Berlin, Deutschland (Weltexpress). Fußball in der „Alten Försterei“ beim 1. FC Union mit Zuschauern, das ist mehr als Flanken, Ecken und Tore. Das ist seit 100 Jahren meist Leidenschaft, Freundschaft und sportliche Fairness.
Spätestens am Sonnabend beim Traditionsspiele des 1. FC Union Berlin gegen den 1. FC Nürnberg lagen diese Empfindungen beim 2:1-Sieg der Köpenicker wie ein Tuch über dem Stadion. Selbst den sonst eher coole Stadionspreche Christian Arbeit übermannten die Emotionen. Er bedankte sich immer wieder bei den Fans für ihre Kommen und ihr Verhalten.
Fans, die man vielleicht eher als Raubein von der Waldseite eingeschätzt hätte, trugen ordentlich Mund- und Nasenschutz und folgten ruhige den vorgeschriebenen Wegen. Sorgten dann aber auf den Tribünen für die allseits bekannte, leidenschaftliche Wuhlheide-Stimmung.
4.500 warben mit ihrer bemerkenswerten Präsenz für möglichst weit offenen Tore in den deutschen Fußball-Ligen. So sah das auch Union-Präsident Dirk Zingler: „Alle haben auf diesen Tag hin gefiebert und wussten um die Bedeutung dieses Tages, dass im Grunde genommen ganz Deutschland auf uns guckt. Organisatorisch hat alles gut geklappt und die Menschen haben sich toll verhalten. Das ist ein Anfang, jetzt gilt es darauf aufzubauen.“ Wie doch ein für das Auge unsichtbarer Virus das Verhalten der Menschen verändern kann.
Vor 100 Jahren wurde damals im „Sadowa“ am Rande der „Königlichen Jägerei“ das Stadion mit einem Spiel des SC Union gegen den damaligen Deutschen Meister 1. FC Nürnberg vor 7.000 Zuschauern eingeweiht. Der 1. FCN gewann damals 2:1.
Der in Eberswalde geborene Nürnberger Trainer Robert Klauß (35) hatte auch diesmal die Nürnberger gut eingestellt. Die Franken standen in der Abwehr, als wollten sie angesichts des „30. Jahrestages Deutsche Einheit“ noch einmal an die Berliner Mauer erinnern. Wenn die Berliner dennoch durch Tore von Marcus Ingvartsen (51./64. FE) siegten, war das der Angriffsleidenschaft der Unioner zu verdanken.
Ein höheres Ergebnis verhinderte Christian Mathenia im Nürnberger Kasten mit gleich mehreren Glanzparaden.
Bei den Berliner fehlten die Nationalspieler Sebastian Andersson (Schweden), Christopher Trimmel (Österreich) und U21-Spieler Nico Schlotterbeck. Ihr Fehlen wurde verkraftet.
Die Gefühle des Fußball-Abends in der Wuhlheide hinterließen gerade deshalb auch bei Unions-Trainer Urs Fischer ihre Spuren: „Trotz zahlreicher Veränderungen im Kader wurden die neuen Spieler gut integriert. Wir befinden uns auf einem guten Weg. Heute wieder vor Zuschauern gespielt zu haben, gibt uns ein gutes Gefühl, da gab es Gänsehaut, das tut gut.“
So empfand sicher auch Felix Kroos, der nach viereinhalb Jahren Union in Richtung Braunschweig mehr als herzlich aus der Wuhlheide von den Zuschauern verabschiedet wurde.