Samstag, 21. Dezember 2024
Schlagworte Film

Schlagwort: Film

Wahnsinnig verliebt – Laxmikant Shetgaonkar hinterfragt die Rolle der sozialen Stigmatisierung...

Berlin (Weltexpress) - Zwei Dinge sind bemerkenswert an Laxmikant Shetgaonkars Drama „Paltadacho Munis - The Man beyond the Bridge“ . Zum einen rührt er an das bis heute in der indischen Gesellschaft von Vorurteilen behaftete Thema des Aussätzigen-Status, unter dem psychisch Kranke häufig leiden. Zum anderen ist es einer der wenigen Filme, welcher in der im indischen Film kaum gesprochenen Muttersprache des Regisseurs, in Konkani, gedreht wurde. Seiner kontroversen Thematik ist der Film leider nicht gewachsen. Zu naiv und verspielt nähert sich der Regisseur der Problematik an, die er als beiläufiges Moment seiner Handlung inszeniert, statt als zentralen Konflikt.

Mädchen für Alles – … soll die junge Martina in Anna...

Berlin (Weltexpress) - „Ein lobendes Wort für Martina?“ Nein, das hat die Hausherrin gegenüber der jungen Slowenin nicht. Der Mitarbeiter der Agentur für Hausangestellte versucht vergeblich, zwischen der alten Dame im Rollstuhl und ihrer jungen Angestellten zu vermitteln. Martina ist gefeuert. Wirklich unglücklich kann sie darüber nicht sein. Psychisch und physisch verlangte ihr die Anstellung weit mehr ab, als vereinbart war. In ihrem eindrucksvollen Dokumentarfilm „Die Haushaltshilfe“ berichtet Anna Hoffmann von den subtilen Mechanismen menschlicher und beruflicher Ausbeutung.

… den Wald vor lauter Bäumen nicht – „Le abre et...

Berlin (Weltexpress) - „Ihr solltet diesen alten Baum fällen. Er wirft zu viel Schatten.“ In ihrem nachdenklichen Familiendrama legen die französischen Regisseure Olivier Ducastel und Jaques Martineau einer ihrer Nebenfiguren die Worte über jenen „Family Tree“ in den Mund, welchen das alte Familienoberhaupt Frederick als junger Mann pflanzte. Der Baum steht symbolisch für das Geheimnis, welches Frederick damals in seine Biografie setzte. Wie der Baum und mit ihm auch der Familienstammbaum Fredericks und seiner Frau Marianne, der „Family Tree“, ist das Geheimnis mit den Jahren gewachsen. Seine Auswüchse haben sich zu einem Geflecht der Lügen verdichtet.

Ein Fickerchen zwischendurch – Saara Alia Wasner beleuchtet drei „Frauenzimmer“ und...

Berlin (Weltexpress) – Der Besuch der alten Damen kommt nicht zum Kaffeekränzchen. Ihre Wohnungen sind für die drei Protagonistinnen aus Saara Alia Wasners Dokumentation „Frauenzimmer“ auch Arbeitsräume. Den Eindruck einer typischen Senioreneinrichtung wecken die Spitzendeckche und Porzellanfiguren höchstens bei einem flüchtigen Blick. Statt klassischem Porzellanfiguren aus Meißen stellen die Accessoires Penisse und amouröse Akte dar. Sie sollen zu einer erotischen Atmosphäre beitragen. Denn die Christel, Karoline und Paula sind Sexarbeiterinnen.

Odysee im Weltraum – Koji Masunari und Masashi Ishihama sagen „Welcome...

Berlin (Weltexpress) - „Wo ist die nächste Spielstätte?“ Was die kleine Natsuki fragt möchte man selber gerne wissen, nachdem man „Welcome to the Space Show“ gesehen hat. Filmfestivals sind schon etwas Tolles, doch die wundervolle „Space Show“, zu der Regisseur Koji Masunaris und der Zeichner Masashi Ishihama bei Berlinale Generations einladen, stellt jedes Kinoprogramm in den Schatten. Um in die intergalaktische Unterhaltungsshow zu sehen, welche die japanischen Trickfilmkünstler in ihrem Animé „Welcome to the Space Show“ vorführen, muss man nur dem weißen Kaninchen folgen.

Allein in vier Wänden – Die Gebrüder Paz inszenieren eine tragisch-komischen...

Berlin (Weltexpress) - Der ganze Berlinale-Stress war einfach zu viel. Ich glaube, ich leide an „Phobidilia“. Nicht unter negativen Nachwirkungen des gleichnamigen Films des israelischen Regie-Duos Doran und Yoav Paz, sondern unter dem so bezeichneten Zustand, welcher den Titelcharakter befällt. Nachdem ich das Spielfilmdebüt der Paz-Brüder im Panorama der Berlinale gesehen habe, weiß ich, dass ich nicht allein bin und wie meine Geisteshaltung - wir ziehen diese Bezeichnung dem leicht pathologisch klingenden Begriff 'Zustand' vor – heißt. „Phobidilia“ ist ein ernsthaften Sozialdrama, welches einige fälschlicherweise für eine Satire halten. Offenbar ist denen nicht klar, wie real und weit verbreitet die im Film inszenierten Symptome sind. Genau wie der junge Mann (Ofer Schechter) im Zentrum der Handlung hatte ich einen Nervenzusammenbruch an einem öffentlichen Ort. Allerdings nicht aufgrund endlosen Feierns, sondern Überarbeitung. Der Hauptcharakter, der sich später Wainblum nennt, verlässt daraufhin seine Wohnung nicht mehr. Vier Jahre lebt er so in der Gesellschaft von Bildschirmgestalten wie Seifenoper-Charakteren, Videohelden und Internetbekanntschaften. Bis äußere Umstände seine hermetisch abgeriegelte Existenz bedrohen.

Zusammen ist man weniger allein – Gemeinsam einsam sind die jungen...

Berlin (Weltexpress) - „Parade“ ist ein verstörender Film. Isao Yukisadas Film schleicht sich im Gewand einer Komödie heran, dem eines jener lustigen Ensemblefilme über eine Gruppe zusammengewürfelter junger Leute, die ihren Weg im Leben finden. Die ein gemeinsames Erlebnis einander näher bringt. Die vereint eine riskante Situation bewältigen. Keine Angst, all das ist „Parade“. Es wäre ungerecht, Yukisadas Verfilmung des 2002 erschienen Romans Shuichi Yoshidas den Rang einer Komödie abzusprechen, so scharf funkelt sein Sarkasmus, so amüsant sind dessen originelle Charaktere. Sind sie nicht sympathisch, wie sie sich in ihrem beengten Drei-Raum-Apartment in Tokio arrangieren? Der Gesundheitsfanatiker Naoki, der allmorgentlich noch vor Sonnenaufgang drauflos joggt, die arbeitslose Schauspielerin Kotomi, immer auf Abruf für ihren inzwischen berühmten Schauspieler-Freund, der verplante Sushi-Kellner Ryosuke und die abgebrühte Zeichnerin Mirai. Ganz normale junge Menschen – oder?

Japan, mon amour? – Die Geschichte von „Yuki & Nina“ in...

Berlin (Weltexpress) - Selten findet man sie, diese besonderen, unscheinbaren Filme, die einfach schön sind. „Yuki und Nina“ ist eines dieser Kleinode. In berührenden Bildern erzählen der japanische Regisseur Nobuhiro Suwa und sein französischer Kollege Hippolyte Girardot von einer Kinderfreundschaft die durch Distanz auf die Probe gestellt wird und Distanz zu überwinden lernt. Um ein großes Ereignis geht es und dennoch geschieht nicht zu viel in diesem sanften Kinderfilm über die Freundinnen „Yuki & Nina“.

Oh Captain, mein Captain! – Ausgeträumt: Jean-Claude Janers „Sister Welsh ´s...

Berlin (Weltexpress) - Dass die Anfangsszene eines Films eine gute Reaktion auf dessen Qualität darstellt, ist eher selten der Fall. „Sister Welsh ´s Nights“ ist so eine Ausnahme. Für das filmische Niveau spricht es in diesem Fall nicht, im Gegenteil. Eine fromme Schwester hastet auf eine Felsklippe zu. Ein paar mal ruft sie verzweifelt über die See, dann stürzt sie sich in die Tiefe. Noch bevor die erste der zahllosen „Sister Welsh ´s Nights“ angebrochen ist, möchte man es jener Nonne gleich tun. Jean-Claude Janers „Les Nuits de Sister Welsh“ feiert im Programm der Berlinale Generations seine Weltpremiere. Seinen Debütfilm im Jugendgenre inszeniert der französische Regisseur als überzogene Liebesmär mit verkappter Moralbotschaft.

Meine liebe Herren Gesangsverein – Crayton Robey sucht „The Boys in...

Berlin (Weltexpress) – Wer sind „The Boys in the Band?“ Die Frage stellt Dokumentarfilmer Crayton Robey zu Anfang seines geistreichen Spurensuche „Making the Boys“. Es ist Christopher Street Day und keiner der Feiernden scheint „The Boys in the Band“ mit etwas zu verbinden. Nur einer überlegt skeptisch. Von so einem Film habe er mal gehört, ihn aber nie gesehen. Positive Assoziationen weckt der Film nicht – sofern sich überhaupt jemand an ihn erinnert. Unbekanntheit – vielleicht das traurigste Schicksal für ein einstiges Skandalwerk wie „The Boys in the Band“. Wer mitreden wollte, musste es gesehen haben. „Es gab dem Publikum jemanden, den sie guten Gewissens verachten konnten.“, sagt Edward Albee. „A Perverse Interest“ attestierte ihm einst Variety mehrdeutig. Carson Kressley aus der TV-Show „Queer eye for the Straight Guy“ bringt den damaligen Reiz des Stückes auf den Punkt:“Es war das erste mal, dass man offen schwule Charaktere auftreten sah.“

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