Völkermord muss man Völkermord nennen

Der Reichstag ist das Parlamentsgebäude der Bundesrepublik Deutschland.
Der Reichstag in Berlin. Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Dass auch die Türken sich nicht für 1000 und mehr Jahre Geschichte Zeugnis abzulegen vermögen und somit von Tag zu Tage leben (frei nach Goethe), das wundert wenig. Eingedenk der Geschichte der Türken, die auch voll ist von Vergehen und Verbrechen, müssen es anderen tun, vor allem dann, wenn die Türken mit den Vergehen und Verbrechen weitermachen wie bisher.

Die Anerkennung des Völkermords an den Armeniern ist überfällig und Voraussetzung für Versöhnung zwischen dem Islamischen Staat Türkei und dem Volk der Armenier, das nur zum Teil eingepfercht in der Republik Armenien lebt. Jedenfalls wäre das die Aufgabe der Kinder und Kindeskinder der Täter des Genozids an Armeniern und weiteren christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich.

Die Linke Sevim Dagdelen, Tochter von aus der Türkei eingewanderten „Gastarbeitern“, die seit 2005 im Deutschen Bundestag sitzt, notiert dazu: „Wenn der Bundestag in dieser Woche die Vertreibung und Ermordung von 1,5 Millionen Armeniern durch das Osmanische Reich vor 101 Jahren mit übergroßer Mehrheit klar und unmissverständlich als Völkermord anerkennt, dann ist das ein großer Erfolg, ein Sieg der Aufklärung und der Gerechtigkeit.“ Deswegen muss man das so klar und deutlich sagen. Völkermord muss man Völkermord nennen.

Allen falschen Anschuldigungen und Androhungen aus Ankara zum Trotz ist die Resolution nach Jahren des Aftergangs von Abgeordneten des Reichstags endlich ein Schritt in die richtige Richtung. Und die falsche Rücksichtnahme kam vor allem von Mitgliedern der CDU, CSU und SPD. In diesen Parteien und Fraktionen – besonders in der SPD – gibt es leider noch zu viele, die mit Murren diesem Beschluss des Bundestages am Ende doch zustimmen werden, weil sie meinen, mit Milde gegenüber der Leugnung des Völkermordes durch die Erdogan-Türkei weiterzukommen bei Rüstungs- und Flüchtlingsgeschäften. Das ist nicht pädagogisch, das ist perfide.

Die vom Volk gewählten Abgeordneten hätten bereits zum 100. Jahrestag des Völkermordes der Türken an den Armeniern eine Resolution verabschieden sollen. Vor einem Jahr aber waren die meisten Abgeordneten aus CDU, CSU und SPD zu feige. Jetzt ist es an der Zeit.

Die Resolution, über die am 2. Mai abgestimmt werden soll, ist, wie Dagdelen schreibt, „auch ein Sieg über 101 Jahre Völkermordleugnung in Deutschland und vor allem Leugnung der deutschen Mitschuld am Völkermord an den Armeniern“.

Damit ist nun Schluss. Nach dem Verstehen und Erklären dieser Geschichte kommt es auf die Kritik der Gegenwart an. Oder sollen Merkel und Erdogan weiter von Tag zu Tage diese Politik treiben?

Und nach der Anerkennung der Schuld kommt die Sühne. Versöhnung mit den Armeniern ist angesagt. Die Rechtsnachfolger des Deutschen und Osmanischen Reiches haben noch viel zu tun.

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