Frankfurt am Main (Weltexpress) - Im ersten Teil der Serie hatten wir die technisch-prozessuale und strukturelle Entwicklung im Gesundheitswesen, von Bruns Industrialisierung benannt, beschrieben und wollen uns im zweiten Teil den dafür erforderlichen geistigen Prozessen, den Werten und Normen, zuwenden. Für einen Arzt, der diagnostisch und therapeutisch die psychosozialen Umgebungsvariablen bei den Krankheitsentstehungs- und Heilungsprozessen im Auge hat, ist die ideologische Industrialisierung, wie Bruns es nennt, der Einfluß der Industrie auf die Geisteshaltung und die Werte und Normen, von besonderem Interesse. In unseren Augen ist die zu den industriellen Verwertungsprozessen passende Ideologie die gravierenste und langwierig andauernste Folge der Industrialisierung. Entspricht die den Erfordernissen der Industrie, aber nicht den Bedürfnissen des kranken Menschen, ist sie somit die teuflischste, die sich ins Gehirn eingräbt und auch nicht so leicht durch Veränderungen äußerer Strukturen behoben werden kann, vergleichbar den seelischen Folgen einer Traumatisierung, dem posttraumatischen Belastungssyndrom.