Die Überlassung der Kontrolle des Luftraums und der Küste Libyens zwecks Vorbeugung den Waffenlieferungen sind ein Teil dieser Bemühungen. Wie die Nato Ende vergangener Woche mitteilte, werden diese Operationen parallel mit der Militäraktion gegen die Gaddafi-Truppen geführt.
Formell orientiert sich der Westen bei der Libyen-Operation nach dem „afghanischen Vorbild“. Auch dort ist eine internationale Koalition mit den USA an der Spitze und eine Schutztruppe unter der Schirmherrschaft der Nato im Einsatz.
In Libyen hat die Aufteilung der Vollmachten zwischen der Koalition und der Allianz zwei politische Ziele: die Legitimität der Operation in der arabischen Welt zu fördern und den Streit zwischen den westlichen Ländern beizulegen. Aus militärischer Sicht ist das jedoch eher unwichtig: Bei den Kriegsaktionen spielen sowieso die Amerikaner die Hauptrolle. So beteiligen sich am Libyen-Einsatz nach Angaben des Pentagons 350 Flugzeuge, von denen mehr als die Hälfte US-Kampfjets sind.
„Der Vergleich mit dem Kommandosystem in Afghanistan ist angebracht. Das Hauptziel ist aber, die Arabische Liga in die Kriegshandlungen einzubeziehen“, sagte Professorin Margot Light von der London School of Economics. „Niemand will, dass sich die Operation gegen Gaddafi in die Länge zieht. Man muss aber einräumen, dass eine schnelle Konfliktregelung kaum möglich ist, genauso wie im Irak in den 1990er Jahren, wo damals auch ein Flugverbot galt“, warnte die Expertin.
Am Wochenende hatten die libyschen Aufständischen mit Hilfe der Koalition die Städte Misratah, Adschdabiya und Marsa el-Brega zurückerobert. Doch Gaddafi gibt nicht auf, und eine Bodenoffensive der Koalition scheint nicht ausgeschlossen. Einigen Quellen zufolge soll sie bereits begonnenn haben. Am liebsten würden die USA jedoch die Rebellenverbände in eine schlagkräftige und gut bewaffnete Armee zusammenschließen, die Gaddafi aus eigener Kraft stürzen könnte.
Das Koalitionskommando zeigt sich vom endgültigen Erfolg überzeugt und berichtet über die völlige Zerstörung der libyschen Luftabwehr- und Luftstreitkräfte. Jetzt gehe es um die Schläge auf „mobile Bodenziele“. Wie lange die aktive Phase des Libyen-Einsatzes noch dauern könnte, weiß man weder in Paris noch in Washington oder Brüssel. Die Perspektiven der Operation „Odyssey Dawn“ werden am Dienstag auf einer Ministerkonferenz in London besprochen.
Auch einzelne Nato-Mitglieder sind weiter uneins darüber, wie es in Libyen weitergehen soll. Die Beteiligung der Allianz an der Libyen-Operation rief vor allem in Berlin und Ankara große Fragen hervor. „Die Resolution des UN-Sicherheitsrats genehmigt jegliche ’nötige Handlungen’ außer Invasion und Okkupation. Damit sind die Schläge gegen die Gaddafi-Kräfte auf dem Boden legitim. Aber einige Nato-Mitglieder wollen nicht alle von der Resolution vorgesehenen Maßnahmen erfüllen“, so Experte Philip Hanson von Chatham House. „Um Gaddafi zu stoppen, sind gemeinsame internationale Aktivitäten erforderlich. Aber es könnte auch der Eindruck entstehen, dass eine neue Koalition gebildet wird, die gegen ein moslemisches Land kämpft.“
RIA Novosti