Laut Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) belief sich Japans BIP im Jahr 2010 auf 5,39 Billionen Dollar. Auch beim Tempo des Wirtschaftswachstums hat Japan das Nachsehen (2,8 Prozent gegenüber nahezu zehn Prozent). Die Volksrepublik erlebt einen großen Wirtschaftsaufschwung, während Japan im eigenen Saft schmort. Der Export und die Verbrauchernachfrage in Japan gehen zurück. Bei dem aktuellen Tempo des Wirtschaftswachstums (selbst wenn es von zehn auf sieben bis acht Prozent sinken sollte) wird das Reich der Mitte laut Prognosen in spätestens zehn Jahren die USA als Spitzenreiter ablösen.
Das chinesische Wirtschaftswachstum ist größtenteils durch die Rieseninvestitionen in die Industrie und Infrastruktur bedingt. Nachdem zahlreiche internationale Konzerne ihr Engagement in China begannen, die von den billigen Arbeitskräften und dem wachsenden Eisen- und Autobahnnetz profitieren wollten, nahm auch der chinesische Export rasant zu. Dank den immer größeren ausländischen Investitionen stiegen auch die Aktienpreise auf den chinesischen Börsen sowie die Immobilienpreise.
Japan gilt für viele Experten als absolutes Gegenteil Chinas. Nicht umsonst gelten die letzten zehn Jahre als „verloren“ für Tokio. Man sollte allerdings nicht nur das BIP vergleichen. Denn obwohl der Wohlstand eines chinesischen Durchschnittsbürgers in letzter Zeit konsequent wächst, liegt zwischen seinen Jahreseinnahmen (etwa 4500 Dollar) und den Einnahmen eines Durchschnittsjapaners (40.000 Dollar) eine große Kluft. Die meisten Chinesen leben nach wie vor in der Armut und auf dem Lande.
Viele Experten schätzen das „chinesische Wunder“ eher skeptisch ein, weil Peking trotz des 20-jährigen Wirtschaftswachstums und des „Wettrennens“ mit Washington nicht gegen die wachsende Inflation, die größer werdende Blase auf dem Immobilienmarkt und andere potenzielle Gefahren immun ist. Aber wer ist heute schon davor geschützt?
RIA Novosti