Türkisches Bad und Fango Spezial in der Hotel Terme Formentin – Serie: Nach Abano mitten ins Herz der euganeischen Thermalbäder im Veneto (Teil 3/3)

Dieser spezielle SPA-Bereich – die großen Schwimmanlagen innerhalb des Hauses und draußen im Freien mit dem warmen Thermalwasser sind jetzt nicht Thema, obwohl sie das eigentliche Thema des Wohlfühlens hier im Hause sind und von morgens bis abends benutzbar mit all den Wasserspielen dazu – ist nicht groß, aber form- und farbenschön gestaltet. In einer Wand sind nebeneinander drei Rundkabinen eingebaut. Neben dem Aromarium eine Sauna und ein Laconicum. Ein Laconicum? Das kenne ich nicht, obwohl im Hinterkopf etwas dämmert. Diesen Kabinen gegenüber steht vier Liegen für die Ruhezeiten und dazwischen ein viergeteilter Brunnen, in grünem und grauen Mosaik – aha für Kneipp denkt man bei den vier Becken -, die drei Grazien darüber sind aber in der Mischung aus Antike, Jugendstil und modernem Kitsch eindeutig italienisch und sie sind eigentlich Koryatiden, denn sie tragen eine Schale, die – so schlußfolgert man wiederum – Springbrunnenfunktion hat, jetzt aber einen Kaktus trägt.

Auch die zwei Duschen an der Verbindungsseite mit all den Vorrichtungen für Brust-, Hüfte- und Oberschenkelduschköpfe, sind formschön als Rund in dem Raum eingefügt, der überhaupt wohltuend Intimität vermittelt, keine Massenwaschanlage, was auch die undurchsichtigen Fenster und die Tür mit apartem Mäandermuster deutlich machen. Stilvoll ist es hier, ohne aufgesetzt zu sein. Angenehm, daß jetzt nach dem 2. Durchgang jemand nach mir schaut und unaufgefordert einen Tee bringt, dessen Zusammensetzung unklar bleibt, Kräuter auf jeden Fall und ein Honiggeschmack. Beim Ruhen zwischen den Heißluftgängen ist Zeit, dieses nette Badeensemble genauer zu betrachten. Die Sauna ist eine finnische und es stehen neben der Saunatüre all die Gebrauchsanweisungen zum Benutzen dran.

Interessant ist das Laconicum, das wie das Dampfbad eingerichtet ist, mit einem runden Sitzverlauf und zusätzlich Thermae heißt. Aha. Wie war das bei den Römern? Das Tepidarium bei 37-39 Grad für das Immunsystem und zur Regeneration, zur Entspannung geeignet. Das Calidarium mit 45-48 Grad und höchstens 20 Minuten Verweildauer. Und nun das Laconicum, ein echtes Schwitzbad, ein Sudario Romano, das es auf 65 – 85 Grad bringt, und das sogar 45 Minuten besucht werden darf!? Zum Vergleich, unser Türkisches Bad, also das Aromarium hat es gerade mal auf 48 Grad gebracht. Aber ein Fridarium gibt es hier nicht, das den Römern von plus 5 bis minus 5 Grad geboten wurde.

Nachdem durch die Hitze der Dampfbäder die Haut schon einiges Wasser und Gifte herausgeschwitzt hat – sicher ein bißchen mehr Theorie als Praxis, denn im Dampfbad fließen zwar die Tropfen wie ein Wasserfall an einem herunter, aber die sind nicht vom Schwitzen hervorgerufen, wie in der trockenen Sauna, sondern überwiegend das kondensierte Wasser aus der Heißluft – kommt nun die Spezial Fango Packung dran. Zu Hause sind es die dünnen in Zellstoff und Plastik eingeschweißten Fangoauflagen, die erhitzt vor allem dem Rücken einheizen sollen, während man am Toten Meer beispielsweise sich am Strand direkt mit dem heilsamen Schlamm so einpacken kann, daß nur noch der Kopf rausschaut, was auch Erwachsenen kindlichen Spaß macht. Und hier im berühmten Thermen- und Fangogebiet des euganeischen Beckens gibt es wie drüben auf der anderen Seite des Thyrrenischen Meeres in Murcia/Spanien, eine richtige Fangolandschaft und mit ihr ganz unterschiedliche Verfahren der Anwendung.

Hier spielt die Menge des Fangos keine Rolle, denn der verbrauchte Fango wird zurück in die Natur gebracht und in den Schlammbecken bei mindestens 60 Tagen wieder mit allen Spurenelementen versehen, bis er reif ist. Allerdings richtet sich die Fangoanwendung schon danach, ob ein Röhrensystem den Fango transportiert, oder ob er mit Eimern und anderen Gefäßen erst hergeschleppt werden muß. Das Hotel Formentin ist ein Drei-Sterne-Haus. Da gibt es keine aufwendigen Röhrensysteme und mitten in der Stadt auch nicht so, wie weiter draußen in den speziellen Sanatoriumsanlagen. Da liege ich mit dem Spezialfango richtig. Dies ist eine schwarze, sehr feingeriebene, leicht körnige Paste, die unterhalb der Knie beginnend bis zum Bauch von Elisa – so heißt meine Fangotherapeutin, die mit Umsicht alles richtig macht – mit der Hand aufgestrichen wird, was sie an den Oberarmen fortsetzt. Sonst nirgends. Diese bestrichenen Hautstellen sind nämlich cellulitisgefährdet und ich erhalte einen anticellulitischen Spezialfango!

Heiß ist dieser Fango, aber das muß so sein und das Ergebnis sieht man nach 25 Minuten des Einpackens und anschließenden Abduschens des schwarzen Schlamms in Form von massiver Rötung der Haut. Das gefällt Elisa, denn so ist es richtig und zeigt die Raktion der Haut, die die Stoffe aus dem Fango eingesogen hat, sie jetzt mit Hilfe der stärkeren Durchblutung durch den Köprer transportiert. Auf die roten Stellen massiert Elisa nun noch eine „TFF Crema Massagio Snellente H.T.F.“ ein, die die Haut glatt macht und die nicht aufdringlich riecht. Das nämlich ist oft ein Ärgernis. Nein, geschlafen hatte ich nicht, das aber ist bei vielen Fangobestrichenen der Fall. Mir aber ist jetzt absolut nach einer Massage. Denn so entspannt und mit der durch die Wärme ideal vorbereiteten Haut sind die subjektiven und die objektiven Gegebenheiten für eine Massage in die Augen springend. Allein, es ist keine Zeit. Viele wollen die Dienste dieser Heilabteilung im Hause wahrnehmen. Wir aber bekommen von Elisa zum Abschied einen Teebeutel eingepackt. Bergkräuter steht drauf! Und Teekanne. Aha, auch noch Deutsch. Schmeckte wirklich gut.

Die SPA-Abteilung des Hotels hat ein erstaunlich reichliches Angebot, in dem auch neuere und aufwendige Therapien angeboten werden, wie die Craniosacralmethode, die spezielle Ausbildung voraussetzt und wo es um die im Schädel feinlaufenden natürlichen Sprünge geht, die durch diese Behandlung in Harmonie gebracht werden. Aber auch die gängigen Verfahren wie Manuelle Therapien und Reflexzonenmassage oder die östlichen Techniken wie Ayurveda, Reiki, Taomassage oder Shiatsu können gewählt werden.

Das Hotel selbst ist ein durch Italiener gut besuchtes Familienhotel, das auf der Stammkundschaft aufbaut, die – wie überall – eher Ältere sind, aber eben nicht nur. Wer hierher kommt, bleibt länger und so sind die Angebote im SPA- und Kosmetikbereich auch darauf zugeschnitten und bieten neben der Einzelbehandlung ganze Pakete an: in der Terme oder dem Salon Ephira.

Info:

Abgesehen davon, daß es im Euganeischen Hügelgebiet, der heute insgesamt Nationalpark ist, genug zu sehen und in den Kastanien- und Eichenwäldern zu erwandern gibt, sind die Kurorte ideales Ausgangsgebiet für die Schönheiten Venetiens. Padua, Mantua, Vicenza, Verona, Bassano del Grappa, Venedig. Vergessen Sie vor allem Arquí  Petrarca nicht, wo der berühmte Dichter lebte und sein Haus und die mittelalterliche Welt noch spürbar sind.

Reiseliteratur:

DuMont Kunstreiseführer "Venetien", Klaus Zimmermanns
Mairdumont: Marco Polo "Venedig", Walter M. Weiss
Marco Polo "Venetien/Friaul", Bettina Dürr
Karl Baedeker Verlag: Baedeker Allianz Reiseführer "Venedig", Anja Schliebitz
DuMont Reiseverlag: DuMont Kunstreiseführer "Venedig", Thorsten Droste

DuMont direkt "Venedig", Christoph Hennig
Falk Verlag: Falk Spirallo Reiseführer "Venedig", Sally Roy

Weitere Literatur:

Johann Wolfgang Goethe, Italienische Reise, hier die Kapitel „Von Verona nach Venedig“ und „Venedig“

Internet:

www.abanormontegrottosi.it

www.abanomontegrotto.it

www.turismopadova.it

www.turismo.regione.veneto.it

www.turismovenezia.it

Mit freundlicher Unterstützung des Hotels Formentin, Via Pietro d’Abano 15, Abano Terme, Tel. 0039 049 8669511

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