Auf den Webseiten findet man auch Ausführlicheres zu den Unternehmungen, wie Techniken des Mittelalters in lebendigen Werkstätten angewandt, also gelernt werden können, aber auch, daß die deutsche Literatur längst das staufische Herrschergeschlecht zum Thema hatte. Am 10. Dezember wird der Intendant des Theaters im Pfalzbau, Ludwigshafen, Hansgünther Heyme, seine Bearbeitung des Tragödienzyklus „Die Hohenstaufen“ von Christian Dietrich Grabbe (1829/30) lesen und dessen Rezeptionsgeschichte vermitteln. Dann kann man auch der interessanten Frage nach den „Hohenstaufen“ und den „Staufern“ nachgehen. Was in Mannheim dann besonders reizvoll ist, ist das Feiern der „Italienischen Lebensart“, der bei den Schloßführungen das Motto „Kennst Du das Land wo die Zitronen blüh’n?“ vorangestellt ist, das Gedicht der Mignon aus Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, oft vertont, auch von Beethoven.
Wichtig ist auch die Sonderausstellung der Kunsthalle „Piranesi inszeniert die Antike“ als Hommage an die ewige Stadt vom 25. September bis zum 5. Dezember. Das auf lange Sicht Wichtige ist die anspruchsvolle Vortragsreihe, die viele Aspekte der Staufer, des Mittelalters und neue Fragestellungen dazu thematisieren. Dabei sind der Mediävist Prof. Stefan Weinfurter von der Universität Heidelberg und sein Kollege Bernd Schneidmüller. Der Spiritus Rector des Stauferjahres, Alexander Schubert, hält am 4. November einen Vortrag „Die Rückkehr der Stauferkaiser – Heilserwartung und Wiederkehrglaube“, der sicher für das Publikum besonders spannend ist.
Bei den interessanten Vorträgen, die auch den Kunsthistoriker Gerhard Wolf aus Florenz mit „Die Bilderchronik des Petrus von Eboli“ am 27. Januar 2011 nach Mannheim bringt, vermissen wir allerdings einen, den Mittelalterexperten Prof. Johannes Fried, ehemals Universität Frankfurt am Main sehr! Ihm verdanken wir wichtige Kenntnisse und Erkenntnisse über die Staufer und es ist eine gute Gelegenheit, auf sein Grundlagenwerk „Der Weg in die Geschichte“ zu verweisen, Band I der Propyläen Geschichte Deutschlands, in dem die Voraussetzungen geklärt werden, auf die die Staufer stießen, denn der dicke Band behandelt den Zeitraum „bis 1024“. Sein weiteres Werk „Das Mittelalter. Geschichte und Kultur“ umfaßt dann auch diese. Wir erinnern uns auch an die „Stauferstudien“. Beiträge zur Geschichte der Staufer im 12. Jahrhundert“ von Odilo Engels, bei Thorbecke 1988 als Festgabe zu dessen sechzigsten Geburtstag erschienen, u.a. von Stefan Weinfurter herausgegeben, der nun die Stauferausstellung in Mannheim wissenschaftliche begleitet.
Es ist aber ein echtes Potpourri, das die Besucher erwartet, denn natürlich sind solche kulturellen Großereignisse, die Menschen aus allen Richtungen anziehen und dies auch tun, sehr gut geeignet, dem notwendigen Bedürfnis nach Speis und Trank eine spezifische, hier mittelalterliche Note zu geben. Zum mindesten dem Trank. Denn da hat einmal das Mayer-Bräu aus Oggersheim ein Staufenbier zur Geschichtsschau zusammengebraut und sagt dazu: „Als älteste Brauerei der Pfalz besitzen wir sehr viel Erfahrung in der Herstellung traditioneller Biere nach alten Brauverfahren.“ Die heutige Bierkultur ist tatsächlich eine Errungenschaft des Mittelalters und wurde vorwiegend in den Klosterbrauereien hergestellt. Allerdings gab es noch keine Reinheitsgebote, geschweige denn einzuhaltende Zutaten, die festlegten, wie die Würze aus Gerste, Weizen oder Hafer bestehen sollte. Die Bierpantscher waren also am Werk, was erst seit dem Jahr 1516 unterbunden wurde, denn schon damals wurde per Gesetz das Bierpantschen untersagt und die Inhaltstoffe Hopfen, Malz und Wasser verbindlich festgelegt.
Wichtig ist auch der Hinweis auf die touristischen Möglichkeiten, sich mit eigenen Augen die in unmittelbarer Nähe gelegenen historischen Stätten, die noch authentisch sind, in den drei Bundesländern anzuschauen. Von der Burganlage auf dem Trifels im Westen bis Haßmersheim im Osten, vom Kloster Lorsch im Norden bis zur Festung Steinsberg bei Sinsheim im Süden reicht ein mittelalterlicher Kulturpfad, auf die sich die Spuren der Staufer verfolgen lassen. Neben diesen unmittelbaren Stätten, reizen die baulichen Überbleibsel wie die Kaiserpfalzen Bad Wimpfen in Baden-Württemberg, Ingelheim in Rheinland-Pfalz und Gelnhausen in Hessen.
Letzere wollen wir als nächstes besuchen und dort gibt es auch den Stauferwein aus Hessen, der ein Rauenthaler Gehrn ist, ein Riesling trocken, 2009, Spätlese, den wir leider genauso wenig verkostet haben wie den Stauferwein für Baden-Württemberg der Fellbacher Weingärtnerei. Und von Rheinland-Pfalz wissen wir gar nichts über einen Wein, können uns aber schlicht nicht vorstellen, daß das größte deutsche Weingebiet keinen Stauferwein anbieten sollte. Und so muß es auch sein, denn am 26. August ist in den Reiss-Engelhorn-Museen eine Veranstaltung angekündigt: „Weinprobe der drei Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen“! Fortsetzung folgt also.
Schriftwerke:
Katalog und Essayband „Die Staufer und Italien“, hrsg. von Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter und Alfried Wieczorek, zweibändig im Schuber, Konrad Theiss Verlag Stuttgart
Tagungsband „Verwandlungen des Stauferreichs“, hrsg. von Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter und Alfred Wieczorek, Konrad Theiss Verlag
Tagungsband „Staufisches Kaisertum“, hrsg. von Stefan Burkhardt, Thomas Metz, Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter, Schnell und Steiner Verlag, Regensburg
Reiseführer „Reiselust Stauferzeit“, hrsg. von Alfried Wieczorek, Schnell und Steiner Verlag, Regensburg
Info: Das Projekt „Die Staufer und Italien“ hat das Mittelalter zum Inhalt, dessen Machtzentren sich auf Burgen konzentrierten, weshalb es eine sehr gute inhaltliche Vorbereitung oder Nachbereitung ist, sich die beiden Burgen-Ausstellungen in Berlin und Nürnberg – vergleiche unsere Artikel – anzuschauen. Über deren Kataloge schrieben wir: Grundsätzlich gibt es zu den beiden Burgenausstellungen in Nürnberg und Berlin drei Bände, denn der Begleitband „Die Burg“ zu den beiden Ausstellungen „Mythos Burg“ und „Burg und Herrschaft“ , alle im Sandstein Verlag, Dresden 2010, faßt die wissenschaftlichen Ergebnisse zusammen, die im Vorfeld zusammenkamen und mitausschlaggebend dafür sind, daß die Ausstellungen mit viel Unsinn aufräumen, was sich in bundesdeutschen Köpfen durch falsche Mär eingenistet hatte.
Natürlich kann man auch die Bände in den jeweiligen Ausstellungen einzeln erwerben, aber im Dreierpack hat man etwas fürs Leben. Was den Nürnberger Katalog angeht, so zeichnet er die acht Stationen der Ausstellungen nach, was dem Lesen und Nachsinnen des Geschauten gut tut, weil man es im Katalog im selben thematischen Zusammenhang sieht wie in der Museumsschau. Die Exponate sind fast alle bebildert und haben ausführliche Texte. Die Literaturangaben stellen sicher, daß Sie die nächsten Jahre keinen Lektüremangel kennen und das alphabetische Personenregister macht möglich, daß Sie bekannte Künstler oder Personen der Geschichte sofort finden, auch ohne die acht Stationen nach ihnen durchzublättern.
Auch für Erwachsene geeignet der Kinderkatalog „Die Burgenratten sind los“ zu „Mythos Burg“, hrsg. von G. Ulrich Großmann, Germanisches Nationalmuseum 2010, in dem kulturgeschichtliche Grundlagen auf kindlicher Fragestellung gelegt werden und ein Glossar endlich „die Motte“ erklärt: „Frühe Form der Burg mit einem turmförmigen Gebäude, das meist aus Holz errichtet war und auf einem künstliche errichteten Hügel stand“. Angenehm, wie stark dieser Katalog auf das Leben der Leute auf den Burgen, einschließlich ihres Speiseplans eingeht. Die „Armen Ritter“ werden als Rezept mitgeliefert, einmal auf rheinfränkisch, Original von 1445, dann die hochdeutsche Übersetzung. Witzig ist, daß sich das alte Deutsch liest, wie ein Ausländer Deutsch spricht.
Internet: www.staufer2010.de