Terror in Ägypten: Bomben explodieren, Schüsse fallen – Hunderte Verletzte, über zwei Dutzend Tote

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Wieder einmal spielen sich widerwärtige Szenen am Nil ab und über ihnen Rauchwolken und Tränengasschwaden. Das neuerliche Abschlachten von Oppositionellen durch den langen Arm der Herrschenden liegt auch daran, daß das Wahlergebnis mit 98,1 Prozent, wie die ägyptische Wahlkommission vor einer Woche mitteilte, an stalinistische bzw. real-sozialistische Resultate heranreicht. Millionen nehmen die Farce nicht ernst und auf einen Treppenwitz der Geschichte kann man keinen Staat aufbauen. Weit über 30 Millionen Wahlberechtigte jedoch folgten dem Aufruf der unterdrückten Opposition und ging nicht zur Wahl. Sie stimmten nicht für eine Verfassung, weil ihre Vertreter nicht an dieser Verfassung mitschrieben. Eine Verfassung aber ohne breite Basis ist ein Stück Papier ohne Wert.

Sofort nach dem Putsch der Generäle wurden die Mitglieder der Partei des gestürzten Präsidenten Mursi und auch die Mitglieder der Bewegung der Muslimbrüder verfolgt, vor allem Rädelsführer ausgemacht, Köpfe und Kader, Führungspersonal inhaftiert. Viele der Gefangenen wurden gefoltert. Seit Wochen schon gelten beide Organisationen als Terroristische Vereinigungen.

Nimmt man allein die Opferzahlen, welche die großen, internationalen Nachrichtenagenturen AP, AFP und Reuters melden, dann starben am heutigen Jahrestag der Revolution allein in der ägyptischen Hauptstadt Kairo über zwei Dutzend Menschen. Vor drei Jahren gelang es fortschrittlichen Kräften, der Jugend mit Mobilfunktelefon und Twitterkanal sowie traditionellen, islamistischen Kräfte gegen das Militär-Regime unter Mubarak eine Allianz zu schmieden und den greisen Diktator, der halb fiel, zu stürzen. Seit dem sucht die herrschende Klasse nach einem neuen Führer. Sie wankten wie ein angeschlagener Boxer durch den Ring am Roten Meer, bis Sisi allen Mut und die Moneten der USA in die Hand nahm. Dass diejenigen, die ihr Haupt aus der politischen Wüste Ägyptens erhoben nach dem Putsch der Generäle schlicht ihre Köpfe wieder in den Sand stecken würde, das durfte niemand erwarten. Die Junta muss mit Terror herrschen oder sie wird auch wegen der dünn-dämlichen Legitimation durch das Referendum wieder weggeweht von den Massen des Volkes, von denen einige langsam aber sicher in den Untergrund gehen.

Bereits am Freitag starben bei zwei schweren Bombenanschlägen mehrere Menschen in Kairo. Es gab zudem viele Verletzte bei den Anschlägen auf eine Polizeistation und an einer U-Bahn-Station.

Verletzte und Tote werden auch aus weiteren Städten in Ägypten gemeldet. In Suez soll unweit einer Polizeistation eine Bombe explodiert sein. Mehrere Verletzte werden gemeldet.

Die Straßenschlachten, die den ganzen Tag über in mehreren Stadtteilen Kairo und in mehren Städten Ägyptens tobten, dauerten bis in die späten Abendstunden an. Verfeindete Gruppen, vor allem die Sisi-Anhänger auf der einen und die Mursi-Anhänger auf der anderen Seite, gingen aufeinander los. Polizei und Miltitär griff auf Seiten der Sisi-Anhänger ein, ist der De-Facto-Diktator als Armeechef doch ihr Befehlsgeber.

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