Wenn uns das Öl ausgeht, haben wir nicht einfach nur kein Öl mehr

Bisher war dieses Thema, besser bekannt als Schreckensszenario fanatischer Fortschritts-Verweigerer, immer nur Spinnern oder Gutmenschen vorbehalten. Wer also wirklich genauer wissen möchte, was geschieht, bzw. eventuell schon längst geschehen ist, der sollte sich diese Studie einmal etwas genauer ansehen.

Wir richten unseren Blick nun auf einen Transformationsprozess für den Zeitraum 2025-2040, der als „Anpassung auf sich ändernde, sicherheits-politische, globale Rahmenbedingungen“ verstanden wird. Eine der sich verändernden Rahmenbedingungen wird die Verknappung von Rohstoffen und insbesondere des Erdöls sein. So soll die Studie Risiken beleuchten, die das gesellschaftliche in allen Bereichen beeinflussen oder gar verändern werden.

Die Studie weist darauf hin, dass 95 % aller industriell gefertigten Produkte von der Verfügbarkeit des Erdöls abhängen, so dass eine starke Verteuerung des Erdöls ein systemisches Risiko darstellt. Dieses Risiko wiederum wird begründet durch die vielseitige Verwendbarkeit des Erdöls als Energieträger und als chemischer Grundstoff. Und so äußern die Autoren die Ansicht, dass „so gut wie jedes gesellschaftliche Subsystem von einer Knappheit betroffen sein“ wird. Die Autoren halten sogar das Eintreten des Peak Oil um das Jahr 2010 für wahrscheinlich und gehen davon aus, dass sich die Auswirkungen mit einer Zeitverzögerung von 15-20 Jahren zeigen werden. Hier wird entschieden eine rechtzeitige Auseinandersetzung der Gesellschaft mit diesem Thema gefordert: „Der Faktor Zeit kann für den Erfolg der Transformation zu post-fossilen Gesellschaften dabei entscheidend sei. Um diesbezügliche demokratische Entscheidungsprozesse zu beschleunigen, müssen die Gefahren einer erodierenden Ressourcenbasis im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert werden. Nur so kann das notwendige Problembewusstsein für anstehende Weichenstellungen entstehen. Gleichzeitig müssen eigene Möglichkeiten der Vorbereitung geprüft und ergriffen werden.“

Die Auswirkungen: Mobilitätskrise, Nahrungsmittelknappheit, Transformations-Arbeitlosigkeit

Eine „Mobilitätskrise“ würde zu einer neuen Ausprägung der Wirtschaftskrise führen und alle damit zusammenhängenden Wirtschaftssektoren (Automobilindustrie, Baugewerbe, Tourismus) würden in einen Abschwung geraten, ganz zu schweigen von der Landwirtschaft. Leben in der Vorstadt und arbeiten in der Innenstadt bedarf einer beschleunigten Transformation im Individualverkehr und sollte schon längst bei stadtplanerischen Vorgängen berücksichtigt werden. Vorbeugendes Handeln bedeute beispielsweise für die Kommunen, so die Autoren, bereits heute Siedlungsstrukturen so auszurichten, dass sie möglichst ohne ölgetriebene Fahrzeuge zurechtkommen. Weiterhin weisen die Autoren darauf hin, dass die Umstellung auf Elektromobilität keine wirkliche Alternative darstelle, da diese Umstellung mit enormem Rohstoffeinsatz verbunden sei, die ebenfalls von Peaks bedroht seien. Darum sollten die Kommunen ihre verkehrsplanerischen Schwerpunkte auf Fußläufigkeit und energiearme Verkehrsmittel setzen.

Sehr ernst stehe es um die Auswirkungen einer Verteuerungen des Güterverkehrs: „Die internationale Arbeitsteilung in ihrer heutigen Ausprägung globaler Prozess- und Güterketten von Waren aller Art wurde maßgeblich durch technische Forschritte im Frachtverkehr ermöglicht, der im Kern auf fossilen Treibstoffen basiert. Im Unterschied zum Individualverkehr ist eine Elektrifizierung des Güterverkehrs mit den heute üblichen Verkehrsmitteln und in ausreichendem Umfang technisch noch nicht möglich. Daher bleibt insbesondere auf regionaler und lokaler Ebene fossile Mobilität eine Grundvoraussetzung dieser Mobilität, deren Einschränkung unmittelbare Auswirkungen auf den Handel und das Preisgefüge hat.“ Eine Versorgungskrise durch Peak Oil sei durchaus wahrscheinlich, insbesondere der Nahrungsbereich werde kritisch hinterfragt.

Unter anderem wird erwähnt, dass es fraglich sei, ob die deutsche Strategie „Exportweltmeisterschaft“ angesichts der drohenden Knappheit aufrecht zu erhalten sei und die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von der Automobilproduktion sei unter diesem Blickwinkel als gefährlich einzustufen.

Empfohlen wird beispielsweise, lokale Versorgungsstrukturen der zentralen Versorgung vorzuziehen: „Redundanzen sowie lokale Lösungen zur Erlangung einer materiellen Teilautarkie können helfen, Ressourcenbedarf und damit einhergehende Belastungen bei Preissteigerungen oder Ressourcenverknappung zu überwinden. Besonders in meist lang andauernden Stabilisierungseinsätzen in Gebieten mit rudimentärer Infrastruktur ist eine lokale Bedarfsdeckung einer von Deutschland aus gelenkten, umfassenden zentralen vorzuziehen“

Wer mehr über dieses Thema wissen möchte, sollte sich hier weiter informieren: www.peak-oil.com/peak-oil-studie-bundeswehr.php

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