Das wäre es gewesen. Dann hätte ich trinken können ohn` Unterlaß. Anschließend wäre ich zu einem der niegelnagelneuen Autos schwedischer Art geschlendert, wäre eingestiegen in einen der schicken Schlitten, hätte in ledernen Sitzen nach Laune lümmeln können und vor allem pusten, pusten und nochmals pusten. Pusten was Leber und Lunge hergeben, das können fortan dem Alkohol und Volvo Geneigte. Denn die Volvo C30 und C70, die vor der Tür des Kameha Grand Bonn auf Autojournalisten warten, bieten nicht nur Gesichtsstraffungen (neudeutsch Facelifts) und Generalüberarbeitungen (dazu an anderer Stelle mehr), sondern auch das Alcoguard-System, das jetzt auf dem deutschen Markt auch für weitere Baureihen verfügbar ist.
Vorweg: Das Alcoguard-System ist im Gegensatz zu den Teilen mit nervigen Tönen, die an die Nieren gehen, wenn man mal vergessen hat, sie zu nutzen, also sich anzuschnallen, freiwillig nutzbar. Wenn man oder die Beifahrerin möchte, dann wird eingeschaltet und aufgepaßt. Dieses Assistenz-System verhindert das Starten des Fahrzeuges, wenn der Fahrer zu viel Alkohol getrunken hat. Das Limit, und das klingt versöhnlich, kann variabel eingestellt werden. Nicht, daß Sie auf die Idee kommen, eine Eins vor dem Komma einzustellen. Das mobile, handliche und leichte Kontrollgerät kann nämlich nur auf verschiedene Grenzwerte von 0,3 bis 0,8 Promille eingestellt werden.
"Alcoguard unterstützt den Fahrer im wörtlichen Sinne darin, nüchterne Entscheidungen zu treffen", sagt Ingrid Skogsmo, die Direktorin des Volvo-Sicherheitszentrums. Der schwedische Hersteller wolle mit der neuen Technik eine Initiative zur Eindämmung von alkohlbedingten Unfällen starten, schreibt ein Kollege. Die Statistik gebe ihm Recht, meint eine anderer beim Warten auf die Testwagen, denn zu viele Verkehrsunfälle auf schwedischen wie bundesdeutschen Autostraßen seien auf „Alkoholeinfluss“ zurückzuführen. "Unser Ziel ist es, mit dem neuen Produkt derartige Unfälle vermeiden zu helfen", verkündet Skogsmo. Und wir ahnen, daß das Gerät den Grenzwerten aller Länder angepaßt werden kann.
Am nächsten Morgen bestätigt sich meine Vermutung. Das Ding, dem jene Brennstoffzellentechnik innewohnt, die auch bei fast allen europäischen Polizei-Kontrollgeräten eingesetzt wird, schlägt keinen Alarm. Bevor der Zündschlüssen nach rechts gedreht werden kann, muß ich pusten. Zum „Blasen“ bitten mich das Auto. Ich muß grinsen. Meine beiden Einweiser, die mir eine kurze Einführung in die Geschichte und Gegenwart des Alcoguard geben, sind schon wesentlich abgeklärter und um Anekdoten reicher. Nun, ich muß einen kleinen Aufsatz an das wie eine Fernbedienung für Fernsehen anmutente Gerät stecken und 5 Sekunden gleichmäßig „blasen“. Daraufhin misst der Alkoholwächter kein Ethanol in meiner Atemluft und meldet mittels Funksignal an den Fahrzeugrechner „grünes Licht“. Die Erlaubnis zum Starten erhalte ich via Display. Nur noch den Schlüssel drehen, daß das Auto an- und losfährt. Er springt an und ich eine Stunde später raus. Wäre der gewählte Grenzwert überschritten worden und zwar zwei Mal hintereinander, dann wäre nichts gegangen außer ich.
„Gut geschlafen“ begrüßt mich der 53jährige Olaf Meidt wenig später und vor allem fragt er: „Gut gefahren?“ Danke der Nachfrage. „Gut und sehr gut“, sage ich und frage nach. Volvo schließt Möglichkeiten des Mißbrauchs aus. Sollte in einer Gefahrensituation der unmittelbare Start des Motors nötig sein, lässt sich die Alcoguard-Elektronik allerdings überbrücken. Und das geht so: Drücken sie auf „Read“ am linken Lenkrad und gleichzeitig drei Sekunden den Knopf für das Warnblinklicht an der Mittelkonsole. Dann werde ein Bypass geschaltet, so daß man noch zur Werkstatt fahren könne. „Das mit der Überbrückung funktioniert aber nur ein einziges Mal“, warnt der Mann. In der Werkstatt werde ein „Reset“ durchgeführt. Das könne übrigens jeder Volvo-Händler erledigen. „Die Kalibrierung (einmal im Jahr muß das Gerät kalibriert werden, um exakte Werte liefern zu können, Anmerkung der Redaktion) kostet unter 20 Euro“, für das Zurücksetzen würde der Händler nichts nehmen, ist sich Meidt sicher. Super.
In Schweden gebe es bereits Unternehmen, die diese Technik einsetzen würden. Kleinere Gewerbefuhrparks würden diesen von Volvo entwickelten Alcoguard bereits seit einem halben Jahr einsetzen. Wenn in einem Dienstwagenüberlassungsvertrag arbeitsrechtlich drinstehen würde, daß der Alcoguard genutzt werden müsse, dann wäre ein ideales Einsatzfeld für unsere Technik Taxiunternehmen, Flottenbetreiber, Behörden. Damit das möglich wird, ist ein Umdenken nötig. Daran arbeitet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Volvo, wie wir nun wissen.
„Das Testgerät sei zudem portabel – der Fahrer könne sein Gerät etwa zu einer Party mitnehmen“, wirbt Meidt weiter. Feiern können sich Volov-Fahrer sicherlich noch leisten, denn der Alcoguard ist bereits für rund 850 Euro Aufpreis erhältlich. Für den Einbau kommen je nach Werkstatt Kosten von 50 bis 90 Euro hinzu.