Berlin, Deutschland (Weltexpress). Der deutsche Volleyball-Meister Berlin Recycling Volleys unterlag am Mittwochabend in der Berliner Max-Schmeling-Halle im Hinspiel der Champions League dem Rekordmeister VfB Friedrichshafen 2:3 (22:25, 25:23, 23:25, 25:18, 12:15) . Das Resultat kam nicht unerwartet, denn die Mannen vom Bodensee hatten nun bereits zum dritten Male in dieser Saison gegen die Hauptstädter das bessere Ende für sich. Beim Rückspiel am 24. März sollte sich der VfB in heimischer Umgebung den Sprung in die Runde der besten sechs europäischen Mannschaften kaum noch nehmen lassen.
Dafür spricht allein die ungewöhnliche Serie von nunmehr 32 Pflichtspielen national wie international ohne Niederlage des Aufgebots unter den Fittichen des belgischen Trainers Vital Heynen.
Allerdings endet irgendwann jede noch so lange Siegesserie. Weil man sich „satt“ gesiegt hat. Die Konzentration nachlässt oder Verletzungen und Ausfälle das Leistungsniveau negativ beeinträchtigen. Oder die Konkurrenz stärker geworden ist und den Dreh gefunden hat, die Dominanz des Abonnementssiegers zu brechen…
Letzteres könnte auch den BR Volleys gelingen. Denn diese letzte Niederlage nach langen 131 Minuten vor rund 6300 Zuschauern war die saisonal knappste für die Berliner. Mit Ausnahme des vierten Durchgangs, in dem die Gastgeber durchweg an ihrem Limit agierten und der Gegner dann sich früh auf den entscheidenden fünften Abschnitt orientierten, verlief die Partie auf Augenhöhe. Bis zum 12:12 im Tiebreak war alles offen. Dann verloren die BR Volleys für einen Moment die Kontrolle und letztlich das Match.
Dennoch erklärte Berlins Trainer Stelian Moculescu hinterher: „ Wir haben uns heute im Aufschlag und Block weiter verbessert und gut gespielt. In den entscheidenden Situationen waren wir dann aber nicht geduldig genug. Dennoch ist die Mannschaft auf dem Weg, auf dem ich das Team haben möchte“.
Der gebürtige Rumäne hatte unbeabsichtigt für die spektakulärste Trainer-Rochade im deutschen Volleyball seit mehr als 20 Jahren gesorgt. Im Januar erreichte den 67-Jährigen auf Gran Canaria ein Anruf, der sein Rentnerdasein nach fast 40 Jahren als Volleyball-Trainer abrupt beendete. An anderen Ende Kaweh Niroomand, Manager und Macher der Berliner, mit der Offerte, die Rolle des Bankchefs beim Titelverteidiger zu übernehmen. Als Nachfolger des glücklosen Australiers Luke Reynolds.
Niroomand ging es darum, mit Hilfe Moculescus das „wichtigste Saisonziel“ – die Meisterschaft – zu retten. Nach dem unerwarteten Scheitern im nationalen Pokal sowie der zweiten Position hinter Friedrichshafen, abgeschlagen in der Bundesliga. Dort am Bodensee hatte der erfolgreichste deutsche Männer-Volleyball-Trainer Moculescu in 19 Jahren 27 nationale Titel und ein Mal die europäische Königsklasse Champions League gewonnen. Dirigierte die Nationalmannschaft beim olympischen Turnier, Welt- und Europameisterschaften. Und hatte im Wettbewerb mit den Berlinern bei der Meisterschaftsvergabe oftmals die Nase vorn. VfB oder Berlin – in diesem Duell der Erzrivalen ist in mehr als 20 Jahren kein anderer Name in der Meisterchronik verzeichnet.
Diese Konstellation hat die Rivalität der beiden Erfolgsstreber dann und wann über Gebühr befeuert. Allerdings war vieles wohl eher ein Ballyhoo für die Öffentlichkeit und Medien. „Wir waren halt zwei eitle Gockel“, sagt Moculescu heute ganz entspannt.
Dass er nun die Herausforderung im einst gegnerischen Lager angenommen hat, dürfte auch mit der Tatsache zu tun haben, dass Vital Heynen, sein Nachfolger in Friedrichshafen, einer anderen Volleyball-Philosophie nachhängt. Heynen will einen Volleyball der Ball- und Spielkontrolle sehen und möglichst wenig Fehler. Eine Art Volleyball-Schach.
Moculescu schwört auf seine Erfolgsstrategie maximalen Druck mit den Aufgaben und dann die Notangriffe des Gegners mit dem Block bzw. Gegenangriff abräumen. Powervolleyball, bei dem die Spieler „keine Angst vor Fehlern haben sollen.“
Am Mittwoch unterliefen seine neuen Schützlingen jedoch bei der Spieleröffnung ein paar unnötige Fehler zu viel. 21 Aufschläge der Volleys führten zu direkten und leichten Punkten des VfB, der sich dort nur 12 leistete. Hier weniger ins Risiko zu gehen – vier Asse des BRV gegen zwei des VfB -, hätte dem Berliner Block weitere Punktemöglichkeiten eröffnet. Und den Vorteil von 16:8 Blockpunkten der Berliner noch verstärkt.
Trotz dieser eindrucksvollen Quote hat die Abwehr der Volleys jedoch den kleinsten und effektivsten VfB-Angreifer nicht ausreichend stoppen können. Und so schwang sich der 1,85 m kleine – für Volleyballverhältnisse – Grieche Athanasios Protopsaltis mit 26 Zählern und einer Erfolgsquote von 59 % knapp vor Berlins Paul Carroll (25) zum Topscorer des Abends auf.
Weniger verschwenderisch bei den Aufgaben sein und Protopsaltis nicht so zur Entfaltung kommen lassen – das könnte die Marschroute schon am Sonntag sein, wenn die Berliner in der Bundesliga-Rückrunde in der ZF-Arena antreten. Und daran glauben – irgendwann geht jede Serie mal zu Ende.