Berlin, Deutschland (Weltexpress). Bei einem Wettbewerb um die attraktivsten Urlaubsziele in der insgesamt reizvollen Südsee hat die Insel Moorea große Aussichten auf einen Platz ganz weit vorne. Nur eine Meerenge von 17 Kilometern trennt sie von Tahiti mit der Hauptstadt Papeete. Moorea wie auch Tahiti gehören zu den Gesellschaftsinseln, und diese sind wiederum nur einer von fünf Archipelen von Französisch-Polynesien, oder Ma’ohi Nui, wie Französisch-Polynesien in der Landessprache der Polynesier genannt wird. Wer weiß schon, dass ganz Französisch-Polynesien eine Fläche so groß wie Europa einnimmt, aber nur rund 280.000 Einwohner hat.
Den Gesellschaftsinseln gemeinsam ist ihr vulkanischer Ursprung. Und so ist auch das Innere von Moorea bergig, mit insgesamt acht Gipfeln und zwei großen Buchten, der Cook’s und der Opunohu-Bay, die durch den Berg Mount Rotui getrennt sind und der Insel die Form eines Dreizacks verleihen. Alles dies in der Melange mit weißen Sand-Stränden, klarem Meerwasser mit Korallen und der bunten Fischwelt – und natürlich reichlich Sonne.
Quartier in Paopao an der Cook`s Bay
Die Anreise nach Moorea erfolgt für die Urlauber normalerweise mit dem Flugzeug zum internationalen Flughafen von Tahiti. Taxi oder Bus bringen die Touristen in 10 Minuten zum Hafen in Papeete, der auch Heimathafen des PONANT-Kreuzfahrtschiffes „Paul Gauguin“ ist. Vom Hafen starten Fähren zu den anderen Gesellschaftsinseln. Zwei Fährgesellschaften steuern mehrmals täglich den Hafen Vaiare an Mooreas Ostküste an. 30 bis 40 Minuten dauert die Überfahrt.
Ob in einem Luxushotel oder -resort, in kleinen Familienhotels, Pensionen oder auf einem Campingplatz, hier auf der Insel ist die perfekte Mischung aus Luxus, Komfort und polynesischem Charme in preiswerten Quartieren zu finden. Wir haben uns für ein Quartier in Paopao im neu errichteten 3-Sterne Hotel Cook’s Bay Hotel & Suites entschieden, eine Appartementanlage mit 38 Suiten, alle mit Meerblick und Balkon, einem weitläufigen Garten und einem großen Pool. Ein Steg führt auf eine kleine vorgelagerte Insel in der Cook’s Bay mit einem Restaurant und einer Strandbar, von der man zur besten Happy-Hour-Zeit einen tollen Blick auf den Sonnenuntergang hinter den Bergen von Moorea hat. Voll im Blick ist auch die Luxus-Yacht von Mark Zuckerberg, die sich für eine Woche die Cook Bay als Ankerplatz ausgesucht hat und abends hell erleuchtet ist.
Fantastische Aussichten vom Belvedere
Für ein erstes Kennenlernen von Moorea bietet sich auf der „nur“ 132 Quadratkilometer kleinen Insel eine 62 Kilometer lange Inselrundfahrt mit einem Mietauto an. Hier existieren zwar öffentliche Verkehrsmittel, aber sie sind, wie zu erfahren, nicht sehr zuverlässig. Es gibt neben den Schulbussen nur einige Zubringerbusse von den Dörfern zur Fähre.
Man kann sich nicht verfahren – es gibt nur zwei Straßen, die Ringstraße rund um die Insel und eine kurvenreiche Stichstraße in die Berge zum Aussichtspunkt Belvedere. Von hier eröffnet sich eine fantastische Aussicht auf die Cook’s Bay, benannt nach James Cook, der Moorea auf seiner dritten Reise 1777 nach Französisch-Polynesien besuchte, sowie die Opunohu Bay und den Mount Rotui.
Ebenfalls gut sichtbar ist das Barriere-Riff, das die gesamte Insel umgibt. Es ist von einigen befahrbaren Passagen durchbrochen, die nur von kleineren Passagierschiffen, Fähren oder von den Fischerbooten der Einheimischen genutzt werden können.
Auf dem Weg zum Belvedere fährt man an Gemüse- und Obstplantagen vorbei und dem Markenzeichen der Insel, einer großen Zahl von Ananasfeldern. Die Berge sind von dichten Regenwäldern und fruchtbaren Tälern übersät. Hier in den Bergen leben sogar Wildschweine, das Berliner Randgebiet lässt grüßen.
Die Ananasfabrik stellt sich vor
Zur Entdeckungstour auf der Insel Moorea, die auch als Ananas-Insel gilt, gehört unbedingt der Besuch der Rotui Saft-Fabrik und Destillerie. Sie wurde im Jahr 1981 auf eine Initiative der Ananasbauern von Moorea gegründet, die einen Weg suchten, ihre nicht verkauften Früchte zu verarbeiten. Schon zwei Jahre später wurde die Produktion erweitert auf alkoholische Getränke wie Ananas-Sekt, Liköre und Rum, die unter dem Markennamen Manutea Tahiti angeboten werden und vielfach preisgekrönt sind. Und die Firmenproduktion wurde auf die große Nachbarinsel Tahiti ausgeweitet, was den Vertrieb etwas erleichtert – der Name „Tahiti“ ist nun mal bekannter als „Moorea“.
Für die Besucher ist ein kostenloser Rundgang arrangiert, der durch mehrere Produktions- und Verpackungshallen führt, begleitet von Informationstafeln. Auf ihnen sind die Tagebuchnotizen des Seefahrers und Entdeckers James N Stephenson zu lesen, in denen er den Weg der Früchte vom Feld in die Fabrik beschreibt. Da berichtet er über seine Begeisterung, als zwei junge Ma‘ohi eine reife Ananas aufschneiden und er das erste Mal eine süße Ananasfrucht kostet. Und er beschreibt, wie sie aus der Frucht den Saft pressen.
Inzwischen verarbeitet die Saft-Fabrik nicht nur Ananas, sondern auch Guaven, Mango, Papaya, Bananen, Passionsfrüchte, Orangen und Noni, die Früchte des Noni-Baumes, auch als Indischer Maulbeerbaum bekannt.
Die Fabrik hat heute 50 Beschäftigte und rund 100 Farmerfamilien liefern die Ananas und die anderen Früchte. Den Rotui-Saft findet man überall in Französisch-Polynesien – in den Restaurants, Bars und allen Supermärkten, und er schmeckt ganz ausgezeichnet. Es ist eines der wenigen Lebensmittel, die vor Ort erzeugt und vertrieben werden. Über 80 Prozent der in Französisch-Polynesien verbrauchten Lebensmittel müssen importiert werden, dementsprechend hoch ist das Preisniveau.
Ananas-Saft macht nicht dick
Bei dem Rundgang werden auch Lektionen gehalten. So wehren sich die Ananas-Veredler gegen den Vorwurf: „Ein Glas Frucht Juice (150 ml) macht dick“. Der Drink enthält natürlichen Fruchtzucker, liefert zwischen 30 und 90 Kilokalorien an Energie, und das entspricht nur etwa 4 Prozent des täglichen Energiebedarfs eines Erwachsenen. Dafür liefert er Vitamine, Mineralien und vieles andere mehr.
Wie es sich für einen standesgemäßen Rundgang gehört, hat der Besucher auch in einem großen Verkaufsraum alle Möglichkeiten, einige der Säfte, Tee und Marmelade zu verkosten – ein Erlebnis. Das gilt sicher auch für den Manutea Rum, aber bei Flaschenpreisen von knapp 60 Dollar ist die Zurückhaltung für den Probierschluck verständlich – es wird nur ein winziger Schluck spendiert.
Pizza aus dem Holzofen
Im Südsee-Reiseführer vom Dumont-Verlag wird besonders die kleine Pizza-Stube „Allo-Pizza“ empfohlen, die direkt an der Straße liegt. Es gibt nur einen Tisch und wenige Sitzplätze an einem Tresen und so bestellen wir unsere Pizza aus dem Holzofen, so wie die allermeisten Kunden, als take away. Wir speisen dann auf unserem Balkon im Hotel. Besonders die Pizza „Moorea“, die mit Ananas-Stücken belegt ist, kann man weiterempfehlen. Der Pizza-Schmaus ist ein günstiger Zeitpunkt, um auf dem Balkon die Ananas-Sekt-Flasche aus dem Shop der Rotui-Saft-Fabrik zu köpfen.
Wir besuchen auch den hoch gelobten „Snack Mahana“. Aus einem kleinen Food-Truck hat sich ein Restaurant entwickelt, mit Meerblick und Fisch- sowie Garnelen-Gerichten. Frühes Erscheinen sicherte die Plätze direkt am Wasser.
Eine weitere kulinarische Spezialität von Moorea läuft und fliegt frei in den Bergen herum: Hühner. Sie übernachten in den Bäumen und werden dort von Zeit zu Zeit nachts von den Bewohnern mit großen Keschern eingefangen. Vor der Schlachtung werden die Hühner eine Woche lang nur mit Früchten und eine Woche lang nur mit Kokosnuss gefüttert, um das Fleisch ganz weich und wohlschmeckender zu machen, wie uns ein Reiseführer erzählt.
Feiner weißer Sand und türkisfarbenes Wasser
Die Insel Moorea verfügt über zahlreiche Strände, sowohl öffentliche als auch private. Jeder von ihnen hat seine eigenen, einzigartigen Merkmale. Einige sind bei Einheimischen und ausländischen Besuchern beliebter, weil sie von der Straße leicht zugänglich und mit Annehmlichkeiten ausgestattet sind. Beispielsweise verfügen einige Strände über kostenlose hygienisch saubere Toilettenhäuser. Oder es sind Duschen installiert, um sich das salzige Meerwasser abzuspülen. Andere Badestellen wiederum sind eher abgelegen oder privat. Aber alle haben den gleichen feinen weißen Sand und kristallklares türkisfarbenes Wasser, alle liegen in einer idyllischen Umgebung. Und die Schnorchler können an allen öffentlichen Stränden bequem ins Wasser steigen, mit wenigen Flossenschlägen Korallenbänke in der Lagune erreichen und sich an der bunten Fischwelt erfreuen. Eine gute Gelegenheit für Unterwasser Fotos.
Einer der schönsten öffentlichen Strände, der Temae-Strand grenzt an das Sofitel-Hotel mit Überwasser-Bungalows, Preisen von rund 1000 Euro pro Übernachtung und einem beleuchteten Glasboden im Zimmer, wo der Gast die Fische beobachten kann. Zu diesem Strand kommen an den Wochenenden viele Einheimische, um hier zu baden oder ein Picknick zu machen. Das Hotel gehört einem chinesischen Besitzer, der das Resort weiter ausbauen und dazu den öffentlichen Strand kaufen wollte, um weitere Bungalows in die Lagune zu setzen. Eine große Protestbewegung der Insel-Bewohner verhinderte den Ausbau.
Eco-Museum im „Fotovoltaik-Kleid“
Das auf Moorea neu geschaffene Eco-Museum hat es in die meisten Reiseführer wie Dumont, die sich immer „aktualisiert“ geben, noch nicht geschafft. Es wurde erst im Jahr 2021 von den zwei Franzosen Jacques und Sophie Rougerie eröffnet. Das komplette Dach und die gesamte Außenhülle des modernen Gebäudes sind mit Fotovoltaik Platten bestückt – ein Kennzeichen unserer modernen Zeiten auch im Südpazifik.
Überraschenderweise erhalte ich mit meinem internationalen Presseausweis keinen freien Eintritt. Kein gutes Zeichen, wenn ein Museum in der Weise um jeden Euro kämpfen muss. Schließlich wird mir ein „Rabatt“ eingeräumt und eine Mitarbeiterin nachgeschickt, die uns durch das Museum führt. Die Eintrittspreise liegen umgerechnet bei 20 Euro. Wohl auch deshalb drängeln sich hier keine Besuchermassen und die Rundfahrtbusse vom PONANT-Kreuzfahrtschiff legen hier auch keinen Zwischen-Stopp ein. Es ist nur zu hoffen, dass sich dieses Museum dennoch am Leben erhält. Auch wenn es recht klein ist, werden sehr interessante Fakten geliefert und mit modernen Museumstechnologien präsentiert. Für Kinder gibt es viele interaktive Stationen, zum Beispiel kann man sich sein eigenes Unterwasser-Habitat zusammenstellen, mit Steinen, Korallen, großen und kleinen Fischen, Schildkröten und sogar Schorchlern.
Das Atoll mit Bergspitzen einer Caldera
In den Aquarien des Museums werden die Korallenriffe und ihre Bewohner in verschiedenen Meerestiefen gezeigt, im Kinosaal schwimmen die Giganten der Meere – Wale, Mantas und Haie – vorbei, und es wird die geologische Geschichte der Insel Moorea erzählt. Moorea ist wie die Nachbarinsel Tahiti vulkanischen Ursprungs und entstand vor circa 2,8 Millionen Jahren. Nach einer historisch langen Phase von Vulkanausbrüchen explodierte der Hauptvulkan und bildete eine Caldera, die heute nur noch an einer Reihe von Bergspitzen zu erkennen ist. Die gesamte Insel ist ein Atoll und von einem geschlossenen Riff umgeben, das relativ nahe an der Insel liegt, insofern ist die Lagune auch nur klein und man kann an einigen Stellen sogar bis fast an das Barriere-Riff heranschwimmen. Allerdings ist die Strömung in der Nähe des Riffs sehr stark, die Gezeiten wirken auch hier, und zu allem Überfluss rasen auch hier gerne Einheimische und Touristen auf ihren Waverunner-Booten durch die Lagune.
Das Dreieck zeigt die Ausdehnung von Polynesien
Auf einer Tafel wird das Polynesische Dreieck gezeigt. Es beschreibt die Ausdehnung von Polynesien – an seinen Ecken liegen die drei Inselgruppen Hawaii, Neuseeland und die Osterinseln. Das Dreieck veranschaulicht für den Besucher recht einfach die gigantischen Dimensionen dieses Teils von Ozeanien. Und im Zentrum des Dreiecks und dieser Weiten in der Südsee liegen Tahiti und Moorea. Die Flugzeit von Tokio nach Tahiti beträgt satte 11 Stunden. Der nächste internationale Flughafen ist Auckland in Neuseeland, der „nur“ fünf Flugstunden entfernt ist.
Für eine Anreise aus Deutschland sind in jedem Fall 22 Stunden reine Flugzeit zu veranschlagen, egal ob man die Route nach Westen, zum Beispiel über Paris und Los Angeles wählt, oder die Route nach Osten, zum Beispiel über Singapur und Auckland. Das schlägt sich auch auf die Flugkosten nieder. Die Anreise aus Europa ins Paradies Südsee hat ihren Preis.
Einsamkeit am Südsee-Strand ist noch ein Begriff
Wen das nicht abschreckt, der sollte sich dann auch nicht von Horror-Szenarien überfüllter Strände in der Südsee abhalten lassen, die manchmal in einigen Medien und Reiseführern an die Wand gemalt werden. Urlaubs-Saison ist hier das ganze Jahr. Die völlig überfüllten Strände, Massen- und Übertourismus in der Südsee mit seinen Inselstaaten existiert nur in der Wahrnehmung von „grün-woker“ Weltanschauungs-Propaganda. Sie hat mit der Realität wenig zu tun.
Allein die Zahl der internationalen Flugverbindungen, die Zahl der einreisenden Passagiere in diese Region sowie die überschaubare Menge an Fahrgastschiffen sprechen eine deutliche Sprache. Pro Tag kommen auf dem internationalen Flughafen in Papeete, übrigens dem einzigen internationalen Flughafen von ganz Französisch-Polynesien, im Durchschnitt fünf Interkontinentalflüge an. Und diejenigen, die aus Europa oder den USA mit dem Ruderboot, Kanu oder dem Fahrrad kommen, sind wohl eher sehr selten. Vollgepackte Sandstrände wie an der Adria oder im Mittelmeer mit Liege an Liege sind völlig undenkbar. Hier ist Einsamkeit am Strand für den Urlauber noch ein Begriff. Die Gewähr dafür ist für die Reisenden zugleich auch die hohe Hürde. Die Südsee liegt eben nicht um die Ecke.
Anmerkung:
Siehe den Beitrag
- Exotisches Paradies mitten im Pazifik – Mit dem Kreuzfahrtschiff „Paul Gauguin“ unterwegs in der Südsee von Dr. Ronald Keusch
im WELTEXPRESS.
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