Verlorene Liebesmüh – “Love Happens” zwischen Jennifer Aniston und Aaron Eckhardt

Nach dem Tod seiner Frau hat Motivationscoach Burke (Aaron Eckhardt) seine Lebensfreude verloren. Schwermütig sitzt er in teuren Hotelzimmern, unstet wandert er in Seminarräumen voller Anhänger auf und ab. Nicht einmal das Händeschütteln mit seinen Fans macht ihm richtig Spaß. Die Floristin Eloise (Jennifer Aniston) ist ebenfalls ein geknicktes Pflänzchen. Ihr Freund hat sie betrogen. Burke und Eloise werden nach kleinen Streitereien zum Liebespaar. “Love Happens” lässt die Liebe im Titel wie ein Missgeschick klingen. Mehr ist sie für das in seiner Oberflächlichkeit einander ergänzende Filmliebespaar auch nicht. Trauer und ihre Verarbeitung soll der Handlung ein tragisches Moment geben. Echte Verlustgefühle erfahren die Hauptfiguren jedoch nicht. Eloise ist kein Kind von Traurigkeit. So schnell tauscht sie ihren untreuen Musikerfreund gegen den schneidigen Karrieretyp Burke, das sogar ihrer Freundin Marty (Judy Greer) sich wundert. Offenbar lebt auch Eloise nach Burkes Limonaden-Weisheit. Seinen Erfolg als Motivationscoach verdankt Burke ausgerechnet jenem Schicksalsschlag, an dem er angeblich schwer zu knabbern hat: dem Unfalltod seiner Frau. Als Berater zur Trauerbewältigung hat Burke ein Vermögen gemacht. Er bewirbt seine Fähigkeiten mit der eigenen Trauerbewältigung nach dem Tod seiner Frau. Sein Konterfei prangt auf Selbsthilfebüchern, Sportflaschen und steht in Lebensgröße aus Pappe in der Lobby des Hotels, wo er eines seiner begehrten Seminare hält.

Die Durchtriebenheit, mit welcher Burke die Trauer Hinterbliebenen ausbeutet, bemerkt auch der Vater (Martin Sheen) von Burkes verstorbener Frau. Mit seinem Manager Lane (Dan Fogler) verhandelt Burke mit einer Schlankheitsmittelfirma, die mit seinem Namen werben wollen. Doch nicht einmal diesen wortwörtlichen Gesichtsverkauf hinterfragt “Love Happens”. Burke bleibt moralisch unantastbar. “Love Happens” negiert die dunkle Seite der Hauptfigur mit der für adrette Romantikkomödien typischen Heuchelei. Dass er seinen Mitmenschen über seine vorbildliche Verlustbewältigung belügt, verzeihen ihm Eloise, Vater Martin Sheen und seine Anhänger bereitwillig. Seelenentblößung wird in filmischen Psychoseminaren generell beklatscht. Noch bevor ein zweifelnder Kursteilnehmer seine Geschichte erzählt hat, versichert Burke, genau zu wissen, was sein Gegenüber fühle. Anteilnahme hat er erfolgreich kommerzialisiert. In einer luxuriösen Hotelsuite weint es sich eben stilvoller als auf der Straße. Durchsichtig kalkulierend versucht “Love Happens” einen anschaulichen Liebesfilm abzuliefern. Aber so humorlos und unromantisch wie das Drehbuch sind auch die Szenen der auf Liebesfilme fixierten Jennifer Aniston und Aaron Eckhardts. Dieser süßliche und kommerzielle auf das Sentiment zielende Liebesfilm “Love Happens” verdient nur saure Trauben. Aus denen kann Regisseur Camp sich immerhin reichlich Limonade machen.

Unter dem Firnis der Rührseligkeit ist “Love Happens” ein heuchlerisches Heilsmärchen, dass dubiose Gurus lobt, wo Menschen mit ihrer Trauer allein dastehen. Ein Motivationsseminar ist immer noch billiger als der Psychologe, den die Krankenkasse nur in Extremfällen zahlt. Nicht jeder Verlust ist ein Trauerfall. Mit dem Reklamespruch, mit dem die Schlankheitsmittelfirma im Film ihr Pulver anpreist, ließe sich “Love Happens“ bewerben: “Ein Verlust, über den man sich freuen kann!”

Titel: Love Happens

USA 2009

Genre: Liebeskomödie

Start: 12. November

Regie und Drehbuch: Brandon Camp

Darsteller: Aaron Eckhardt, Jennifer Aniston, Dan Fogler, Martin Sheen

109 min.

Verleih: Tobis

www.tobis.de

www.lovehappend-derfilm.de

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