Logisch, denn hier in der böhmisch-mährischen Region Tschechiens stehen bis zum 17. Februar elf Wettbewerbe auf dem Programm. Doppelt soviel wie gewöhnlich bei den neun Weltcup-Stationen des Winters.
Bei der letzten vor dem WM-Championat, in Antholz Mitte Januar, schätzte Schießstand-Chef Patrick Pallhuber, dass dort an vier Wettkampf-Tagen, sechs Rennen sowie durch Trainings-Einheiten "etwa 150 000 Patronenhülsen" im Schnee verblieben sind.
Bei der WM aber waren mit 377 aus 43 Nationen rund 100 mehr als in Antholz gemeldet. Rechnet man die erwähnten 1000 Schuss hoch auf jeden Akteur. Und bezieht die hier besonders intensiven Trainingssektionen mit ein, so dürfte in Nove Mesto wohl eine Hinterlassenschaft von etwa 350 000 Hülsen sowie die Kugeln aus Blei an die WM-Tage erinnern…
Die meisten Hülsen purzeln nach Repertieren runter von der Schießrampe nach vorn in eine Art Graben. Ein paar, die sich auf Matten oder im Schnee davor verirren, werden von Helfern in den Graben gefegt. Damit die empfindlichen Kunststof-Beläge der Ski beim Drüberfahren keinen Schaden nehmen.
Was aber passiert, wenn der Schnee verschwunden ist? – „Die Hülsen werden eingekehrt. Mit dem Besen, denn die Messing-Hülsen lassen sich maschinell nicht einsammeln, weil sie vom Magneten nicht angesogen werden", berichtet Antholz-Chef Pallhuber.
Und das Blei? – “Das filtern wir so gut wie möglich auch aus dem Erdreich, weil es ja giftig ist. “
Weil es im Pustertal auch ein Touristenschießen (5 Schuss inklusive Stadionbesichtigung für 12 Euro), taxiert er die Gesamtzahl nach einem Winter auf rund 300 000 Hülsen. Je zur Hälfte vom Weltcup und der Touristen-Ballerei. So kämen etwa 500 kg Buntmetall zusammen, das der Wiederverwertung zugeführt wird. Und dabei der „Trinkkasse “ einen ansehnlichen Euro-Betrag beschert.
Ein ähnliches Schicksal dürfte den metallenen Überbleibseln der WM-Tage beschieden sein.
Hönig gibt zudem an, dass ein Topathlet pro Jahr Munition für etwa „10 – bis 12000 Schuss verbraucht “. Aus welcher Produktion, ist frei. Hersteller kommen vor allem aus Skandinavien, Russland und Deutschland. Die Deutschen bevorzugen die Produkte der Firma „Lapua “ aus Schönebeck an der Elbe.
Während das Gewicht der Patrone – Kaliber 5,62 mm – erstaunlicherweise nicht limitiert ist, hat man seit einiger Zeit die Vorgabe seitens des Weltverbandes IBU, das Bleigeschoss darf nicht schneller als 380 m/s fliegen.
Munition für unterschiedliche Temperaturen, von Plusgeraden bis minus 20 Grad, existiert nicht. Hönig: „Wir testen die Munition aber im Eiskanal und haben festgestellt, wenn die Treffergenauigkeit da gut ist, dann funktioniert es bei allen Temperaturen. “
Wichtig sei vor allem, die Munition „für die gesamte Saison möglichst aus einer Herstellungscharge zu erhalten. Ansonsten kann es passieren, dass die Treffer bei fixierter Visierung bis zu drei oder vier Zentimeter abweichen. Obwohl es Patronen ein und des selben Herstellers sind. “ Eine Wissenschaft für sich sei die Produktion von Patronen möglichst identischer Eigenschaften!
WM und Weltcup sind nicht die einzigen Verursacher eines sportlichen Patronen-Exodus. Da gibt es den nachrangigen IBU Cup, Nachwuchs-Wettkämpfe-und Meisterschaften und sogar Sommer-Wettbewerbe… so dürfte vermutlich ein Gesamtverbrauch im einstelligen Millionenbereich zusammen kommen.
Und nicht immer landen die metallenen Reste übrigens ganz profan im Hochofen. Finnlands Topathletin, Sportlerin des Jahres und Weltmeisterin Kaisa Mäkäräinen, hat es vorgemacht und sich daraus Ohrschmuck fertigen lassen. Natürlich nach "eigenen Vorgaben und nicht aus Gold oder Silber, sondern mit Originalhülsen “.