Unerwünscht -Robert Rodriguez löst “Das Geheimnis des Regenbogensteins”

Außenseiter Toe (Jon Cryer) will sich mit Hilfe des magischen Steins, der Wünsche wahr werden lässt, gegen seine fiese Mitschülerin Helvetika (Julie Vanier) wehren. Den Regenbogenstein bekommen außer  Toe dessen Mitschüler Nose (Jake Short) und Loogie (Trevor Gagnon) in die Hände. Weltfrieden? Das Ende der Klimaerwärmung? Katapulte, Menschen fressende Krokodile und Ufos sind doch viel tollere Wünsche, denken sich nicht nur die Kinder und so kommt es zu ermüdend idiotischen Wünschen. “Spul’ mal `n bisschen vor.”, befielt Rodriguez im selbstverfassten Drehbuch. “Das Geheimnis des Regenbogensteins” beschäftig noch Wissenschaftler Noseworthy (William Macy), Toes Mutter (Leslie Mann) und den bösen Firmenboss Blacky Black (James Spader). “Da will uns jemand eine Lektion erteilen.”, merken sogar den unterbelichteten Charakteren. Nur: “In welchem Fach?” Moral natürlich. Darum werden die überdeutlichen Botschaften in “Das Geheimnis des Regenbogensteins” schulmeisterlich aufgesagt: Wir wollen artig sein und Freunde werden. “Schon gut, ihr habt es sowieso verstanden.”, stöhnt Toe. Allerdings.

Robert Rodriguez fünfter Kinderfilm ist tatsächlich sein zehnter. Kindisch waren auch seine auf ein Erwachsenenpublikum zielenden Filme wie “Es war einmal in Mexiko” oder “Faculty”. “Das Geheimnis des Regenbogensteins” eignet sich noch schlechter als jene für junge Zuschauer. Keine Sorge, im Geiste amerikanischer Prüderie wird in “Das Geheimnis des Regenbogensteins” höchsten “Verflixt noch mal” ausgerufen. Aus dem Kindergarten brachte die kleine Schwester heftigere Ausdrücke mit. “Das Geheimnis des Regenbogensteins” ist für Kinder- und Erwachsenenpublikum schlicht zu dämlich. In einer verräterischen Szene tanzt Filmschurke James Spader auf einem wachsenden Geldberg. Das gleiche erhofft sich vermutlich  Rodriguez. Bei seinen vorherigen Kinderfilmen, der “Spy Kids”-Trilogie und “Die Abenteuer von Sharkboy und Lavagirl in 3D” ging die Rechnung auf. Das Konzept, jeder Schwachsinn sei für Kinder gut genug, so lange er nur grellbunt verpackt ist, erwies sich für Rodriguez fantasielose Abenteuerwerke als bedauerlich erfolgreich. Besonders die kindlichen Figuren in “Das Geheimnis des Regenbogensteins” sind grobschlächtige Karikaturen, so dass eine Identifikation mit ihnen ausgeschlossen ist.

Statt Fantasie regieren billige Effekte in “Das Geheimnis des Regenbogensteins”. Die Kulissen sehen nach Pappmaché und die Kostüme nach Gummi aus. Gehen Rodriguez die Ideen aus, wartet er mit Riesenviechern auf: Riesenroboter, Rieseninsekten, Riesenpopel. Doch größer bedeutet nicht interessanter. “Das Geheimnis des Regenbogensteins” ist schnell entschlüsselt. Der Streifen ist ein hirnloser Actionfilm für die Kleinen. Schon in den ersten Szenen prasselt ein Bildgewitter auf die Zuschauer ein. “Schnitt” ist vermutlich das Lieblingswort Robert Rodriguez beim Drehen, dicht gefolgt von “Action!”. Grelle Farben und kreischende Comicschriftzüge sollen das kindliche Aufnahmevermögen gezielt überfordern, um von der oberflächlichen Handlung abzulenken. “Wenn du so weitermachst, fang ich garantiert an zu gähnen.“, heißt es prophetisch in “Das Geheimnis des Regenbogensteins”. Witze beschränken sich auf mit Dreck Bespritztwerden und Versprecher. Dabei unterstreicht “Das Geheimnis des Regenbogensteins” seine Pointen penetranter als Tonbandgelächter in einer Fernsehserie.

Rodriguez arbeitete sogar mit Quentin Tarantino zusammen. Intellektuell ist Tarantino quasi der Jugendliche zu Rodriguez ´ Infantilität: Guck mal, der Große, das kann ich auch, schrie Rodriguez von Tarantino geschriebene Horrorklamotte “From Dusk till Dawn” inszenatorisch. Schon auf dem Kinderspielplatz führte derartige Nachahmerei meist zu bösen Unfällen. Jolie Vanier ist optisch verdächtig auf Wednesday Addams aus der “Addams Family” getrimmt und Hauptdarsteller Jon Cryer erinnert stark an Macaulay Culkin in “Kevin allein zu Haus”. Den Wunsch, von Rodriguez-Filmen verschont zu werden, bleibt unerfüllt. “Das ist nicht das Ende, das ist der Anfang. Damit andere ihn finden.”, droht Rodriguez in “Das Geheimnis des Regenbogensteins” da bleibt nur ein Wunsch offen: “Hoffentlich stellen die sich damit klüger an.”

Titel: Das Geheimnis des Regenbogensteins
Start: 1. Oktober
Regie und Drehbuch: Robert Rodriguez
Darsteller: Jon Cryer, Julie Vanier, James Spader, Leslie Mann, William Macy
Verleih: Warner Bros.
www.Regenbogenstein-DerFilm.de

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