Schlagworte Verlag
Schlagwort: Verlag
„Ich bin eine ungarische Serbin, die in der Schweiz lebt“ –...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Wer die sechs Bücher der kurzen Liste gelesen hatte, konnte nicht überrascht sein, daß Melinda Nadj Abonji zur Trägerin des Deutschen Buchpreises gekürt wurde. Aber so hätten wir fast jeden der sechs Kandidaten im Eingangssatz begrüßt, denn die Jury hatte sich insgesamt mutig für Bücher entschieden, die sich in einem auf der selben Ebene befanden: es geht um Identitätssuche, um deutschen Spracherwerb, um Weltläufigkeit, womit gemeint ist, daß sowohl die Sujets der sechs Romane wie auch die Lebenswege ihrer Autorinnen und Autoren sogar über europäische Räume hinausgehen und zusammengehalten werden durch die deutsche Sprache, von der die Preisträgerin am heutigen Abend sagte, daß sie diese wie die ungarische liebe und vor Wochen bei einer öffentlichen Veranstaltung vor allem ihre Liebe zur Sprache des Heinrich von Kleist thematisierte. Auf die Frage, als was sie, die in die Schweiz emigrierte sich empfinde, antwortete sie schlicht und deutlich: „Ich bin eine ungarische Serbin, die in der Schweiz lebt.“
Mit Recht geehrt und in Deutschland immer noch zu entdecken –...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Mit der Überreichung des 23. LiBeraturpreises am Sonntagnachmittag in der Christuskirche in Frankfurt am Main fängt die Buchmesse symbolisch schon an. Tags darauf gibt es am Abend die Bekanntgabe des Trägers des Deutschen Buchpreises 2010 und dann ab Dienstag ist die Hölle los, wenn Pressekonferenzen und Eröffnungen sich jagen, denn neben der normalen Prozedur der von hochrangigen Politikern und Geistesmenschen vorgenommenen Eröffnung, ist, seit es den Ehrengast, also ein jährlich wechselndes Gastland gibt, Usus, daß deren Staatspräsidenten der Welt größte Buchmesse durch ihre Anwesenheit auszeichnen. Als ob die Leser, denen in erster Linie die diesjährige Preisträgerin Claudia Piñeiro den Preis für ihr 2009 im Unionsverlag auf Deutsch erschienenes„Elena weiß Bescheid“ verdankt, global mitgedacht haben, fiel auf die Argentinierin die Auswahl, die nach der Urkundenübergabe sich darüber freute, daß sie dreifach mit dem Preis geehrt worden sei: „Ich bin sehr stolz darauf, als Frau, als Schriftstellerin und als aus einem Entwicklungslandes kommend.
„Dinge, die wir heute sagten“ von Judith Zander im Deutschen Taschenbuch-Verlag...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Eine begabte Erzählerin. Und wenn man erfährt, daß es der erste Roman der 1980in Anklam geborenen Erzählerin ist, glaubt man das erst einmal gar nicht, weil ihre Romankonstruktion eine gekonnte ineinander verwickelte und verwickelnde Geschichte ist, die von Geschichten handelt, nämlich den Zustands- und Daseinsbeschreibungen der Einwohner vom fiktiven Bresekow, nein, eben nicht Anklam, das zwar nahe liegt, aber das Naheliegende ist diesen Dörflern sowieso fern, wie überhaupt die Welt fern ist in Bresekow, das mit sich selbst beschäftigt, zeigt, daß das meiste anders ist als es scheint und die Leute auch. Wenigstens wenn man ihren inneren Stimmen glaubt, die unaufhörlich vor sich hinplappern. Sage noch einer, die Leute auf dem Land seien stumm und Geschwätzigkeit zeichne die Stadtbewohner aus.
Oberammergau in frühen Fotografien – Der Bildband „Oberammergau – Life &...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Passend zu den Passionsfestspielen von Oberammergau, die heuer ihr einundvierzigstes Spieljahr haben, erschien im Hirmer Verlag ein großformatiger Bildband mit teils unbekannten Bildern von Pionieren der Fotografie.
„Andernorts“ von Doron Rabinovici im Suhrkamp Verlag – Serie: Rezensionen der...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Das war das Erste, worin er, der 1961 in Tel Aviv geborene und seit 1964 in Wien lebende Autor sein weites Herz zeigte, als ihn nämlich bei der Literaturbefragung seines jüngsten Romans der Moderator auf seinen Nachnamen und das letzte ’i` ansprach, das man verschlucken müsse – darauf käme es ihm nicht so an, meinte der Autor, aber der Moderator bekam dies korrekt auch ohne dieses ’i` hin -, weil wie unser Schriftsteller dann begründete, dieses ’i` schriftsprachlich nur dazu da sein, das ’c` weich zu machen. So geht es einem mit seinem Buch „Andernorts“ auch. Vieles ist nur dazu da, Hartes weich zu machen, eigentlich verborgen zu sein, aber Verborgenes dann wieder ans Licht zu holen. Man saust auf den 286 Seiten ganz schön herum, auch in der Welt – die wie immer in unseren Breitengraden von Israel über die BRD bis in die USA gespannt ist - und vor allem in der Weltgeschichte, von denen die Juden auszeichnet, daß sie niemals eine lokale oder regionale Geschichte hatten, sondern immer alles zur Weltgeschichte aufgebläht wurde, oder wie in der unsagbar und unbeschreibbaren Zeit des Nationalsozialismus auch war, was sich mit der Entstehung des Staates Israel fortsetzte und heute mit den Zwei-Staaten-Theorien und einer halb staatsterroristischen Praxis in Israel und Palästina und Syrien und Jordanien immer noch nicht zu Ende ist, weichgemacht trotzdem.
Schuld und Sühne im 21. Jahrhundert – Serie: Zoran Drvenkar erhält...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Auf den Roman, der sich ein Thriller nennt, einen aber in die für undenkbar gehaltenen Abgründe von Schuld und Sühne hineinzieht, nicht unsere Schuld, also auch nicht unsere Sühne, sondern die Schuld der anderen, die dann durch wiederum andere gesühnt werden soll, auf dieses verstörende Buch kommen wir noch zu sprechen. Erst einmal die Gratulation zum Friedrich-Glauser Preis 2010 in der Sparte Roman, die auf der Abschlußgala des Tango Criminale der Criminale 2010 in Gemünd in der Nordeifel stattfand. Das ist auch so eine Assoziation, daß bei Eifel sofort etwas Dunkles auftaucht, das auf viele Verbrechen verweist. Ein guter Ort zu morden, noch besser, ein guter Ort, über Morde zu schreiben. Am besten: ein guter Ort, für solch einen Roman ausgezeichnet zu werden.
Meine Schuld, Deine Schuld, unserer aller Schuld sühnt die Agentur „sorry“...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Das „Drvenkar nicht nur mit seinen Hauptpersonen, sondern auch mit seinen Lesern ein geradezu sardonisches Spiel“ treibt, das stimmt. Denn die ungewöhnliche Konstellation, daß da einer die Idee hat, eine Agentur zu gründen, die sich für die Fehler, Vergehen und Sünden in Unternehmen bei den Betroffenen entschuldigt, was diese Unternehmen zwar teuer kommt, aber auch betriebsintern tabula rasa bedeutet – da geht es um falsche Anschuldigungen, getürkte Entlassungen, sexistisches Verhalten – , diese an für sich schon irre Idee, der im Roman dem Ideengeber mitsamt seinem Bruder und zweier fitter jungen Damen im Nu sehr viel Geld einbringt, eine Villa am Wannsee auch, also diese irre Idee bleibt dann im Roman noch das Normalste. Und man glaubt dem Autor aufs Wort, daß der finanzielle Gewinn von den Agenturinhabern zwar gerne genommen wird, aber die psychische Erhöhung, die eine Gewissenserleichterung für andere ihnen gibt, diesen besonderen Kick, der ist mit Geld gar nicht zu bezahlen.
Die Medaille ist nicht rund, sie ist schön scheckig und speckig
Berlin (Weltexpress) - Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass im Spitzensport seit vielen Jahrzehnten gedopt wurde und gedopt wird. Insofern verwundert es den aufmerksamen Betrachter, wenn dieser Tage ob Thomas Köhlers Erinnerungen ein Aufschrei durch die bürgerlichen Medien weht.
„Weil er ein Verrückter ist“ – Das Buch „Eisern Union!“ vermittelt...
Berlin (Weltexpress) - In der vergangenen Woche erschien unter dem Titel „Eisern Union!“ die überarbeitete und stark erweiterte Neuauflage des Fußballkompendiums zum 1.FC Union Berlin von Frank Willmann und Jörn Luther. Die beiden Autoren lassen darin vor allem die Anhänger des Vereins zu Wort kommen, um ein vielschichtiges Bild des 1. FC Union Berlin zu zeichnen, die auch ein gutes Stück weit Berliner Sport- und Kulturgeschichte ist.
Der Teufel werkelt bei Minsk – Über den wahrhaft gruseligen neuen...
Berlin (Weltexpress) - „Sarah hatte sich von Schweden aus nach Theresienstadt aufgemacht, um nach den Pritschen zu suchen, auf denen wohl ihre beiden Großeltern einst ihr Haupt gebettet hatten, bevor sie umgebracht wurden, sie war eine von den Pritschensuchern”¦die kannten wir hier in Theresienstadt schon, es waren meist junge Leute, deren Verstand von den Greueln einer peinigenden Vergangenheit umnebelt war, vom Grauen, das ihren Eltern, in vielen Fällen eher ihren Großeltern und Verwandten, zugestoßen waren, und von der Vorstellung überhaupt, daß das alles wieder geschehen könnte”¦“