Vulkane, Küsten, Regenwälder, Kontraste im Bundesstaat Washington der USA

© Foto: Rainer Hamberger

Nur wenige wissen, dass man in diesem Teil der USA ganz verschiedene Landschaftstypen vorfindet: Ruhende Vulkane, eine durch sanft rollende Hügel geprägte Prärie mit fruchtbaren Lößböden im Südosten, verstepptes Gelände mit eingestreuten Obstplantagen rund um Yakima im Süden, Regenwälder mit uralten riesigen Bäumen und natürlich die dramatische Pazifikküste, wo kleine, schroffe Felsinseln zwischen endlose Sandstrände herausragen.
 
Blockhausträume – Sun Mountain Lodge Winthrop
 
Die Straße ist in der Karte als landschaftlich besonders schön eingetragen. Sie führt durch den Okanogan National Forest. In der Dämmerung gerade noch erkennbar ein beeindruckendes Blockhausgebäude, unser Domizil für die nächsten Tage. Unweit des interessanten Ortes Winthrop wird die Sun Mountain Lodge mit Recht als eine der besten Unterkunftsmöglichkeiten Washingtons genannt. Weinkenner loben den Weinkeller. Unter 600 verschiedenen Sorten die richtige Wahl zu treffen dürfte schwierig sein. Im Winter liegen Skiabfahrten fast vor der Haustüre. Im Sommer ist die Lokalität bei Golfspielern sehr gefragt. Gut ausgeschilderte Wanderwege führen direkt in die Wildnis. Das Hotel befindet sich übrigens in deutscher Hand.
 
Whidbey Island –wo Kunst und Küste sich treffen
 
© Foto: Rainer HambergerNach einer gemütlichen Tagesfahrt erreicht man die Küste. Würde das Wasser nicht salzig schmecken, könnte man sich eher einen großen See vorstellen. Die Wellen schwappen stetig über den Sand, ein paar Kinder sammeln Muscheln und Steine, auf den riesigen angeschwemmten Stämmen habe sich Fotografen niedergelassen, um das Spektakel des herrlichen Sonnenuntergangs in ihren Kameras zu bannen. Vielleicht war es gerade das was die bekannte amerikanische Autorin Elizabeth George bewog hier einen Platz zu suchen, wo sie eingebunden in die wunderbare Natur genügend Stoff für ihre Romane fand und immer noch findet. Viele Künstler und Andersdenkende fühlen sich auf Whidbey Island im Nordwesten Washingtons wohl. Mit 436 Quadratkilometern ist sie das größte Eiland des Bundesstaates. Etwa 56.000 Menschen wohnen hier.
 
Der Blick wandert über zahlreiche Ausstellungsstücke aus aller Welt, während wir von Jan und Marshall mit einem fürstlichen Frühstück verwöhnt werden. Dabei geht es richtig vornehm zu mit Silbergeschirr und feinstem Porzellan. „Das stammt aus unserem früheren Leben“, erklärt Jan lachend. Er und seine Frau Marshall waren lange Jahre im Diplomatischen Dienst auf der ganzen Welt tätig bis sie hier in Coupeville auf Whidbey Island sesshaft wurden. Das Denkmal geschützte Haus hat zwei elegante Gästezimmer, ausgestattet mit Antiquitäten und Kuriositäten, gehört sicher zu den besonders sehenswerten Bed & Breakfast Unterkünften der Insel.
 
Wo Sprösslinge Wurzeln schlagen – Lake Crescent Lodge
 
© Foto: Rainer HambergerIm Scheinwerferlicht konnte man den See und riesige Baumstämme erkennen. Die Lodge ist eine der Übernachtungsmöglichkeiten im Olympic -Nationalpark und wird von den dort ansässigen einheimischen Indianern betrieben. Der im westlichen Teil Washingtons gelegene Nationalpark auf der Olympic-Halbinsel wird 1938 gegründet. Seit 1978 ist er auch Biosphärenreservat der UNESCO, die ihn 1981 zum Weltkulturerbe erklärt. Nur an wenigen Orten in Nordamerika findet man auf so engem Platz Berge, von alten Gletschern bedeckt, üppige Regenwälder und einen Küstenstreifen entlang des Ozeans. Nach Jahrzehnte langem Kampf kann Präsident Franklin Roosevelt ein Gesetz zur Errichtung des Nationalparks unterzeichnen. Heute ist der Park von Naturschutzgebieten umringt. Dazu zählen auch 77 Kilometer geschützte Küstenlinie.
 
Der Regenwald auf der Olympic-Halbinsel gehört zu den regenreichsten Teilen der USA, abgesehen von Hawaii. Auf umgestürzten Bäumen haben junge Sprösslinge Wurzeln geschlagen. Den Weg säumen vorwiegend Sitka-Fichten und Westamerikanische Hemlocktannen. Viele über 100 Jahre alt, 90 Meter hoch und mit einem Stammumfang von bis zu 20 Metern. Dieses Chaos in der Natur bietet zahlreichen kleinen Säugetieren, Amphibien und Insekten Schutz. Aber auch Puma, Luchs, Schwarzbär und der Roosevelt-Wapiti, der die Größe eines Pferdes erreicht fühlen sich in diesem Durcheinander wohl. Die höchste Erhebung des Parkes ist Mount Olympus, 2432 Meter hoch, umgeben vom Eiskranz zahlreicher Gletscher.
 
Versteckt zwischen Rhododendronbüschen führt der Weg zum Strand. Ruby Beach ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Doch das Gebiet ist so weiträumig, dass man sich fragt wo die Besitzer der geparkten Autos geblieben sind. Es ist Ebbe. Zwischen den „Sea-Stalks“ in Felsennischen sind kleine Tümpel zurück geblieben. Lila Seesterne klammern sich ans Gestein. Grüne Seeanemonen wedeln mit ihren Armen im immer weniger werdenden Wasser.
 
Heiße Glut unterm Eis – Mount Rainier
 
© Foto: Rainer HambergerAm nächsten Tag ändert sich das Wetter. Verschwunden der blaue Himmel mit seinen Schäfchenwolken. Der Wind bläst Wolkenfetzen über die Baumwipfel. Nebel behindert die Sicht und wir kommen nur langsam voran. Wenigstens regnet es nicht mehr. Nur wenige Besucher sind bei dieser Witterung im Sunrise Visitor Center im Mount Rainier Nationalpark anzutreffen. Und dann passiert es. Wie von Geisterhand wird der Wolkenschleier auseinander gerissen und gibt den Blick auf den 4392 Meter hohen vereisten Vulkan frei. Der 953 Quadratkilometer große Nationalpark wurde 1899 eingerichtet. Über 500.000 Jahre lang spuckte der Berg Asche und Lava aus seiner Tiefe, die erkaltete und ständig neue Schichten bildeten. Ein letzter großer Ausbruch war vor Tausenden von Jahren. Fumarolen und gelegentliches Austreten heißer Dämpfe deuten darauf hin, dass der Vulkan noch heute tätig ist. Sollte es zu einem Ausbruch kommen, könnte sich eine ähnliche Katastrophe ereignen wie 1980 beim Mount St. Helens. Mount Rainier ist die höchste Erhebung der Kaskadengruppe und ist von der nur 100 Kilometer entfernten Metropole Seattle gut zu sehen.
 
Es wird Zeit aufzubrechen, zurück nach Spokane, wo wir unseren Jeep wieder abgeben müssen. Während der letzten Nacht in diesem Bundesstaat, wieder im Davenport Hotel, geht draußen ein Gewitter nieder. Die glasklare, frische Morgenluft, der weite Horizont und Countrymusik an einer Straßenszene begleiten uns auf dem Weg zum Flughafen.
 
Informationen
 
© Foto: Rainer HambergerAnreise und Reisezeit: mehrere Airlines fliegen nach Seattle mit
Anschlussflug nach Spokane. Beste Reisezeit ist von Ende Mai bis Ende
September.
 
Unterkünfte: in Spokane das Davenport Hotel www.davenporthotelcollection.com; in den Rocky Mountains die Sun Mountain Lodge www.sunmountainlodge.com; auf Whidbey Island das Compass Rose B & B www.compassrosebandb.com; im Olympic National Park über die allgemeine Seite www.olympicnationalparks.com, am Mount Rainier National Park www.crystalmountainlodging.com und und in Yakima www.oxfordsuitesyakima.com.

Veranstalter: CRD International hat sich auf Nordamerikareisen spezialisiert und bietet von Flügen über Mietwagen bis zu Unterkünften alles Notwendige; Website: www.crd.de

Literatur und Landkarten: Reiseführer über die Nationalparks der USA, sowie Atlanten und Straßenkarten bietet der bekannte Hallwag Verlag über deutsche Buchhandlungen, eine Übersicht findet man unter www.swisstravelcenter.ch
 
Allgemeine Informationen: über den Bundesstaat Washington gibt es Auskünfte auf deutsch unter 069-25538240 bzw. per Mail über info@washingtonstate.de oder im auf der Website unter www.washingtonstate.de

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