"Wir haben sehr lange gefeiert.“ Auf eine konkrete Zeit, wann die Letzten am Pfingstmontagmorgen die Party in der Volkswagen-Arena verließen, wollte sich Anna Blässe nicht festlegen.
Musste sie auch nicht, schließlich hatte die in Weimar geborene Offensivkraft mit ihren Kolleginnen vom VfL Wolfsburg allen Grund zum Feiern. Für den Abend nach dem 22. und somit letzten Spieltag stand ein würdiger Saisonabschluss mit Mannschaft, Familien und Sponsoren auf der Agenda. Dass bei der Gelegenheit neben dem neuerlichen Gewinn der Champions-League auch noch auf die Titelverteidigung der Meisterschale angestoßen werden konnte, hatten die Wölfinnen um Kapitänin Nadine Keßler gut vier Stunden vorher in einer leidenschaftlichen Hitzeschlacht möglich gemacht. 2:1 hieß es nach 90 Minuten gegen den 1. FFC Frankfurt, der als Tabellenführer mit einem Punkt Vorsprung in das Meisterschaftsfinale gegangen war und dem ein Unentschieden für den Platz an der Sonne gereicht hätte. Doch wie schon beim Showdown um Europas Vereinskrone gegen Tyresö FF zwei Wochen zuvor zeigten die VfL-Frauen an diesem Tag einmal mehr den unbedingten Willen zum Sieg – und entrissen den Gästen die Schale, die nach dem Ausgleich zum 1:1 in der 81. Minute zumindest vorübergehend für Frankfurt zum Greifen nahe gewesen war.
Im Blitzlichtgewitter der Fotografen fanden sich nach der Ehrung die drei Thüringerinnen in Reihen des alten und neuen Meisters wieder.
Ivonne Hartmann, die vor der Partie nach vier Spielzeiten in Grün-Weiß offiziell verabschiedet wurde, Anna Blässe und Jana Burmeister wurden wie ihre Teamkolleginnen nicht müde, das Objekt der 22 Spieltage währenden Begierde in die Kameras zu halten. Auch für das Trio aus dem Osten keine ungewohnte Situation, war es doch der fünfte Titel mit dem VfL Wolfsburg innerhalb von zwei Jahren, der allerdings für ein paar Minuten in Frage gestanden hatte. „Wir haben sehr lange gut gespielt. Dann haben wir ein Mal nicht aufgepasst und ein Eigentor gemacht. Sowas passiert. Doch wir haben nicht aufgegeben, an uns geglaubt und verdient gewonnen“, fasste Ivonne Hartmann das Geschehen aus und nach Minute 81 zusammen.
2014 stehen beim VfL also immerhin Meisterschaft und Champions-League auf der Haben-Seite. Nur im DFB-Pokal mussten die Wölfinnen dem 1. FFC Frankfurt den Vortritt lassen.
„Das kann man nach so einer lebhaften Saison durchaus verschmerzen. Nach dem Triple des letzten Jahres ist das Double sensationell“, schwärmte die blonde Mitteleldakteurin, die an ihre alte Wirkungsstätte zum FF USV Jena zurückkehrt. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wie sie selbst sagt. Einerseits ist da die Freude auf das noch immer sehr vertraute Umfeld in der Stadt an der Saale. „Ich freue mich auf Jena, das ist ein neues Kapitel und ich lass das jetzt auf mich zukommen. Aber gerade weil hier in Wolfsburg alles so professionell ist, bin ich schon ein bißchen wehmütig. Wir waren ja auch sehr erfolgreich in den letzten zwei Jahren.“ Bis 30. Juni läuft noch der Mietvertrag für die Wohnung in der Autostadt. „In Jena suche ich gerade eine neue“, verriet Wolfsburgs bisherige Nummer 18 während des Fanempfangs am Rathaus zum bevorstehenden Umzug. . Und auch zu ihren beim VfL weiter unter Vertrag stehenden Landsfrauen hatte Ivonne Hartmann etwas zu berichten.
„Anna ist einfach chaotisch, erzählte sie lachend und ergänzte: „Sie hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Ich kenne sie ja schon sehr lange, noch aus unserer gemeinsamen Jenaer Zeit.
Sie hat sich toll entwickelt hier, gibt immer Gas und ist sich für nichts zu schade. Jana ist immer mit viel Ehrgeiz und Konzentration bei der Sache, auch wenn sie selten zum Einsatz kommt. Sie unterstützt die Mannschaft auch neben dem Platz, wo es geht.“ Anna Blässe fiel auf die Nachfrage zu ihren Thüringer Mitspielerinnen folgendes ein: „Ich finde es schade, dass Ivi (Anm.d.Red.-Ivonne Hartmann) geht. Aber ich weiß, dass sie mit ihrer Erfahrung und Routine dem Team in Jena ganz sicher weiterhelfen wird. Und Jana? Sie bleibt ja in Wolfsburg, hat sich gerade für ein weiteres Jahr beim VfL entschieden. Das freut mich sehr“, so die antrittsstarke Stürmerin mit der Rückennummer 9. Eine Topspielerin, die dem FF USV auf alle Fälle weiterhelfen wird, sieht Jana Burmeister in Ivonne Hartmann. „Anna ist für mich ein Phänomen. Sie ist ein Kämpfertyp, sie ist wahnsinnig schnell, sie ist einfach Hammer“, so die 25-jährige Keeperin aus Sonneberg, die kurz vor dem Saisonfinale ihren Vertrag bei den Grün-Weißen um ein Jahr verlängert hatte.