Venedig, Italien (Weltexpress). Bei diesem prachtvollem, frühlingshaftem Wetter funkelten und glitzerten die aufwendigen Kostüme des venezianischen Karnevals im Sonnenlicht. Manche scheuten keinen Aufwand, um für ein paar wenige Tage mit großem Gepäck in die Lagune zu reisen – stolz und bereitwillig posieren die Kostümierten für die Kameras Hunderter von Besuchern, meist vor dem Dogenpalast, dessen weiße Marmorsäulen den idealen Hintergrund für die farbenprächtigen abgeben.
Doch die heiter-unbeschwerte Atmosphäre täuscht – genauso wie sich hinter den Karnevalsmasken sich ganz andere Gesichter verbergen, lauert unter der Oberfläche das Unfassbar-Bedrohliche, das immer näher kommt: Der Coronavirus, der jetzt die Lombardei und Venetien erfasst hat. Bereits hat die weltberühmte Mailänder Scala ihre Pforten bis auf weiteres geschlossen – ich hatte noch das Glück, am letzten Samstag die letzte Vorstellung, die Première von Rossinis Turco in Italia mitzuerleben. Jetzt, zwei Tage vor dessen offiziellem Abschluss, wurde auch der Carnevale in Venedig wegen der Virus-Gefahr abgebrochen. Ich erinnere mich da unwillkürlich an Benjamin Brittens beeindruckende Oper „Death in Venice“ (nach dem Roman von Thomas Mann) – auch hier lauert hinter den prunkvollen Fassaden der Lagunenstadt eine unsichtbare Gefahr, aus Angst um den lebenswichtigen Tourismus wird diese heruntergespielt, ja negiert. Anders jetzt: Venedig setzte eine klare Maßnahme, ungeachtet der touristischen Aspekte. Sämtliche Karnevals- und Sportveranstaltungen würden jetzt mit sofortiger Wirkung abgesagt, erklärte der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia.
Der berühmte Carnevale, der alljährlich Besucher aus aller Welt in die „Serenissima“ reisen lässt, hat einer jahrhundertealte Tradition. Erstmals wurde er im Jahr 1162 begangen.