Und so finden wir uns in einem sechshundert Seiten dicken Lebensbericht eines extrem übergewichtigen mittelalten Nordamerikaners wieder, der durch die Straßen und Flure der Universität von Piura/Peru tapst, sich von einer krokodillangen Echse auf den Kopf kacken lässt und auch sonst ziemlich seltsam ist. John unterrichtet an der Uni Englisch, lebt mit einem Baby zusammen und sinniert ständig über die Eroberungsgeschichte Perus. Soweit normal wie witzig. Sehr schnell jedoch erfahren wir vom Mord eines Taxifahrers an Johns junger Frau und verfolgen über hunderte Seiten und etliche Nebenspuren hinweg mit, wie ein verzweifelter Mann Aufklärung sucht. Diese Trauerarbeit, zwischen Hass und Ohnmacht pendelnd, berührt und konterkariert die grotesken Alltagsszenen des schwergewichtigen Tolpatsches.
Eingeflochten in plastische Naturbeschreibungen und lebendig wirkende Geschichtslektionen erfährt der Leser viel über Perus Feste und Bräuche, Wetterumschwünge und Passgesetze. Ein phantastischer Roman, der uns an Meer, auf die Berge und in die Wüste – und schließlich zu uns selbst mitnimmt. Zutiefst bekannt und dabei hinreißend komisch führt uns der Debütant Kesey durch den Albtraum des Menschseins.
Fazit: Das Sommerurlaubsschmökerbuch! – nicht nur für Freunde Südamerikas, lehrreich und berauschend absurd!
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Roy Kesey, Pacazo, Roman, Aus dem Englischen von Anke Caroline Burger, 608 Seiten, Residenz Verlag, Wien 2014, ISBN 9783701716340, 22,90 EUR (D)