 das von Fuchshubel, 1854 das weibliche Fürstinnengrab von Limberg, 1858 das von Bessingen, 1874 das von Rodenbach und so weiter und so fort. Gefunden hatte man in den Gräbern das, was in der Hütte nun ausgestellt wird: wunderbar gefertigter, im Dekor und der Ausführung hochwertiger Goldschmuck, so viel, so reichhaltig und so unterschiedlich, daß man sich gut vorstellen kann, wie das Goldfieber nun auch die ergriff, denen die Archäologie egal, aber das Gold alles wert war. Die Grabräuber haben vieles zerstört. Fortsetzung folgt.

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Ausstellung: bis 22. Mai 2011

Katalog: Die Kelten/Duriden.Fürsten.Krieger. Das Leben der Kelten in der Eisenzeit vor 2500 Jahren, hrsg. von Meinrad Maria Grewenig, Springpunkt Verlag 2010

Sie schlagen den Katalog auf und sehen auf Schwarz eine der schönen güldenen Halsringe und das kleine Pferd, die in unserem Artikel völlig ausgelassenen Münzen, hier die in der Nachfolge des Philipp von Makedonien gefertigte aus Gold und Sie haben gleich auf den ersten Blick das ästhetische Empfinden, das Sie auch in der Ausstellung begleitet, daß es sich hier um hochwertige Erzeugnisse der Goldschmiedekunst handelt, von der sie auf einmal den Eindruck gewinnen, daß es gar nicht um angewandte Kunst geht, sondern um Kunst generell. Diese ganzseitigen wunderschönen Fotografien ziehen sich durch den ganzen Band, weshalb man ihn gleich als Kunstband empfehlen kann, aber in der Regel kauft man Kataloge wegen der Essays, um das Geschaute dann zu Hause zu vertiefen.

Das ist in diesem Fall besonders zu empfehlen, denn wir beispielsweise waren dann doch etwas geknickt, als wir unsere Keltensachen aufstöberten, wie alt die in der Regel und damit wissenschaftlich überholt sind. Einige gebräuchliche haben wir unten aufgeführt, aber Sie sollten auf jeden Fall die Ausführungen über die Entwicklung von der Hallstattkultur zur Latenezeit im Katalog verfolgen, wo auch viele Einzelstücke kurz schriftlich gewürdigt sind.

Miranda J. Green, Die Druiden. Die Welt der keltischen Magie, in der es um die Weiterentwicklung der Druiden des Altertums bis ins Heute geht

Gerhard Herm, Die Kelten. Das Volk, das aus dem Dunkel kam, rororo 7067

Die Kelten in Mitteleuropa, Ausstellungskatalog Hallein, Österreich 1980

Das Rätsel der Kelten vom Glauberg, Ausstellungskatalog Schirn Frankfurt, Theiss Verlag 2002

Homepage: www.voelklinger-huette-org

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