Sonntag, 24. November 2024
Schlagworte Theater

Schlagwort: Theater

Seit hundert Jahren: Orchestra Dell` Accademia Nazionale di Santa Cecilia –...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Eigentlich hat sich der Name des römischen Orchesters erst in den letzten Jahren herumgesprochen, wozu sicherlich der Dirigent Antonio Pappano seit vier Jahren stark beigetragen hat, verbunden mit vielen Gastspielen in aller Welt, was dazu gehört, wenn man eben zu den Weltorchestern zählen möchte. Ob es allerdings sowohl stilvoll wie nützlich ist, sich in einer Anzeige eines Zitates aus Classic FM Magazine 2009 zu bedienen (von wem?) und sich als „Eins der 10 besten Orchester der Welt“ zu bezeichnen, das bezweifeln wir stark und empfehlen dem Orchester doch lieber, sich auf sich selbst zu berufen: gut genug sind sie. Das zeigte auch das Konzert in dieser Woche in Frankfurt, in dem Beethovens 5. Klavierkonzert erklang, traumwandlerisch von Mitsuko Uchida am Klavier ertastet, und „Ein Heldenleben“, die sinfonische Dichtung von Richard Strauss von 1897/98, die der Komponist als Dirigent selbst viermal in Rom gegeben hatte. Dazu und dem konzertanten Erfolg in der Alten Oper in Frankfurt am Main gleich mehr.

Gotha: So ein Theater!

Berlin (Weltexpress) - Johann Georg August Galletti (1750-1828) war einer der berühmtesten Bürger Gothas. Der Gymnasial-Professor seligen Angedenkens hat der Welt ein riesiges Erbe hinterlassen. So eine „Geographie für Damen“ und eine Weltgeschichte in 26 Bänden. Doch nicht diese verdienstvollen Arbeiten begründeten seinen Ruhm, der „Herzoglich Sächsische Hofrath“ gilt als Erfinder und unerreichter Meister der Kathederblüte, geniale Ungereimtheiten entsprangen seinem Gehirn. Im Biologie-Unterricht verblüffte er seine Schüler u. a. mit Erkenntnissen wie „Der Elefant wehrt sich mit seinem Schnabel gegen Löwen, Tiger und andere kleine Insekten“. Seine Heimatstadt erklärte der zerstreute Professor so: „Wenn man einen Ort wie Paris 92mal zusammensetzt, so kömmt eine Stadt wie Gotha heraus.“ - Mit dieser kühnen Behauptung müssen die 46 247 Gothaer bis heute leben.

Die Fratzen der Wiener Walzerseligkeit – Günter Krämer bevölkert Ödön von...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Ist hier der Spätherbst eingezogen oder herrscht Waldsterben? Eine Frage, die man sich unwillkürlich stellt, wenn man den großen Saal des Schauspielhauses zur Premiere von Horwarths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ betritt und diese große Bühne voll des rötlich-gelb-braunen Laubes sieht. Es ist Spätherbst und es herrscht Menschensterben, denn die Verhältnisse, die sind nicht so, daß auch nur einer von denen, die hier ihr Lebens- und Liebesglück suchen, auch nur ein Fitzelchen davon abbekämen Diese Trostlosigkeit, die diese Blätter verströmen, machen weitere Bühnenteile unnötig. Braucht die arrivierte Witwe und Trafikantin Valerie (Constanze Becker) eine Sitzgelegenheit, steht halt eine Bank oder ein Stuhl da und wird später der Lokalbesuch dann auf der völlig leeren, weil gefegten Bühne, gespielt, werden von den Akteuren die Tische und Bänke zusammengestellt. Mehr - und dann noch dieses Skelett - braucht es nicht, um dem Zuschauer zu verdeutlichen, was Regisseur und Bühnenbildner Günter Krämer uns auf den Weg gibt: sie reisen mit leichtem Gepäck diese zusammengewürfelte Schar aus dem achten Wiener Gemeindebezirk, aber ihre Seelen sind zentnerschwer beladen.

Wintermärchen – …der Gebrüder Grimm führt dieses Jahr wieder die „Märchenhütte“...

Berlin (Weltexpress) - „Mein Schatz, es wird dir wohl gefallen, denn hier hast du alles, was dein Herz begehrt.“ Und wohl gefällt es in der Märchenhütte im Berliner Monbijoupark. In kalter Winternacht locken die erleuchteten Fenster des kleinen Holzhäuschens. Einsame Wanderer erklimmen in der Dunkelheit die schmalen Stiegen zur Märchenhütte, die oben auf dem Bunkerdach steht. Aus einem Märchen scheint das kleine Hexenhäuschen hierher vis-a-vis des Bode-Museums geflogen. Während der Wind um die Märchenhütte heult, lauschen drinnen in heimeliger Atmosphäre Kinder und Erwachsene Erzählungen, die selten besonders heimelig sind: „Dein Leben ist zu Ende.“ Er warf sie nieder, schleifte sie an den Haaren hin, schlug ihr das Haupt auf dem Block und zerhackte sie, dass ihr rotes Blut auf dem Boden dahin floß.

Einmal Martina Gedeck und zweimal Ödön von Horvath – Am 5....

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Darauf kann man sich jetzt schon freuen. Ödön von Horváths geniales Bühnenstück, wo er die Zeichen der Zeit in menschliches Handeln umsetzt und erst wir Nachgeborenen so richtig erahnen können, was es heißt, wenn Dichter den Puls der Zeit fühlen und dem Gefühlten Personen und Worte geben können, diese „Geschichten aus dem Wiener Wald“ haben am 6. Dezember unter der Regie von Günter Krämer Premiere, mit dabei die das Frankfurter Schauspiel tragende Constanze Becker (vergleiche unseren Artikel „Ein Stadttheater erfindet sich neu“). Aber man darf sich auch schon auf den Vorabend freuen, wo Martina Gedeck Momentaufnahmen und Anekdoten aus Horváths Werk vorliest, also eine gute Vorbereitung bietet, wobei auch erlaubt ist, am 5. Dezember einfach wegen dieser richtig guten Schauspielerin zu kommen, die sowohl im „Leben der Anderen“ diese tragische Figur der überwachten Schauspielerin spielt, die um dies bleiben zu können, ihren Geliebten im Auftrag der Stasi überwacht und verrät, wie auch im „Der Baader Meinhof Komplex“ Ulrike Meinhof darstellte, so daß einem oft der Atem stockte, weil diese so positive Weltverbesserei in einen gnadenlosen Kampf mündete, wobei die Meinhof-Gedeck auch hier die menschelnden Zwischentöne beibehalten konnte.

Novemberelegie oder auch: Aufzeichnungen aus einem Totenhaus – Die Oper Frankfurt...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Wie die Faust aufs Auge. So gerierte sich das Wetter, als diese 1920 mit großem Erfolg uraufgeführte Oper des von den Nazis vertriebenen und 1897 in Brünn geborenen, also erst 23 jährigen Korngolds in Frankfurt Premiere hatte: Regen und Wind, Wind und Regen. Aber während man draußen naß wurde, war es im Opernhaus drinnen durchaus heimelig, denn das hat was, das Wehklagen und um die eigene Achse Drehen bei anderen zu verfolgen, die Obsessionen und Verzweiflungen dieser anderen sind immer interessanter als die eigenen, denn sie gehen vorbei, und wüßte man nicht selber, daß Liebe und Tod weh tun, jedes für sich und potenziert dann zusammen noch mehr, dann hätte das etwas rein Geschmäcklerisches, was wir da auf Bühne so wohllautend und schön anzusehen erleben. Denn ästhetisch, hochartifiziell und klug-geschickt inszeniert (Anselm Weber) kommt diese Dekadenz daher, wie aus einem Guß und das ist paradoxerweise auch die einzige Kritik, die wir an dieser Aufführung haben, in der alles stimmt und schlüssig ist, sehr gut gesungen, meist gut gespielt wird, mit herrlichen Nebenrollen garniert, mit vielseitigen Chören, Männer, Frauen und Kinder und einem Orchester, das seinem Dirigenten Sebastian Weigle gewissermaßen zuschnurrt: der eine Guß.

Waghalsiges Unternehmen – Technische Dominanz bei „Sein oder Nichtsein“ im Deutschen...

Berlin (Weltexpress) - Die technische Leistung war grandios. In fliegendem Wechsel wirbelten Wände herunter oder rollten herein, setzten sich in Windeseile, ergänzt durch die ebenfalls herabschwebenden Ausstattungsstücke, mit minuziöser Präzision zu den brillanten Bühnenbildern von Simeon Meier zusammen, während Videoeinspielungen die Wetterlage verdeutlichten oder Zeitgeschichte dokumentierten.

Asylantendrama – Medea, Jason und die Anderen im Deutschen Theater

Berlin (Weltexpress) - Die ersten beiden Teile von Franz Grillparzers Trilogie „Das Goldene Vliess“ fasst Tino Mewes als Medeas Bruder Absyrtus in einem Soloauftritt mit Gesang und E-Gitarrenbegleitung klangvoll und schlüssig zusammen.

Die Welthaftigkeit der Dramasseure – Produktives Symposium zur zeitgenössischen Dramatik im...

Berlin (Weltexpress) - „Scheudergang neue Dramatik“ hatten Iris Laufenberg, Leiterin des Theatertreffens und Yvonne Büdenhölzer, Leiterin des Stückemarkts/Theatertreffen, das Symposium betitelt, in dem die Teilnehmenden aufgefordert waren, „Ideen zur nachhaltigen Verankerung neuer Dramatik im gegenwärtigen Theater zu entwickeln“.

Gekonnte Artistik, immer wieder Spannung, lautes Lachen, bunte Farben und dann...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Ja, da muß ich meiner Kollegin, die den Auftritt der Puppenspieltruppe aus China als Sensation ankündigte, recht geben: es war eine, es ist noch eine, denn bis Montag setzt die in aller Welt ausgezeichnete Truppe ihr Gastspiel in Steinau an der Straße, 60 Kilometer östlich Frankfurts, fort. Wir konnten bei der Premiere dabei sein und finden kaum Worte für diese Kunstfertigkeit, die sich zuerst hinter dem Vorhang, für uns nur anhand der Puppen oben auf der Bühne, dann aber vor dem Vorhang entfaltete, als die Puppenspieler, die Schauspieler genannt werden, die unglaublichsten Bewegungen mit ihren Puppen zuwege brachten und – das war toll, das zu erleben – in ihren Gesichtern die Gefühlsregungen der Puppen zum Ausdruck brachten, so daß unser Hirn zwar weiterhin sagte, die Puppe ist eine Puppe und kann keine Mimik zustande bringen, wir aber schwören täten, daß es so war, daß sich die eitle Dame mit wissendem Lächeln um ihre eigenen Achse drehte und die langwallenden Seidentücher um sich herumwickelte und dann verächtlich die anschaute, die das nicht gebührend bewunderten.

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