Volleyball: Wenn der Chef bleibt, wechselt das Personal

Kein Problem für den deutschen Mr. Volleyball. Denn bei Punktgleichheit mit Generali Haching und dem SCC (jeweils nur zwei verlorene Partien) war klar, dass sein Team als Nr. 1 in die Meisterschafts-Play-offs mit acht Mannschaften gehen würde. Und natürlich als Favorit. Denn die "Riesen vom Bodensee" sind Serien-, Abo- und Rekordmeister. Elf Mal in den letzten 13 Jahren haben sie den Titel gewonnen. Zuletzt sechs Mal in Folge. In das zweite Finalmatch am Mittwochabend in Berlin gingen sie mit dem 3:1-Heimauftaktgewinn.

1997 ließ sich der gebürtige Rumäne, der als Spieler Meister in Rumänien, Österreich und Deutschland werden konnte, im beschaulichen Südwesten als Trainer nieder. Wurde 98 erstmals mit dem VfB Champion und entwickelte die Ferienregion zum nationalen Zentrum des Männervolleyballs. Er rang den kommunalen Vertretern dank seiner schwer zu widerstehenden Argumentation und dank seiner Erfolge eine speziell für Volleyballzwecke konstruierte Arena (ca. 5 000 Zuschauer) ab. Schuf für die Nachwuchsentwicklung ein Internat, professionalisierte die Infrastruktur und setzte sich mit dem Budget für die Profitruppe deutlich von der Konkurrenz als "Bundesliga-Krösus" oder "Bayern München des Volleyballs" ab. Den geschätzten 850 000 Euro bei Berlin steht mehr als das Doppelt bei Friedrichshafen gegenüber.

Mit diesem finanziellen Vorteilen konnte sich der VfB immer wieder einen Spielerkader leisten, der auch mit der Zweibesetzung nahezu allen Bundesliga-Gegnern überlegen war. Mit seiner Bestformation krönte Moculescu 2007 sein Wirken als Klubchef mit dem Triumph in der europäischen Champions League. Dass der charismatische Moculescu seit nunmehr 14 Jahren – mit nur bedingt erfolgreicher, zwischenzeitlicher Nebentätigkeit als Bundestrainer (2008 9. Platz bei Olympischen Spielen) – so feste Wurzeln im Südwesten geschlagen hat, hängt nicht nur mit Dauererfolgen und der Lebensqualität am Bodensee zusammen. Der am 6. Mai 61 Jahre alt werdende Cheftrainer handelt nach dem Prinzip: Wenn der Chef bleiben will, muss er das Personal wechseln. Also, stets neue hungrige Spieler verpflichten, sobald einige satt und nicht mehr voll motivierbar erscheinen.

So steht in der jetzigen Formation, die das Finalduell mit dem SCC bestreitet, kein Akteur, der 2003 und 2004 die Ausrutscher mit dem Titelverlust an die Berliner erlebte. Die dienstältesten VfB-Aktiven sind der portugiesische Kapitän Jose Joao (ab 2004) und der tschechische Zuspieler Lukas Tichacek (seit 2006).

Beim SCC hingegen vertraut man weiterhin einem Trio, dass bereits 2004 die Meisterschaft feiern durfte: dem Berliner Felix Fischer, dem tschechischen Kapitän Jaro Skach und dem serbischen Hauptangreifer Aleksandar Spirovski. Wechselte allerdings die Trainer: Über Mirko Culic (Bosnien) zu Michael Warm und Andre Urnaut (Slowenien) zum aktuellen Mark Lebedew (Australien). Insofern wird das über maximal fünf Begegnungen laufende Finale auch Auskunft geben über die Frage, welches Modell diesmal erfolgreicher abschneidet – das des Spielerkarussells oder das der Trainerwechsel?

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