Der in Hamburg lebende gebürtige Konstanzer kommt am 21. Januar nach Berlin-Wilmersdorf und gibt unter Umständen sogar Autogramme. Der Regisseur, den man vielleicht durch seinen Film „Herr Pilipenko und sein U-Boot“ kennt, reiste nicht weit, kam nur bis Europa, blieb immer noch in good’ol’Europe – und fand eine andere Welt! Ganz zurecht drehte er darüber eine 86minütige Dokumentation mit dem Titel „Die Hüter der Tundra“. In Russlands hohem Norden, mitten in der Tundra drin, teilte er über einen ganzen Jahreslauf hinweg das Leben der russischsamischen Rentierhirten – mit heißem Sommer und bitterkaltem Winter – am Rand der größten Landmasse, die der Globus zu bieten hat. Nah an den Menschen und in beeindruckenden Naturaufnahmen dokumentiert er in seinem Film den Überlebenskampf eines Volkes. Heute.
Ganz besonders freut man sich, dass man aus der Russischen Föderation mal wieder schöne Bilder zu sehen bekommt; das war ja in jüngster Zeit nicht ausschließlich der Fall. Wir haben aber nicht vergessen, dass die Föderation immer noch der größte Staat der Welt ist – auch nach dem Ende der Sowjetunion mit ihren 15 Republiken. Ein großes, schönes Land, das schöner Bilder wert ist.
„Die Hüter der Tundra“ feierte seine Uraufführung 2013 auf dem renommierten Internationalen Filmfestival in Locarno in der Schweiz und startet ab 22. Januar in den deutschen Kinos. Aus gegebenem Anlass haben wir die Berliner Lichtspielhäuser unten namentlich aufgeführt.
Und bitte: Wenn Sie sich jetzt ins Notizbuch notiert haben: „Interessanter Film! Auf DVD-Start ‚Hüter der Tundra‘ achten!“ – dann meinten Sie das doch nicht ernst, oder? Ich bitte Sie! Ein Naturfilm mit derart großartigen Bildern und so eine Doku über ein fast unbekanntes europäisches Volk – der gehört auf die große Leinwand, besser noch auf die GROSSE LEINWAND und nicht aufs Phablet oder irgendeinen anderen Bildschirm. Jedenfalls nicht, solange die Bilder auf dem großen Screen zu sehen sind.
Kinofilme sind wie Nomaden oder Rens – sie ziehen weiter. Darum muss man sich an ihnen erfreuen, solange sie da sind, sonst sind sie weg. Und wenn dann so ein Nomade von Film auch noch ein Nomadenvolk und herumziehende Herdentiere zum Thema hat, dann sollte man erst recht aufhorchen. Zudem weltweit heutzutage die Nomaden eher untergebuttert werden – es ist die große Zeit der Bausparverträge, der festen Arbeitsstellen, die dazu dienen, die Sesshaftigkeit in einem möglichst komfortablen Anwesen zu finanzieren. Roma, Sinti, Beduinen und andere sind überall in der Defensive, ihre Lebensart unverstanden von der großen Mehrheit der Sesshaften, ihre Vertreter verdächtig oder bestenfalls in ihrer „Armut“ bemitleidet.
Froh bin ich auch, endlich mal so ein Ren in Überlebensgröße zu sehen bekommen. Ich dachte ja schon, die gibt es nur aus Plastik aus Taiwan, oder sie verderben einem samt rotweißen Kutscher das Weihnachtsfest, weil sie seit ein paar Jahren plötzlich wie lästige Fliegen lautlos überall herumschwirren, obwohl ich immer ganz sicher wusste: Ren können nicht fliegen! Auch nicht am Nordpol! Und sie haben auch keine roten Nasen. Aber so ein echtes Ren, wie bei den Lappen in Skandinavien, das hab‘ ich noch nicht gesehn. Dann wenigstens im Kino. Darauf freu ich mich schon und gehe Mitwochabend selber hin.
Eine Filmkritik können wir Ihnen noch nicht anbieten, schließlich haben wir den Streifen ja noch nicht gesehen, aber die Bilder – ja die Bilder haben wir sehr wohl gesehen und sie allein bekräftigen uns schon in der Empfehlung. Da dieser Artikel nun so wenig sein kann, erhalten Sie einen Vorgeschmack in Bildform – voilí !
Berlin-Premiere „Die Hüter der Tundra“ mit Regisseur René Harder am Mittwoch, den 21. Januar 2015, Uhrzeit: 20.30 Uhr, Ort: Eva-Lichtspiele, Blissestraße 18, 10713 Berlin
Kartenreservierung: Telefon 030.92 25 53 05 (Eva-Lichtspiele)
Kinostart „Die Hüter der Tundra“: 22.01.2015, in Berlin außer im Eva auch im Acud, Ladenkino und Kino Krokodil