Weckruf erhört, Sinnkrise aufgearbeitet – Nach zwei Heimsiegen jubilieren die Eisbären-Fans: „Oh, wie ist das schön…“

Tallackson und Borer (Archivbild). © Foto: Bernd König

Am Freitag wurde der Dritte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), Adler Mannheim, 4:2 bezwungen. Am Sonntag die zweitplatzierten Tomas Sabo Ice Tigers Nürnberg 6:1 nach Hause geschickt.

Damit hat sich der DEL-Rekordmeister zwar nach etwas mehr als einem Drittel der Hauptrunde und 19 Saisonauftritten nur von Rang zehn auf die achte Position vorgearbeitet, aber offenbar seine Sinnkrise überwunden.
Dass eine Sinnkrise die Mannen um Kapitän Andre Rankel tatsächlich erfasst hatte, machte vor rund zwei Wochen das 0:8-Debakel in Wolfsburg deutlich. Die schlimmste Pleite der Berliner seit fast 20 Jahren!

Zum Glück kam wegen des Nationen Cups der Nationalmannschaft eine DEL-Spielpause. Da konnte sich die Mannschaft – neben konzentriertem Training – auch mal darüber verständigen: Wer sind wir? Was wollen wir? Wie müssen wir das gemeinsame Ziel angehen?

Offensichtlich hat man dazu einen gemeinsamen Nenner gefunden. Und sich tatsächlich, wie vom Kapitän vorhergesagt, nun als „eine ganz andere Mannschaft“ vorgestellt.

Der größte Unterschied zu enttäuschenden Auftritten in dieser Saison: Die Eisbären, von denen einige sich bis dahin als Spielgemeinschaft verstanden, haben sich diesmal als Kampfgemeinschaft präsentiert. In der jeder alles getan hat – keinen Schritt, keinen Zweikampf oder Block gescheut hat -, um als Kollektiv siegreich vom Eis zu gehen. So drehte man gegen Mannheim nach 1:0 und 1:2 das Spiel zum 4:2 und bot im Schlussdrittel den bis dahin besten Teilabschnitt im Spieljahr. Und steigerte sich gegen Nürnberg mit an beste Zeiten erinnerndem Passspiel zur wohl stärksten Saisonvorstellung!

Eisbären-Cheftrainer Jeff Tomlinson, den einige Boulevard-Gazzetten nach dem Abrutsch in den Tabellenkeller am liebsten in die Wüste geschickt hätten, jedenfalls war zufrieden: „Wir haben diesmal 60 Minuten konzentriert und konstant gespielt, was bisher nur in Ansätzen erkennbar gewesen war. Grundlage war, dass die Defensive sehr gut gestanden hat. Dann kommt der Erfolg in der Offensive fast von allein.“

Wie stark die Abwehr funktionierte, zeigte sich gegen Nürnberg bei zwei Treffern der Berliner in Unterzahl. Und endlich erwies sich nicht nur die bis dato mit Abstand erfolgreichste Rankel-Reihe mit TJ Mulock und Julian Talbot (für fast die Hälfte aller Tore verantwortlich) als Bedrohung für das gegnerische Gehäuse. Sechs Tore, sechs Torschützen waren es diesmal.

Darunter zwei der Verteidiger sowie aus allen drei Angriffstrios!
Ja, die Spielpause habe geholfen, „Klarheit im Kopf zu bekommen“, wie Verteidiger Frank Hördler den kommunikativen Austausch in der Auszeit umschrieb: „Aber jetzt haben wir erst zwei Spiele das gezeigt, was sich die Mannschaft vorgenommen hat. Die Fehler sind weniger geworden und die Stimmung ist wieder positiv. Und auch das Selbstvertrauen ist wieder da. Aber nun müssen wir dranbleiben und die Serie möglichst erfolgreich fortsetzen.“
Denn bei 10 Siegen und neun Niederlagen ist der Anschluss zu den begehrten vier Spitzenrängen ein wenig verloren gegangen.

Tomlinson, der das 0:8 als Weckruf einordnete, fordert daher: „Nun müssen wir nach fünf Heimsiegen endlich auch mal auswärts punkten.“ Da sind am Dienstag die heimstarken Straubinger der erste Prüfstein.

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