Für Abwechslung sorgen weniger flimmernde TV-Bildschirme, die strapazieren eher die Nerven, als vielmehr der Trubel eines Bahnhofs mit Reisenden aus aller Welt, die kommen und gehen. Zeitungen auf Papier versorgen Wartende mit Nachrichten von gestern, doch als wirklich nützlicher Dienst wird kostenloses W-Lan angeboten. Ein echter Gebrauchswert. Rastende der zweiten Klasse nutzen die Zeit mit einem Blick in den Bahnhof und auf das Bahnhofsviertel von München, bevor die Reise weitergeht.
Von München können Reisende per Bahn zu später Stunde, genauer gesagt zu nachtschlafender Zeit ab 23.40 Uhr, mit dem Pictor genannten Zug fahren und wären am nächsten Morgen um 8:24 Uhr in Venedig. Kurz nach fünf Uhr beginnt bereits der erste Halt in Italien. Fünf weitere folgen bis der Zug in dem Bahnhof mitten in der Lagune zum stehen kommt. Endstation der Eisenbahn über Nacht und Alpen ist der Sack-Bahnhof von Santa Lucia.
Mit einem Zug der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), die in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesbahn eine schöne Zugverbindung von Deutschland durch Österreich bis Italien zehn Mal am Tag anbieten, fahre ich am Vormittag um 11.38 Uhr von München weiter in die Alpen. Der DB-ÖBB EuroCity hat eine tolle Streckenführung mit zum Teil atemberaubenden Ausblicken. Von München rollen wir über Rosenheim und Kufstein, wo wir die Grenze zu Österreich queren, bis Innsbruck. Dann wechsle ich den Wagen. Je mehr sich die Eisenbahn die Berge hochfährt, desto hungriger werde ich. Der Zeiger rückt schließlich Richtung zwei Uhr am Nachmittag. Ab Innsbruck sitze ich im Speisewagen schmatze und schwatze, schaue umher und vor allem hinaus.
Ausgiebig essend und angenehm trinkend erlebe ich, wie sich der Zug langsam aber sicher auf fast 1.400 Metern hochschraubt. Die tolle Abwechslung von Tunnel und Tal im Speisewagen zu genießen, dazu rate ich jedem Reisenden der Brennerbahn, die für einen Preußen allein schon ein Abenteuer, etwas Besonderes und ihr Fahrgeld Wert ist.
Mit Grünem Veltlinger bei Rinderconsommé und Blattsalat mit Olivenöl geht es erst steil hoch, mit Blauen Zweigelt zum Kalbsbutterschnitzel (faschierte Laibchen) mit Erdäpfelpüree weiter über den Brennerpass. Die Weine an Bord stammen vom größter Qualitätsweinproduzent Österreichs.. Auf Österreich!
Unter der Marke Winzer Krems werden jährlich ausschließlich handverlesene Weintrauben von aktuell über 1.000 Mitgliedsweinbauern (die in Österreich überwiegend Weinhauer genannt werden) mit einer Vertragsrebfläche rund 1.000 Hektar verwertet.
Für die Abfahrt durch Franzensfeste und Brixen bis Bozen genehmigte ich mir hausgemachter Kaiserschmarrn mit Zwetschkenröster und einen Melange. Die im eigenen Saft gedünsteten Zwetschken sind ein Gedicht.
Trento und Verona sowie das Land und mache Leute schaue ich mir aus meinem sauberen, angenehmen Abteil heraus an, freue mich über eine Gratiszeitung, die in der 1. Klasse verteilt wird sowie über die Dreisprachigkeit der Schaffner, während meine Ungeduld auf Venedig, auf das ich mich mit kindlicher Neugier freue, ab Padove stetig wächst. Dann rollen wir über einen Damm, zu beiden Seiten Wasser, durch die Lagune direkt auf Venedig zu. Pünktlich wie die Eisenbahn fahren wir kurz nach 18 Uhr in den Bahnhof ein.
Was noch zu erwähnen wäre: Von Deutschland reisen Kunden bereits ab 39 Euro mit dem Europa-Spezial und von Österreich ab 29 Euro in der 2. Klasse mit der Sparschiene wirklich bequem und günstig nach Norditalien. Familien sparen doppelt: Eigene Kinder oder Enkelkinder unter fünfzehn Jahren fahren kostenlos mit.
Infos:
Mehr Infos und Buchungen bei ÖBB: www.oebb.at und DB www.bahn.de
Mehr Infos zum Thema Essen und Trinken im Speisewagen der ÖBB: www.henryamzug.com
Nachtzug: www.citynightline.de
