Begriffe wie Fusion oder gar Übernahme sollen die Gemüter nicht noch einmal erhitzen und bleiben in diesem Text deshalb außen vor. Der Stachel im Fleisch des Deutschen Nationaltheaters saß jedenfalls tief. Die Herausforderung war formuliert. Intendant Märki nahm sie an und sein Opernchef Schulz freilich mit.
Das ist, wie gesagt, ein paar Jahre her. Seit dem ist die Liste der Inszenierungen lang geworden, das positive Echo seitens des Feuilletons und des fleißig strömenden Publikums anhaltend. Da glänzen Inszenierungen wie Zauberflöte, Tosca und La Traviata – Händels Alcina nicht zu vergessen – auf der einen Seite. Auf der anderen sorgt Wagnerwucht mit dem Ring des Nibelungen für Furore und mit Tristan und Isolde für lebhafte Diskussionen (Endlich mal Farbe bei Wagner!).
Auf Operndirektor und Regisseur Michael Schulz, der den Ring nach über fünfzig Jahren wieder auf die Weimarer Bühne brachte und sich damit eine – wenn überhaupt benötigte – große Referenz für sein weiteres Wirken schuf, folgte 2008 Karsten Wiegand. Der agiert gekonnt und mit glücklicher Hand. Der weiß, dass man das Böse auch hinter der quietschbunten Fassade unseres Jetzt den Leuten vor Augen führen muss.
Das Deutsche Nationaltheater Weimar, das Staatstheater Thüringen, hat ein ansprechendes und als Mannschaft gut funktionierendes Ensemble. Es arbeitet natürlich auch immer wieder mit Gästen. Da dürfte aber weniger die Sucht nach Weltstars – die führt in einer Stadt wie Weimar glücklicherweise ein verkümmertes Dasein – als das Bedürfnis nach höchstqualifiziertem Personal für Schlüsselbesetzungen oder durchdachte Mehrfachbesetzungen eine Rolle spielen.
Freilich lässt sich auch ins Feld führen, dass das Haus finanziell nicht ausreichend für genügend feste Bindungen gesichert sein wird. Aber dieses Thema bleibt immer ein schwieriges in Thüringen mit seiner Altlast aus den lange vergangenen Zeiten der Kleinstaaterei, heute freundlich reiche oder vielfältige Theaterlandschaft genannt. Wenig Geld für viele Häuser summieren sich trotzdem in hohen, schwer zu stemmenden Kosten für Land und Kommunen. Das bekommen in der Regel auch die anderen Kunstsparten mit dramatisch bescheidenen Etats zu spüren. Die Breitenkultur kann ein Lied davon singen, ein trauriges.
Die Theaterleitung in Weimar wie auch andernorts kann auf eine Grundsicherung bauen und ist weiterhin herausgefordert, sportlich zu agieren. Das kann gut gehen, wie man in Weimar sieht. Qualität setzt sich durch, für gute Besucherzahlen, aber auch gegen Mitbewerber. Im Leistungssport bekommen die Besten immer auch die solideste Förderung. Aber das ist sicher ein ganz anderer steiniger Acker.
Ich habe zuletzt eine Aufführung von La Traviata gesehen. Dort, noch im Eingangsbereich des Theaters, kam mir diese Idee von Sport, als beim Gerangel um die letzten Karten die Ellenbogengesellschaft in die Kulturbürger fuhr.
Deutschen Nationaltheater und Staatskapelle Weimar – Staatstheater Thüringen
Die nächsten Aufführungen des Musiktheaters:
Alcina (Georg Friedrich Händel)
Freitag, 30. März 2012, 19:30 Uhr
Sonntag, 15. April 2012, 16:00 Uhr
Die Zauberflöte (Wolfgang Amadeus Mozart)
Sonntag, 1. April 2012, 19:00 Uhr
Faust – Margarethe (Charles Gounod)
Freitag, 6. April 2012, 18:00 Uhr
Die Krönung der Poppea (Claudio Monteverdi)
Samstag, 7. April 2012, 19:30 Uhr
La Traviata (Giuseppe Verdi)
Sonntag, 8. April 2012, 19:00 Uhr
Die Hochzeit des Figaro (Wolfgang Amadeus Mozart)
Freitag, 13. April 2012, 19:30 Uhr
Arabella (Richard Strauss) – PREMIERE
Samstag, 21. April 2012, 19:00 Uhr