Berlin, Deutschland (Weltexpress). So richtig desaströse Heimspiele gab es in den vergangenen Jahren immer mal wieder, aber geballt und also gleich mehrfach hintereinander nur in der Zeit, als Jeff Tomlinson Cheftrainer der Eisbären war.
Der liebe Tommer entschuldigte sich auch immer für die Schlappen seiner Schutzbefohlenen wie ein guter Kumpel für den Pfusch seine Kollegen. Schön für ihn, dass der im kanadischen Winnipeg geborene Ex-Eisbär in Rapperswil sein Glück gefunden zu haben scheint.
Dessen SC Rapperswil-Jona Lakers gewann im Februar 2018 laut Wikipedia „im ausverkauften Stadion den Swiss Ice Hockey Cup 2017/18 mit einem 7:2-Finalsieg gegen den HC Davos. Erst zum zweiten Mal konnte ein Club aus der Nationalliga B den Cup gewinnen. Im April 2018 gewann die Mannschaft unter Trainer Tomlinson zudem die Meisterschaft in der Swiss League und zog damit in die Ligaqualifikation gegen den EHC Kloten ein. In einer äußerst umkämpfen Serie setzte man sich im siebten Spiel in der Klotener Swiss Arena mit 2:1 nach Verlängerung durch und stieg erneut in die National League auf.“ Gratulation.
Warum schreibe ich so viel über Tomlinson und dessen Tun? Weil seine Leistung als Cheftrainer in Berlin zu wenig gewürdigt wurde angesichts einer Mannschaft, mit der auch Uwe Krupp anschließend wenig anzufangen wusste. Erst in seinem letzten Jahr klappte es bei Krupp mit den richtigen Spielern. Die Konstellation und Konzentration stimmte. Fast alle holte das Bestmögliche aus sich heraus. Mehr war für die Berliner wirklich nicht möglich angesichts eines Meistertrainers, einer Meistermannschaft und eines meisterlichen Etats in München.
Vor einem Jahr standen die Berliner Eisbären an der Spitze der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) und lieferten bis zum letzten Finalspiel gegen den alten und neuen Meister Red Bull München Leistungen, die sich gut sehen ließen.
Davon kann hier und heute keine Rede sein. Ausnahmen wie auswärts gegen Adler Mannheim oder Kölner Haie bestätigen die Regel. Die Eisbären spielten auch heute gegen Ice Tigers aus Nürnberg wie Flasche leer. Vielleicht sollte mal einer dem Cheftrainer Clément Jodoin zurufen: „Steig ab, wenn Du auf einem toten Pferd sitzt!“
Katastrophale Fehler im Spielaufbau, im Stellungs- und Passspiel oder – wie es Martin Jiranek auf der anschließenden Pressekonferenz formuliert – viele Fehlpässe und nicht das beste organisierte Eishockey.
Das dritte Tor der Gäste fiel in der achten Spielminute. Anschließend zertrümmerte der völlig frustrierte Eisbären-Stammtorhüter Kevin Poulin seinen Schläger, schimpfte über ein, zwei, drei seiner Vorderleute und verließ das Eis.
Die Jodoin-Truppe lag vor angeblich 8.226 Zuschauern, die Zahl wurde vom Hallensprecher im letzten Drittel verkündet, längst in Trümmern, verlor am Ende aber nur 2:5 (2:3, 0:1, 0:1), weil die Gäste zu fahrlässig mit ihren Möglichkeiten umgingen.
Die Klatsche hätte – keine Frage – angesichts vieler vergebener Chancen auf Seiten der Ice Tigers , die deutlich weniger Puckbesitz hatten als die Eisbären, die teilweise regelrechte Auflösungserscheinungen zeigten und nie wirklich ins Spiel fanden, deutlich höher ausfallen können.
Die Berliner sind nun neunter der DEL-Tabelle. Am Freitag kommt mit den Augsburger Panther ein hinter Mannheim und München auf Platz drei stehende Herausforderer, der mit Andrew Leblanc, Matthew White, Matthew Fraser, Adam Payerl und Daniel Schmölz starke Stürmer in ihren Reihen hat.