Jacques Berndorf hat ein ganz anderes Konzept. Mal ganz abgesehen davon, daß es sich um eine Autorenlesung handelt, der Schreiber also auch der Erzähler ist. Da gibt es keine generellen Aussagen wie „Schriftsteller lesen meist schlecht vor“, oder „nur der Autor weiß beim Lesen worauf es ankommt, das entscheidet sich von Fall zu Fall und uns hat die absolut tiefe, langsame, die Ereignisse betonende Vortragsart vom Autor gut gefallen, weil sie dem rasant wechselnden Geschehen in der Eifel auch eine Kontinuität gibt. Allerdings mußte ein Kollege teilweise mithören, den hat das nervös gemacht, mit welcher Ruhe sich Jacques Berndorf der vielen Details und Wendungen des Falls annahm. Wie gesagt, uns nicht, uns hat es regelrecht beruhigt.
Das ist unser erster Eifelkrimi und wird nicht der letzte bleiben, das wußten wir beim und nach dem Hören von „Mond über der Eifel“. Gesehen haben wir dann, daß vom Autor schon „Eifel-Sturm“, „Eifel-Schnee“, “Eifel-Kreuz“ und „Der Monat vor dem Mord“ als Hörbücher bei Radioropa erschienen sind. Auch wenn den Eifel- und den Krimikennern Jacques Berndorf sehr bekannt ist, so galt das für uns nicht. Und wenn wir dann noch lesen, daß dieser Kriminame ein Pseudonym ist, dann wußten wir nach dem Hören sofort, warum sich der in der Eifel lebende Journalist und Krimiautor Jacques nennt. Das liegt am Rotwein, am französischen, der eine Hauptrolle in „Mond über der Eifel“ spielt, einfach, weil der Hauptheld Siggi Baumeister diesen wohl so gerne trinkt, daß er, wenn er von der Mördersucherei nach Hause kommt, sich gerne einen solchen genehmigt. Wir auch.
Also, den Kennern sagen unsere dürren Worte über das Krimipersonal viel zu wenig, aber für diejenigen, die wie wir hier mit Berndorf und seinem Siggi anfangen, muß einfach erst einmal die Voraussetzung geklärt sein, ehe der Fall – aus dem einen werden mehrere – aufgeklärt werden kann. Die wichtigsten Personen in diesem Krimi sind neben Siggi Baumeister, wie gesagt Journalist und Hauptaufklärer, die resolute Elsa, Pressfotografin und der alte Freund Kriminalrat Rodenstock. Ach, so eine gewisse Krümel, die Katze gehört auch zum Aufklärungspersonal. Aber diesmal ist es deshalb ein verzwickter Fall, weil alle Vorurteile von Menschen gegenüber Übersinnlichem zusammenkommen, ein dickes buntes Gerücht bilden und dann auch noch ein Mord nach dem anderen passiert.
Der erste Mord ist der, der dann keiner”¦ach, das darf man noch nicht verraten. Dann doch lieber den zweiten Mord schildern, auf den es ankommt und der bis zum Schluß den Hörer in Atem hält, denn das Prinzip des Krimischreibers Berndorf ist es, daß beim Zuhören immer wieder ein Fall aufgeklärt erscheint, von dem man dann mitbekommt, daß der falsche Täter, also ein Unschuldiger für die Tat einstehen soll, was bedeutet, daß man von vorne beginnt. Ganz schön schlau vom Schreiber, denn er legt die Fährten so, daß man beim Hören mit der ersten und der zweiten und auch der dritten Lösung für den Fall völlig einverstanden ist, weil er auf der Ebene der vom Erzähler gebrachten Details passend erscheint, weshalb ja auch erst einmal Baumeister und Rodenstock den A oder den B und am Schluß den C für schuldig halten. Fortsetzung folgt.
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Tess Gerritsen, Totengrund, Random House Audio
Jacques Berndorf, Mond über der Eifel, Radioropa Hörbuch