Berlin, Deutschland (Weltexpress). Schliemann hier und Schliemann dort. Ja, es schliemannt wieder. Die Rede ist von Johann Ludwig Heinrich Julius Schliemann, kurz Heinrich Schliemann, der 6. Januar 1822 in Neubukow bei Rostock an der Ostsee geboren wurde und am 26. Dezember 1890 in Neapel starb. Große Zeit seines Lebens war Schliemann Räuber und Dieb, auch Kaufmann genannt. Ein Kaufmann, das muss man wohl wieder erklären, ist einer, der Waren billig einkauft und teuer verkauft. So einfach ist das. Warum ist er ein Dieb und Räuber, weil er den Leuten im Land das Geld aus der Tasche zieht und nicht nur mit List und Tücke, sondern auch mit Gewalt. Nein, nicht mit Faustschlägen oder Fußtritten. Sowas macht ein Schliemann nicht. Mit struktureller Gewalt.
So und nicht anders ging der Mann vor nicht nur bei Dingen auf der Erde vor, die er beziehungsweise seine Lohnarbeiter sich aneigneten, sondern auch mit den Dingen unter der Erde fanden, beispielsweise denen in der Erde des Osmanischen Reiches.
Dem Mann, der dort buddeln und graben, wühlen und wüten ließ, ist in Ankershagen ein Museum gewidmet. Das Heinrich-Schliemann-Museum Ankershagen bekam kürzlich „sein Wahrzeichen wieder“, steht auf „T-Online“ (24.4.2019). Unter der Überschrift „Schliemann-Museum hat wieder Trojanisches Pferd“ wird darüber berichtet, wie „mit Hilfe eines Kranes … am Donnerstag das etwa 3,5 Tonnen schwere neue Trojanische Pferd gegenüber vom Museum aufgestellt“ worden sei. Weiter im Text heißt es: „Wie ein Sprecher des Museums erklärte, ist das neue Pferd wie sein Vorgänger mehr als fünf Meter hoch und entstand nach alten Plänen innerhalb von drei Monaten. Es verfügt über eine Leiter samt Rutsche damit Kinder es „erobern“ können. Der alte Pferd-Nachbau bestand aus Nadelholz und war über die Jahre morsch und verwittert.“
Über Schliemanns Raubzüge im Osmanischen Reich wird in „T-Online“ nichts berichtet. Auch andere System-, Staats-, Kapital-, Partei- und Bourgeoisiemedien halten still. Immerhin heißt es heute in „Achgut“ (16.5.2019) unter dem Titel „Neue Enthüllungen über Troja-Entdecker Schliemann“, dass nicht „8833 archäologische Funde nach Griechenland geschmuggelt“ habe, wie er „in seinem 1881 erschienenen Buch Ilios“ selbst zugab, sondern nach Angaben der türkische Zeitung „Hürriyet“, die sich auf den „Historiker Ali Sönmez von der türkischen Çanakkale Onsekiz Mart Universität“ beruft, sondern viel mehr. Viel mehr! Von „einer Liste“ aus dem Jahr 1884 in einem Archiv ist die Rede, auf der „73.139 entwendeten Einzelstücken“ stehen.
Die Türken als Nachfolger der Osmanen werden dem Dieb und Räuber Schliemann sicherlich kein Museum widmen oder Schliemann-Rutschen aufstellen.