Schlagworte Geschichte
Schlagwort: Geschichte
Pervertierung des Arztberufs – Eine wissenschaftliche Konferenz widmete sich der Täterforschung...
Berlin (Weltexpress) - Wieder einmal wird versucht, dem »Hilfswilligen« Iwan Demjanjuk den Prozess zu machen. Fraglich, ob es zu einem Urteilsspruch kommt und ob der heute 89-jährige Angeklagte, der 1943 als bewaffneter Aufseher im Vernichtungslager Solibor 27.900 jüdische Männer, Frauen und Kinder in die Gaskammern getrieben haben soll, den erlebt – sterbenskrank, wie es zumindest seine Anwälte hinstellen. Außer Zweifel steht, dass dieser Prozess geführt werden muss. Denn ebensowenig wie die Verbrechen der Nazis aus dem Gedächtnis der Lebenden verschwinden dürfen, darf vergessen werden, dass dieser Verbrecher jahrzehntelang in Freiheit lebte.
Novemberelegie oder auch: Aufzeichnungen aus einem Totenhaus – Die Oper Frankfurt...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Wie die Faust aufs Auge. So gerierte sich das Wetter, als diese 1920 mit großem Erfolg uraufgeführte Oper des von den Nazis vertriebenen und 1897 in Brünn geborenen, also erst 23 jährigen Korngolds in Frankfurt Premiere hatte: Regen und Wind, Wind und Regen. Aber während man draußen naß wurde, war es im Opernhaus drinnen durchaus heimelig, denn das hat was, das Wehklagen und um die eigene Achse Drehen bei anderen zu verfolgen, die Obsessionen und Verzweiflungen dieser anderen sind immer interessanter als die eigenen, denn sie gehen vorbei, und wüßte man nicht selber, daß Liebe und Tod weh tun, jedes für sich und potenziert dann zusammen noch mehr, dann hätte das etwas rein Geschmäcklerisches, was wir da auf Bühne so wohllautend und schön anzusehen erleben. Denn ästhetisch, hochartifiziell und klug-geschickt inszeniert (Anselm Weber) kommt diese Dekadenz daher, wie aus einem Guß und das ist paradoxerweise auch die einzige Kritik, die wir an dieser Aufführung haben, in der alles stimmt und schlüssig ist, sehr gut gesungen, meist gut gespielt wird, mit herrlichen Nebenrollen garniert, mit vielseitigen Chören, Männer, Frauen und Kinder und einem Orchester, das seinem Dirigenten Sebastian Weigle gewissermaßen zuschnurrt: der eine Guß.
Prinz Eisenherz wird erwachsen – Die Bände 7 und 8 der...
Berlin (Weltexpress) - Vor einiger Zeit besprachen wir an dieser Stelle die ersten Bände der spektakulären, preisgekrönten neuen Edition von "Prinz Eisenherz", eines Klassikers der US-amerikanischen Abenteuer-Comics, aus der Feder von Hal Foster.
Anmerkungen zum Epochenbruch in Wort und Bild – „1989. Ende der...
Wien (Weltexpress) - Bißchen sperrig die Ausstellung. Nicht das Thema. Kaum eine Stadt bietet sich für eine Rundumschau über das Jahr 1989 so an wie Wien. In doppeltem Sinne. Es sind nach dem Zusammenbruch des Kommunismus – nein, des als Kommunismus verkauften autoritären Staatsbürokratismus – auf einmal alle die Länder wieder als Nachbarländer dabei, die einst das alte Österreich-Ungarn gebildet hatte und in all diesen Ländern spürt man auch bis heute, daß ein besonderer Zug sie nach Wien führt. Es hat andererseits Österreich mit dem Staatsvertrag vom 15.5.1955 – heute feiert das Land am 26. Oktober als Nationalfeiertag seine Verfassung – aller Welt vorgemacht, daß man es fertig bringt, durch kluge Diplomatie und Beharrungsvermögen – andere sprachen von Wodka-Trinkfestigkeit – mit dem Versprechen der Neutralität seine friedliche Unabhängigkeit aus einem von den vier Siegermächten besetzten Staat zu gewinnen. Eine historische Leistung, die den Deutschen nicht gelang, die allerdings dort von der Adenauerregierung auch nie gewollt war. „1989“ also als 20jähriger Jahrestag in der Kunsthalle Wien, der nicht wie in Deutschland auf den 9. November konzentriert ist, sondern dieses Jahr als Endpunkt des Kalten Krieges seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nimmt.
Bauernschlau – Veronica Ferres versteckt sich “Unter Bauern – Retter in...
Berlin (Weltexpress) - Zwei hochdramatische Lebensgeschichten will Regisseur Ludi Boeken in seinem historischen Drama “Unter Bauern - Retter in der Nacht” verarbeiten. Das Schicksal der Holocaustüberlebenden Marga Spiegel und ihres Ehemannes Menne verfilmte Boeken, basierend auf Magda Spiegels 1965 erschienenen autobiografischen Roman “Retter in der Nacht”. In der Endphase des Zweiten Weltkrieges versteckten befreundete Bauern im Münsterland das jüdische Ehepaar Spiegel und deren kleine Tochter zwei Jahre lang auf ihrem Hof, trotz der drohenden drastischen Strafen. Der geheime Überlebenskampf der getrennt versteckten Familie Spiegel “Unter Bauern” erinnert in Boekens Inszenierung an einen Landurlaub.
Geschichte im Weltmaßstab neu denken: der Mensch tritt auf – Serie:...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Wenn auch nur ein Bruchteil von dem stimmt, was die Redner Andreas Auth, Geschäftsführender Direktor der WBG, und die geballte Professorenmacht von Helwig Schmidt-Glintzer, Sinologe in Göttingen, Albrecht Jockenhövel, bis 2008 für Ur-. Und Frühgeschichtliche Archäologie an der Universität in Münster und Gustav Adolf Lehmann, für Alte Geschichte an der Universität in Göttingen an diesem Abend in Frankfurt zu den soeben fertiggestellten ersten zwei Bänden der neuen Weltgeschichte ausführten, dann haben wir es mit so etwas zu tun, das wir in der Kosmologie die kopernikanische Wende nennen, nun allerdings rein auf unsere Erde bezogen: die Umwertung und Neubewertung der Geschichte, unserer Geschichte der Menschheit in dieser Welt.
Deutschlands erste Regentin – Agnes von Poitou
Berlin (Weltexpress) - Goslar, im westlichen Teil des Harz gelegen, ist von Berlin aus in einer Tagestour zu erreichen. Das mittelalterliche Städtchen aus bunten Fachwerkhäusern zieht sich durch einige Täler des Harzes, so auch entlang des kleinen Flüsschens Abzucht. Die waldreichen Berge, die es umgeben, waren im Mittelalter von großer wirtschaftlicher Bedeutung, denn hier waren einige der ertragreichsten Silbermienen des Reiches. Im gotischen Rathaus kann man noch das an Wänden und Decken mit Bildern geschmückte Huldigungszimmer bestaunen, in welchem die Bürgerschaft der Stadt einst den Königen und Kaisern huldigte, denn nur wenige hundert Meter außerhalb der Stadt befand sich, und befindet sich noch, die Kaiserpfalz von Goslar. Zwar hatte Deutschland im Mittelalter keine eigentliche Hauptstadt: Gekrönt wurden die Könige in Aachen, die Reichstage hielt man für gewöhnlich in Frankfurt am Main, Regensburg oder Nürnberg ab und begraben wurden die Könige und Kaiser im Dom zu Speyer. Aber eine längere Folge mittelalterlicher Herrscher wählten diese Kaiserpfalz zu Goslar als ihre Lieblingsresidenz und machten Goslar damit zum Mittelpunkt des Reiches.
Die Berliner Mauer kann fliegen und sich entmaterialisieren – Serie: Berlin...
Berlin (Weltexpress) - Die Idee, Berliner Mauerstücke zu Kunstwerken zu verarbeiten und damit eine politische Trennung durch Kunst aufzuheben, entstand noch 1989. Viele berühmten Künstler der damaligen Welt beteiligten sich, aber es hatte zuvor niemand daran gedacht, daß Mauerstücke an Künstler zu verschicken, zwar Transportkosten bedeuten, daß aber das Zurückschicken von Kunst mit den bekannten Namen Versicherungssummen ausmacht, die niemand aufbringen konnte, weshalb die bestehende Sammlung versteigert werden sollte. Sylvestre Verger, der als Kunstmanager damals Ausstellungen rund um den Globus organisierte und heute Direktor des Luxemburgmuseums in Paris ist, rettete den Gedanken der Sammlung und die Sammlung selbst in einem Kraftakt und führt sie kontinuierlich weiter – er hatte sich rechtzeitig Stücke der hinteren Mauer besorgen können - und zeigt sie, wo man den Aufwand der tonnenschweren Gebilde nicht scheut. Er selbst bevorzugt als Ausstellungsorte geteilte Länder, weil sich die Sammlungsidee genau dagegen richtet und für die Aufhebung von festgezurrten Grenzen eintritt.
„Die Berliner Mauer“, Ausdruck der Unterdrückung bis 1989, kehrt 2009 als...
Frankfurt am Main/Berlin (Weltexpress) - Der Anblick hat was! Als Rund gruppiert im ehrwürdigen Schlüterhof des Historischen Museums in Berlin stehen rund 40 Mauerstücke herum, von der Größe 1,20 x 1 Meter, Betontrümmer also, die aber hier auf ihren Ständern oder am Boden gleichsam etwas Surreales, ja geradezu Poetisches vermitteln. Beton ist nicht dazu da, auf der Erde die Menschen festzuzurren, sondern mit diesen Mauerstücken kann man abheben. Das vermag Kunst. Es war nämlich die im Nachhinein grandiose Idee, schon 1990 diese echten Mauerstücke weltberühmten Künstlern als Malgrund zur Verfügung zu stellen. Und so malten Eduardo Chillida, Luciano Castelli, Daniel Buren, Armand, Eric Bulatov, Ilya Kabakov, Sol Lewitt, Richard Long, Mimmo Paladino, Robert Longo und viele andere sofort nach dem Fall der Mauer ihre Assoziationen auf den Bildträger Beton. Manche nutzen die Fläche zum Relief, andere zerschnitten sie, bauten Installationen, faßten Skulpturen und dieser Prozeß setzte sich 20 Jahre fort und hat keine Ende, denn Sylvestre Verger hatte die Sammlung, als sie in alle Welt aufgeteilt werden sollte, gerettet und erweitert sie, wie gerade jetzt im Jahr 2009, wo laut Ausstellung im Schlüterhof drei neue Werke hinzukamen.
In taberna quando sumus non curamos quit sit humus! – Eine...
Berlin (Weltexpress) - In der Kneipe, reichlich trinkend, denken wir nicht daran, dereinst in der Erde zu ruhen. So formulierten es die alten Römer und auch die Studenten aller folgenden Jahrhunderte kannten und respektierten diese Weisheit. Die Taverne oder Kneipe haben zwar die Römer nach Deutschland bzw. Germanien gebracht, nicht aber das Biertrinken, zumal die Römer ja ohnehin den Wein klar vorzogen. Wissen wir doch, dass der römische Geschichtsschreiber Tacitus nicht schlecht staunte über die Unmengen von Bier und Met, die die alten Germanen vertrugen. Allerdings war das Destillieren noch nicht erfunden und so hatten weder Römer noch Germanen Gelegenheit, sich mit hochprozentigen Getränken unter die Erde zu bringen.