Schlagworte Lida Bach
Schlagwort: Lida Bach
Die Leben der anderen – Wiederentdecken: Rob Epsteins Dokumentation „Word is...
Berlin (Weltexpress) - „Du warst drei Dinge: Für den Arzt warst du krank, für die Polizei ein Verbrecher, für den Priester böse.“, beschreibt es einer der Interviewten. „Wie lange sind sie schon...?“, „Waren sie schon immer...?“, „Wann wurden Sie..?“ Schon die Formulierung der zu Beginn der Dokumentation „Word is out“ gestellten Fragen wirken heute unaufgeklärt und unterschwellig diskriminierend. Als Rob Epsteins Dokumentation 1978 ein Jahr nach Entstehung im Kino und später im Fernsehen lief, hätten die meisten Amerikaner ähnlich gefragt. Denn die „Stories of some of our lives“ erzählen Homosexuelle. Ihre Antworten sorgten in ganz Amerika für Aufsehen. Jetzt war es raus. Epstein machte ein Thema zum öffentlichen Gespräch, welches in den Siebzigern immer stärker in das Bewusstsein der amerikanischen Gesellschaft drängte. Mehr als die Thematik schockierte, dass das filmische Kollektivprojekt jene unvoreingenommen zu Wort kommen ließ, die am Besten wussten, was es bedeute, „so“ zu sein: homosexuell.
Leise jedem seine Lieder – Tamara Trampes und Johann Feindts „Wiegenlieder“...
Berlin (Weltexpress) - „Können Sie sich an ein Lied erinnern, dass Ihre Mutter Ihnen zum Schlafengehen gesungen hat?“ Stellen Sie sich vor dem Kinobesuch selbst diese Frage. Von Ihrer Reaktion darauf hängt ab, wie sehr Ihnen der Dokumentarfilm „Wiegenlieder“ gefallen wird. Die Regisseure Johann Feindt und Tamara Trampe richteten die zu Beginn gestellte Frage an unterschiedliche Menschen in Berlin. Wer jetzt so selig vor sich hin lächelt wie einige der Befragten und mit nostalgieverklärtem Blick seufzt: „Meine Mami hat ja früher immer...“ wird auch die Geschichten und „Wiegenlieder“, denen der Film nachspürt, zutiefst rührend und gefühlvoll finden. Schlimmstenfalls, ließe sich vermuten, ist eine Dokumentation wie die Feindts und Trampes langweilig. Triefend sentimental und redundant trifft es bei „Wiegenlieder“ besser.
Der große Bruder passt auf dich auf – Einen „Superbror –...
Berlin (Weltexpress) - „Ich wünschte, ich hätte einen normalen großen Bruder!“, ruft Anton wütend aus. Seit wann sind große Brüder normal? Große Brüder scheint es zu geben, damit sie ihren kleinen Geschwistern das Leben schwer machen. Aus eigener Erfahrung sei dies verkündet! Immer kriegen sie besseres Spielzeug, mehr Aufmerksamkeit und mehr erlaubt. Aber wenn etwas schief geht, ist man am Ende selber Schuld. Weil man ja schon groß ist und Verantwortung tragen soll und der große Bruder nichts dafür kann. So geht es auch Anton in „Superbror - Superbrother“. Der dänische Regisseur Birger Larsen erzähl in seinem fantasievollen Kinderfilm im Berlinale Generations Programm von äußerlicher und innerer Stärke in einer nicht ganz alltäglichen Beziehung zwischen zwei Brüdern.
Die Architektin – Tatjana Turanskiy skizziert „Eine flexible Frau“ und ihr...
Berlin (Weltexpress) – Der Titel könnte von der Hauptfigur selbst stammen. Einer der bissigen Witze, welche sie über sich macht. „Eine Zynikerin“, bemerkt ihre Bewerbungshelferin. Das ist Greta vielleicht, niemals jedoch „Ein flexible Frau“. Greta will sich nicht verbiegen. Ihre trotzige Selbstbehauptung muss in einer Arbeitsgesellschaft, welche Anpassung als höchsten Wert hochhält, zum beruflichen Scheitern führen. 'Beruflich' ist für die Architektin Greta gleichbedeutend mit 'persönlich'. Einkommen und Erfolg sind Voraussetzungen für Sozialprestige, am Sozialprestige wird der Wert eines Menschen bemessen. Tatjana Turanskiy hinterfragt in ihrem zwiespältigen Spielfilmdebüt Selbstdefinition durch Arbeit und das Wertesystem einer uniformen Gesellschaft.
Zeiten des Aufruhrs – Yair Qedars dokumentiert die Auswirkungen der „Gay...
Berlin (Weltexpress) - „Das Schlimmste ist das Alleinsein.“, schildert ein prominenter Homosexueller in einem frühen Interview in „Hazman Havarod“ die Situation israelischer Schwuler und Lesben Mitte der achtziger Jahre. Drei Homosexuelle, die sich öffentlich dazu bekannten, gab es laut Yair Qedars Dokumentarfilm „Hazman Havarod – Gay Days“ damals in Israel. Rund ein Jahrzehnt später waren es eintausendmal so viele. Im Berlinale Panorama zeigt die präzise und erhellende Reportage des israelischen Regisseurs die „Gay Days“ der Jahre 1985 bis 1998 und wie sie das Lebensgefühl und Selbstverständnis israelische Homosexueller grundlegend veränderten.
Wer mich liebt, nimmt den Flug – Vergebliches warten auf dem...
Berlin (Weltexpress) - „Menschen kommen, Menschen gehen. Nie geschieht etwas.“ So beklagte es ein Filmcharakter, der stets in einer Lobby saß, schon lange vor Begründung der Berlinale in einem Film. Die gleiche Beobachtung hätte auch eine der Figuren in Angela Schanelecs „Orly“ machen können. Anders als der gealterte Kriegsveteran in „Grand Hotel“, der vergeblich auf irgendeine Abwechslung wartet, sitzen Schalenacs Protagonisten nicht in der Wartehalle eines Hotels, sondern eines Flughafens. Der Flughafen ist das moderne Pendant zu den klassischen filmischen Stätten der Begegnung. In den USA war es einst die Autobahnraststätte, in Europa der Bahnhof oder das Hotelvoyer. Endpunkt oder Anfang einer Reise und somit unterschwellig eines neuen Lebensabschnitts, Schnittpunkt unterschiedlichster Lebensläufe und Schicksale. Wo sonst lassen sich freudige Wiedersehen, zufälliges Aufeinandertreffen und schmerzvolle Abschiede so ideal in Szene setzen? Technischer Fortschritt und Billigflieger hinterlassen nun auch auf der Leinwand ihre Spuren. Auf die Bahn ist sowieso kein Verlass mehr. Wer ankommen will, der fliegt.
Und keiner weint mir nach – Babak Najafis Kinderfilm erzählt über...
Berlin (Weltexpress) - „Kaum zu glauben, dass du schon fünfzehn bist.“, sagt Sebbes Mutter. „Ja,“, lächelt der Junge: “Fühlt sich großartige an.“ Vielleicht ist es die bitterste Szene in Babka Najafis Porträt einer bitteren Jugend. Großartig ist nichts am tristen Dasein, welches „Sebbe“ in einer verwahrlosten Wohnung mit seiner nervlich überlasteten Mutter führt. Das zurückgenommene Drama des gebürtigen Iraners Najafi über den Alltag des jungen „Sebbe“ in einer dänischen Kleinstadt ist einer der eindringlichsten Film im Programm der Berlinale Generations.
8 ½ e ½ – „Happy Birthday Berlinale!“: Neun...
Berlin (Weltexpress) - Der Rahmen ist das Beste an der ganzen Sache. Die Tanz-Kulissen in Rob Marshalls „Nine“ sind besser als die Tanznummern und der Vorführungsort des im Berlinale Special „Happy Birthday Berlinale!“ gezeigten Films ist besser als der Film selbst. Ein Musical in einem Revue-Theater wie dem Berliner Friedrichsstadtpalast zu sehen hat schon einen besonderen Reiz, doch der starbesetzte Bilderbogen in „Nine“ bleibt so leblos und hohl, dass ihm keine Spielstätte Verve einhauchen kann. Felinesk soll es sein und bleibt doch karikaturesk. „Nine“ will das Italien der sechziger Jahre feiern, Bella Italia, eine aus alten Filmen und Kinoreklamen konstruierte Fantasie. Neun weibliche Stars schart sich um Daniel Day-Lewis alias Guido Contini alias – man weiß es, obwohl es nie gesagt wird - Federico Fellini.. Marshalls angebliche Hommage an Fellini, tatsächlich eine Hommage an ihn selbst, der es gedreht hat: „Nine“, Musical und Film im Film-Musical, an dessen Dreh der fiktive Regisseur Contini scheitert.
Wahnsinnig verliebt – Laxmikant Shetgaonkar hinterfragt die Rolle der sozialen Stigmatisierung...
Berlin (Weltexpress) - Zwei Dinge sind bemerkenswert an Laxmikant Shetgaonkars Drama „Paltadacho Munis - The Man beyond the Bridge“ . Zum einen rührt er an das bis heute in der indischen Gesellschaft von Vorurteilen behaftete Thema des Aussätzigen-Status, unter dem psychisch Kranke häufig leiden. Zum anderen ist es einer der wenigen Filme, welcher in der im indischen Film kaum gesprochenen Muttersprache des Regisseurs, in Konkani, gedreht wurde. Seiner kontroversen Thematik ist der Film leider nicht gewachsen. Zu naiv und verspielt nähert sich der Regisseur der Problematik an, die er als beiläufiges Moment seiner Handlung inszeniert, statt als zentralen Konflikt.
Mädchen für Alles – … soll die junge Martina in Anna...
Berlin (Weltexpress) - „Ein lobendes Wort für Martina?“ Nein, das hat die Hausherrin gegenüber der jungen Slowenin nicht. Der Mitarbeiter der Agentur für Hausangestellte versucht vergeblich, zwischen der alten Dame im Rollstuhl und ihrer jungen Angestellten zu vermitteln. Martina ist gefeuert. Wirklich unglücklich kann sie darüber nicht sein. Psychisch und physisch verlangte ihr die Anstellung weit mehr ab, als vereinbart war. In ihrem eindrucksvollen Dokumentarfilm „Die Haushaltshilfe“ berichtet Anna Hoffmann von den subtilen Mechanismen menschlicher und beruflicher Ausbeutung.