Berlin, Deutschland (Weltexpress). Der von Steven Spielberg in nur acht Monaten fertiggestellte Film über die Verlegerin der „Washington Post“, Katherine „Kay“ Graham, wird als eine kurze Geschichte über einen Höhepunkt des investigativen Journalismus erzählt, bei dem die Kapitalistin und der Lohnarbeiter, in diesem Fall und Film Chefredakteur Ban Bradlee, getrennt marschieren und gemeinsam zuschlagen.
So will es das von Liz Hannah und Josh Singer geschreibene Drehbuch und nicht anders.
Der Film verklärt und verklebt den durchaus durchschimmernden Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital im Gleichschritt von Verlegerin und Chefredakteur gegen den Staat des Kapitals. Nunja, es ist nicht gleich der ganze Staat, aber immerhin die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika. Die bösen Buben sitzen im Weißen Haus und der böseste ist Richard Nixon.
Letztendlich gewinnt die Verlegerin und andere Verleger, was daran liegt, dass der Staat nicht widersprechende Interessen von Kapitalfraktionen vereinen und fixieren oder wenigstens ruhigstellen kann, aber auch daran, dass sich die Nixon-Regierung einerseits als schlecht und das Oberste Gericht andererseits als gut darstellen.
Und dass die Regierung unter US-Präsident Richard Nixon so schlecht war die der Vietnamkrieg, das belegen die Pentagon-Papiere 1971. Die hatte der Ökonom, Friedensaktivist und Whistleblower Daniel „Dan“ Ellsberg, der die Papiere, die anschließend kopiert wurden, aus einem Archiv des Pentagons geschmuggelt.
Dan Ellsberg holte die geheimen Pentagon-Papiere ans Licht und die New York Times (NYT) brachte das Betrügen und Lügen, das Fehlverhalten und die Desinformation der US-Regierung erstmals an die Öffentlichkeit. Die geht dagegen vor. Doch die Pentagon-Papiere landen auch bei der Washington Post und zwar auf dem Schreibtisch von Bradlee. Daraus geht hervor, dass der Vietnamkrieg aus anderen als den bislang bekannten Gründen begonnen wurde und nicht zu gewinnen sei, was sowohl Nixon als auch seine Vorgänger Johnson, Kennedy und Eisenhower verschwiegen.
Die Konflikte in den Köpfen von Verlegerin und Chefredakteur werden gezeigt, doch sie währen mehr oder weniger kurz. Zwar müssen die Verantwortlichen fürchten, wegen Hochverrats im Gefängnis zu landen, und die Verlegerin um ihr Kapital, doch Kay Graham, die Beziehungen zu Personen pflegt, die in den Pentagon-Papieren belastet werden, gibt Bradlee, der ihr klarmachen konnte, dass die Pflicht der Presse die Veröffentlichung der Wahrheit in Klarheit sei, die Zustimmug zur Enthüllung in ihrer Zeitung und die Druckmaschinen laufen heiß.
Weil auch in der Post auf der Titelseite berichtet wird, sehen wir Kay Graham und Ben Bradlee neben denen Verantwortlichen der NYT vor den Obersten Gerichtshofherren sitzen.
Die hören, hören, hören und verkünden das Urteil, dass sowohl den Verlegern das Recht zuspricht, Staatsgeheimnisse zu veröffentlichen, als auch Journalisten das Recht, ihre Quelle geheim zu halten. Spielberg feiert in dem Film vor allem den Sieg für den Enthüllungsjournalismus und die Pressefreiheit von Verlegerin und Chefredakteur.
Allerdings zeigt der Film mit dem deutschen Titel „Die Verlegerin“ zudem Verhältnisse in einem Verlag, über wichtige Wochen und das Verhalten von Personen der „Post“ in Washington, weswegen der Originaltitel schlicht und ergreifend „The Post“ lautet.
Die Filmemacher erzählten zugleich vom Verhältnis der Presse zum Kapital und zum Staat des Kapitals. Kay Graham muss aufgrund klammer Kassen Aktien auslegen. Sie will ihren Laden an die Börse bringen und braucht die Herren der Banken und die Herren und Damen mit viel Geld als gut gelaunte Käufer. Die Verlegerin reist schweren Herzens nach New York. Sie will an die Wall Street, weil sie muss. Sie muss ihr zu leichtes Konto auffüllen. Ja, schweren Herzens, schließlich sind Aktien Anteilsscheine, mit denen Graham zwar Geld einnimmt, denn die Aktien werden ausgegeben, aber Anteile am vererbten Familieneigentum abgibt.
Richtig, der Film ist voll, aber die Handlungen, in dessen Mittelpunkt Graham als Verlegerin und Frau steht, werden flott erzählt. Das Kinoerlebnis ist ein durchdachtes Drama und viel Biopic als man denkt, also weit weniger Politthriller.
Fotoreportage
Mehr Bilder zum Beitrag in der Fotoreportage: Zum Film „Die Verlegerin“ von Steven Spielberg im WELTEXPRESS.
Filmografische Angaben
Originaltitel: The Post
Deutscher Titel: Die Verlegerin
Genre: Drama, Biopic
Land: USA
Jahr: 2017
Regie: Steven Spielberg
Buch: Liz Hannah und Josh Singer
Kamera: Janusz Kaminski
Musik: John Williams
Schnitt: Sarah Broshar und Michael Kahn
Darsteller: Meryl Streep, Tom Hanks, Alison Brie, Carrie Coon, David Cross, Bruce Greenwood, Tracy Letts, Bob Odenkirk, Sarah Paulson, Michael Stuhlbarg, Jesse Plemans, Matthew Rhys, Zach Woods, Pat Healy, John Rue, Philip Casnoff, Brant Langdon, Bradley Whitford
Produktion: 20th Century Fox, Amblin Entertainment
Verleih: Universal Pictures Germany
FSK: ab 6 Jahre
Länge: 117 Minuten
Kinostart: 22. Februar 2018