Sonntag, 22. Dezember 2024
Schlagworte Leipzig

Schlagwort: Leipzig

„Die Erleuchtung der Welt“ zeigt Sachsen im 17. und 18. Jahrhundert...

Leipzig (Weltexpress) - Mitten in der Ausstellung äußert man beim Presserundgang: „Eigentlich doch erstaunlich, wie wenig man über diese Jahrhunderte weiß, während einem die Renaissance mit dem Vor und Danach sehr bewußt ist, das 19. Jahrhundert erst recht und man auch die Aufklärung als geistesgeschichtliches Phänomen ständig im Munde führt.“, und erhält die Antwort: „Das stimmt. Darum haben wir diese Ausstellung gemacht.“ Die Jubiläumsausstellung zum 600sten Geburtstag der Universität Leipzig ist also mitnichten eine Lokalangelegenheit, auch keine sächsische, sondern eine kulturhistorische, auch wissenschaftgeschichtliche Ausstellung, wie sie prototypisch für ganz Deutschland hier zusammengetragen wurde, weil Leipzig in seiner Symbiose von Stadtgesellschaft und Universität früher als anderswo Licht ins Dunkle brachte. Dazu haben die Universität mit ihren Sammlungen - Kustodie: Rudolf Hiller von Gaertringen, der die Projektleitung innehatte, die Stadt Leipzig (u.a. Stadtgeschichtliches Museum), die Archive des Landes, auch die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig von ihren teilweise noch nie gezeigten Schätzen rund 700 Exponate auf über 12 000 Quadratmetern im Renaissancebau Altes Rathaus zusammengetragen.

Die würdige Eröffnung der Jubiläumsausstellung “Erleuchtung der Welt“ – Serie: Stadt...

Leipzig (Weltexpress) - Das tut man nicht, Herr Ministerpräsident des Landes Sachsen, bei dem wichtigsten Ereignis der 600 Jahrfeier der Universität Leipzig kurzfristig sein Erscheinen abzusagen, wo dieser Ministerpräsident doch die Jubiläumsausstellung eröffnen sollte. Und das schmückt jeden, erst recht einen profanen Ministerpräsidenten des 21. Jahrhunderts, ein solches Ereignis des gesammelten Geistes - hier des Zeitalters der Aufklärung im 17./18. Jahrhundert – in seinen Exponaten der Öffentlichkeit zu präsentieren. Nun, wie waren nicht seinetwegen da, sondern um zu erleben, wie Leipzig und der Freistaat Sachsen das Jubiläum der zweitältesten - ununterbrochen tätigen – deutschen Universität begeht und um mitzubekommen, ob dies im rechten Verhältnis zur exquisiten Geistesgeschichte steht, die die Ausstellung fulminant abbildet, indem sie ihre Behauptung, daß das Licht der Erkenntnis von Sachsen aus seinen Weg durch deutsche Lande nahm, beweist.

Campus Augustusplatz im Herzen der Stadt – Serie: Stadt und Hochschule...

Leipzig (Weltexpress) - Wenn man als Universität nicht weiß, wo man herkommt, weiß man auch nicht, wohin man geht und wie es weitergeht. Dieser Spruch enthält immer eine tiefe Wahrheit und ein Jubiläum ist eben auch geeignet, der eigenen Geschichte nachzugehen als Selbstvergewisserung genauso wie auch als Überprüfung, ob das, was in den Köpfen als kulturelles Gedächtnis der nach Heidelberg zweitältesten Alma mater mit durchgehendem Lehrbetrieb sichwiederfindet, den historischen Tatsachen entspricht, so wie der fast schon mythische Auszug aus Prag als Gründungshintergrund der Leipziger Universität 1409. Nun geht es ums Heute und wohin die mit fast 30 000 Studenten bedeutende Universität steuert, auch als Teil der Stadt Leipzig. Und das bedeutet erst einmal bauen, bauen, bauen. Und das fing schon 1990 an.

„Mein Leipzig lob ich mir”¦“! – Serie: Stadt und Hochschule feiern...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Der gute Goethe, der dies einen Studenten im Vergleich als Klein Paris sagen läßt, konnte auf eigene Erfahrungen zurückblicken. Als einer der berühmten Studenten der Universität, die sich heute stolz und schlicht ’Leipzig’ nennt,, nachdem sie zwischenzeitlich Karl Marx gewidmet war, ist er ein Paradebeispiel dafür, daß es sich in Leipzig gut leben läßt, aber das ernsthafte Arbeiten und den juristischen Uni-Abschluß, den machte der spätere Dichterfürst woanders. Das hat sich heute entscheidend geändert. Den an die 30 000 Studenten und Studentinnen bleibt angesichts des als Bologna-Prozeß vereinheitlichen europäischen Hochschulwesens gar nichts anderes übrig, als fleißig zu studieren, noch schneller, noch effizienter, noch schmalbrüstiger, noch tunnelartiger. Wenigstens am Anfang.

… wo der Mensch geht und die Natur bleibt – Serie:...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Aber es langt in dieser wundersamen Ausstellung auch, sich ohne alles Wissenwollen erst einmal dieser nachgeahmten Natur hinzugeben. Sie einfach auf sich wirken lassen. Das wäre der erste Schritt. Einfach schauen und erleben. Aber dann beim zweiten Durchgang sieht man einfach genauer hin, die Augen folgen nicht dem Rund, sondern bleiben hier am Amazonas hängen, der mit schweren Wolken überdacht ist. Regen naht. Das sieht man einfach. Hier macht es sich das Faultier gemütlich und dort hängen die Lianen herab. Genau. Tarzan und Jane fallen einem sofort ein, aber auch, daß doch Lianen Schmarotzer sind, wie wir einst lernten. Aber hier in Amazonien wird die Natur nicht in Gute und Schlechte sortiert – eh eine Klassifizierung des Menschen und nicht die der Natur -, sondern ihre Eigenschaften werden gezeigt und benannt. Und Lianen sind Wunderpflanzen, weil sie einerseits so elastisch sind und dann gleichzeitig eine Stabilität gewinnen, so daß selbst fette Affen – oder eben Tarzan – an ihnen schaukeln können und sie auch dann nicht zerbrechen, wenn ihr Trägerbaum, an dem sie sich hochgehangelt hatten, stürzt.

So nah, so fern im Regenwald … – Serie: Yadegar Asisi...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - „Pink“, „Trrrirrlili“, „Djück“ „Szurussel“, „Zizibä“, „Ziiii“, ach wenn wir doch gelernt hätten, die Vogellaute in Buchstaben wiederzugeben und erst recht, die Vogelsprache auch zu verstehen! Aber so stehen wir atemlos und hilflos zugleich mitten im Panorama, das Asisi und seine Mannschaft – Kurator ist Dietmar Sattler von der Universität Leipzig - im aufgegebenen Gasometer Leipzig nunmehr als Panometer bespielt. „Bespielen“ ist ein guter Ausdruck, denn das, was Jahre der wissenschaftlichen Vorbereitung bedarf, liegt jetzt im Rund wie hingezaubert vor unseren Augen und Ohren. Wir, die wir doch eigentlich in Leipzig weilen, sind mitten im Regenwald von Amazonien. Amazonien? Damit wird einerseits der tropische Regenwald im Amazonasgebiet bezeichnet und andererseits das gesamte Einzugsgebiet des Amazonas, der durch neun südamerikanische Staaten fließt, hauptsächlich durch Brasilien.

Der kunstgeschichtliche Erbe auf der Suche nach sich selbst und nach...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Wir sind an einer Kreuzung der Ausstellung angelangt. Es geht nach Links, es geht nach Rechts. Keiner weist den Weg. Die Hängung auch nicht. Aber so fühlen wir uns dem Werner Tübke sehr nahe, der sich zu DDR-Zeiten und auch danach selbst Orientierung suchen mußte und diese in der Kunstgeschichte selber fand, wenn schon die aktuelle Geschichte: erst die Gesellschaft der DDR und dann die der angeblichen Wiedervereinigung, ihm keine klare Rolle seiner selbst und seiner Bedeutung als Künstler möglich machte. Immer wieder geht einem Bert Brechts hinreißendes Geständnis durch den Kopf: „In mir habt ihr einen, auf den könnt ihr nicht bauen.“ Brecht brauchte dazu Worte, Werner Tübke malt einfach. Von heute her wirken die Triptychen „Zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“ I-IV auch deshalb erstaunlich, weil man sich kaum vorzustellen vermag, daß diese pessimistische Geschichtsauffassung 1961 tatsächlich in der DDR ausgestellt wurde.

Der kunstgeschichtliche Erbe auf der Suche nach seiner gesellschaftlichen Rolle –...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Wir haben bisher den ersten Raum mit drei frühen Gemälden aus den Jahren 1956/57 gesehen. Jetzt verwirrt uns die Hängung. Denn es folgt ein Porträt von Hans Vogelsang von 1969, das inhaltlich und zeitlich zusammenhanglos, aber als menschliches Abbild einfach vollendet an der Wand hängt. Ja, die konnten malen, die Alten, sprich Altdeutschen, aber Werner Tübke kann es, gerade 30jährig, auch und warum man in Zusammenhang mit ihm kaum vom frühern und mittleren Otto Dix spricht, haben wir noch nie verstanden. Ein tolles Porträt, aber schnell übergangen durch die folgenden fünf überdimensionierten Diptychen, die die fünf Kontinente darstellen und allesamt von 1958 sind. Sie waren dem Hotel Astoria in Leipzig zugedacht, also einem öffentlichen Ort und in der Tat erinnern diese 245 x 245 cm Öl auf Holz Gemälde an Freskenmalereien, wie sie z.B. Diego Rivera schuf. Also bildgewordene Aufklärung der Welt mit ihren Herrschen und den Abhängigen, ja in Afrika und Asien wie Sklaven gehaltenen Menschen. Viele Silhouetten und auch ausgemalten Personen wird man auf späteren Bildern wiedersehen, ohne daß man weiß, ob dies gezielte Zitate Tübkes sind oder ob er sich hier ein Formen- und Personenrepertoire erarbeitet, das er dann nutzt und benutzt.

Der kunstgeschichtliche Erbe auf der Suche nach sich selbst – Serie:...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Gleich vorneweg. Da glaubt man, den in der BRD so bitterlich verkannten und unterschätzten und in der DDR zwiespältig als Heroen und gesellschaftlichen Nichtsnutz behandelten Maler Werner Tübke, einer der bildgewordenen Vertreter der Leipziger Schule, ganz gut zu kennen und seinen sich auf altdeutschen Vorbilder, also Cranach und Dürer, berufenen Malstil als seine wesentliche künstlichere Handschrift zu erkennen – und dann das. Dann diese trotz ’nur’ neunzig von seinen gemalten 400 Gemälden überbordende Ausstellung eines Lebenswerkes, in dem es kunstgeschichtlich drunter und drüber geht, in dem man die Anverwandlung der früher Spanier genauso sieht wie die von Goya, aber dann die Florentiner, auch die Venezianer, ja, das ist Carpaccio und Mantegna auch, aber erst recht die Manieristen und ganz einwandfrei Rosso Fiorentino mit den gewaltigen gedrehten Leibern, wenn da nicht auch eine Spur Dalí­ dabei wäre und eine so eigene Mischung, daß man zwar Assoziationen hat, aber ein eigenständiger Künstler dabei heraus kommt: Werner Tübke.

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