Schlagworte Claudia Schulmerich
Schlagwort: Claudia Schulmerich
Vom Spaziergang durch Wien direkt in die Ausstellung – Serie: „Prinz...
Wien (Weltexpress) - Eigentlich hätte man mehr über die Familienverhältnisse ausbreiten müssen, in die Eugène, Eugenio, Eugen von Savoyen am 18. Oktober 1663 in Paris hineingeboren wurde. Seine Mutter Olympia Mancini war eine der sogenannten Mazarinetten. Das waren die aus Italien kommenden Nichten des Beraters der französischen Könige, Kardinals Mazarin, die dieser geholt hatte und gekonnt für seine politischen Ziele einsetzte. So wuchs Olympia mitsamt den anderen Nichten und Neffen zusammen mit dem zukünftigen König Ludwig XIV. in Paris im Palais Royal heran, wurde aber von diesem nicht geheiratet, sondern blieb des Königs Mätresse, sogar bis 1665, als Prinz Eugen schon geboren war (heutige Gentests waren damals noch nicht möglich). Verheiratet wurde sie mit dem als ungefährlich geltenden Eugen Moritz von Savoyen-Carignan, der nach seiner Mutter auch Graf von Soissons war und dem sie acht Kinder gebar (Gentests, siehe oben), um die sie sich nicht weiter kümmerte und von denen sich wohl nur einer verheiratete, schlecht dazu, weswegen sie ihn enterbte. Ein Porträt von ihr liefert Otto Flake in seinem Buch „Große Damen des Barock“.
Auf den Spuren des Prinzen von Savoyen, des edlen Ritters, durch...
Wien (Weltexpress) - Nein, eine Schönheit war er nicht, der ehrenwerte Prinz Eugen (1663-1736), dessen nun in einer großen Schau im Belvedere gedacht wird, just in dem Gebäude, das er sich als Sommerresidenz – damals vor den Toren der Stadt, heute mittendrinnen – hat bauen lassen, von seinem Lieblingsarchitekten, Lucas von Hildebrandt, in der zeitgenössischen Manier, dem Barockstil. Nein, er war auch kein Habsburger, was sich in deutschen Landen - und nicht nur dort - hartnäckig als Herkunft hält. Ja, er war der erste Europäer gewissermaßen – was dann doch nicht stimmt, denn sich nicht national, sondern international zu fühlen, war die Grundhaltung des europäischen Hochadels seit Beginn der Neuzeit -, der erste, der mit französisch-italienischem Vater und italienischer Mutter der beruflichen Möglichkeiten wegen vom Geburts- und Wohnort Paris aus nach Wien ging, an den Kaiserhof des damaligen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und dann der loyalste Staatsbeamte war und blieb, den man sich nur denken kann, denn er schlug fürderhin alle Angebote fremder Mächte aus, die höchsten Ämter und Würden zu übernehmen, bis hin zur Königskrone von Polen, die ihm 1732 angeboten wurde. Warum? Weil er, der Türkenbefreier und Türkenbezwinger, der genialste Feldherr seiner Zeit war und weil er durch sein Geschick, das Heer nicht nur zu führen, sondern es aufzubauen und international abzusichern, zum Begründer der Großmachtstellung Österreichs wurde, was ihm die Habsburger vielfach dankten.
Dem Prozeß der Prozeß gemacht – Berlinale Wettbewerb: Allen Ginsbergs „Howl“...
Berlin (Weltexpress) - Ein solches, ein Geheul nämlich, stimmte der widerständige junge Ginsberg 1955 an, als er öffentlich sein das puritanische Amerika in den Grundfesten erschütterndes gleichnamiges Poem vortrug, wo er konnte, und von Gleichgesinnten gefeiert wurde. Das änderte sich, als zwei Jahr später die Druckfassung von Howl in San Francisco vor Gericht stand. Denn nicht er als Autor wurde dorthin zitiert, sondern sein Verleger, dem das Buch für immer verboten werden sollte wegen Oszönitäten und dem Gebrauch von - nicht notwendiger -Gassensprache. Vorsorglich jedoch wurden – Gefahr im Verzuge – erst einmal alle Bände dieser Kleinstauflage aus dem Verkehr gezogen. Dieser Film stellt nun zum einen den hochinteressanten Prozeßverlauf dar – das ’anständige’ Amerika als Ankläger und Sittenwächter der Nation, das verderbte als Angeklagter und ein am Schluß weiser Richter –, der mit einem glänzenden Freispruch endete, läßt aber in dem Film das Leben des Dichters Revue passieren und ihn auch immer wieder aus seinem Hauptwerk vortragen.
Der indische Schauspielerstar Shah Rukh Khan spielt überzeugend einen tumben Tor...
Berlin (Weltexpress) - Es wäre ganz einfach, diesen Film nach allen Regeln der Kunst, der Filmkritikerkunst auseinanderzunehmen und einen Verriß herunterzuschreiben. Da passiert so unaufhörlich Wundersames und deftig Konstruiertes, da treffen sich die privaten Probleme mit den großen Themen unserer Zeit, wobei der 11.9.2001 das wichtigste Datum bleibt und davon ausgehend erst einmal die Verfolgung von Moslems im Alltag der USA drankommt, deren schlimmste Variante die der Kinder ist, aber auch andere Katastrophen unserer Zeit, die die US-Zeit ist, werden thematisiert, Katrina genauso wie die Kriegstoten im Irak, die Folter für Gefangene, sogar der neugewählte Präsident kommt ins Bild, der alte sowieso. Im Film findet also eine wilde Mischung von Öffentlichem und Privatem statt, wo die Hauptperson, die uns durch den Film führt, ein Inder namens Rizvan Khan (Shah Rukh Khan) ist, der an einer speziellen Krankheit leidet, dem Asperger Syndrom, das grundsätzlich aussagt, daß solche Menschen infolge anderer Wahrnehmung auch anders reagieren, also von der Norm abweichen. Es wäre also ganz einfach, ob solcher Vorführung der Probleme der Welt abzuwinken und zu den „wahren“ Filmkunstwerken zu schweifen. Dies wäre aber nicht nur billig, sondern auch falsch, denn in diesem Film werden andere Kriterien guter Filmkunst perfekt geboten.
Botticelli als Porträtmaler und als Maler der Frauen, insbesondere die der...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - 1475 bemalt Botticelli für ein Turnier Giuliano de’ Medicis auf der Piazza Santa Croce in Florenz eine heute verlorene Fahne, auf der eine Minerva abgebildet war. Dies ist für den 29. Januar des Jahres nachgewiesen. Wichtig wird das im Zusammenhang der Gemälde von Frauen, die im Auftrag der Medicis entstanden und die eine eindeutige Ähnlichkeit mit der in höfischer Minne verehrten, also platonischen Liebe Simonetta Vespucci tragen, von der offiziell gesichert ist, daß sie, die verheiratete Frau, die Turnierdame des Giuliano war und schon am 26. April 1476 stirbt. Es müssen also die Familie Medici und die Funktion der Rittertuniere für diese Zeit näher beleuchtet werden, um sowohl über die Stellung des Malers wie auch über die Identitäten der Dargestellten in den Porträts Aussagen zu belegen. Erneut waren die Medicis nach der Rückkehr aus dem Exil 1434 die führende Familie in Florenz, was sich ihrem Anspruch gemäß vor allem in der Ansammlung von Kunst als Ausdruck gesellschaftlicher Macht äußerte. Das politische Empfinden des Stadtstaates Florenz mit einer starken Bürgerschaft führte nämlich schnell zum Aufbegehren, wollte eine Partei der Stadt ihr Siegel aufdrücken, was für die Medici galt und womit diese klug umgehen mußten und es lange konnten.
Die Rätsel um Botticellis Leben und sein Werk – Serie: Schlußspurt...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Zeit zum rechtzeitigen Besuch hatten alle seit dem 13. November, seit mit einem Paukenschlag Sandro Botticelli, der rätselhafte Maler der Schönheit (1444/45 bis 1510), im Städel am Frankfurter Main eingezogen war, zur ersten monographischen Ausstellung im deutschsprachigen Raum überhaupt. Aber je näher das Ende dieser Ausstellung rückt, deren Einzigartigkeit und Qualität sich herumgesprochen hat, desto voller werden die Räume – an die 200 000 Besucher waren es schon - und die Führungen sind längst ausgebucht, es sei denn sie bekommen noch eine spezielle, wovon noch die Rede sein wird. Sofort also hin zu Botticelli, der für die Allgemeinheit steht als Maler dieser antik gedachten holden und nackten Frauen, auf Muscheln oder sonst einer Unterlage, schön und dekorativ anzusehen, so ein bißchen weltfern, also nicht so recht aus Fleisch und Blut, aber fein und weich gezeichnet in einem hergebrachten mädchenhaften Schönheitsbild von etwas noch verschämter Weiblichkeit, das was man Jungfräulichkeit nennt, also die erblühende Frau in „Primavera“, dem bekannten Frühlingsbild, der noch bekannteren „Geburt der Venus“, der all die weiblichen Akte als Weiterarbeiten einer „Venus“ entstammen. Wer nur Schönes sehen will, kommt auf seine Kosten in dieser reich bestückten Ausstellung.
Nun auch auf DVD und Blu-ray erhältlich – Der heiße Danse...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Noch bevor am 7. März die Oscarverleihung auch diesen Film in der Mache hat, kann man sich auf DVD u.a. noch einmal oder zum ersten Mal einen Eindruck von diesem so ungewöhnlichen Werk des ebenso ungewöhnlichen Regisseurs machen. Wir haben auf die Vorführung im Heimkino reagiert wie das erste Mal: Nicht vorzustellen, diesen Film hätte ein Deutscher gedreht. Ein Protestschrei wäre durch die ganze Welt gegangen, erst recht durch Deutschland. Mit recht. Ein Ami dagegen darf das. Auch zu recht. Quentin Tarantino hat einen so ungewöhnlichen wie skandalösen, einen so lustigen wie traurigen, einen so scharfen wie sanften, einen so geschichtslosen wie im Kern wahren Film gedreht, den keiner vergessen wird, der „Inglourious Basterds“ gesehen hat. Und am Schluß schickt Tarantino uns auf dem Heimweg mit der Erkenntnis, es ist das Kino, das siegt und als Gewinner des 2. Weltkrieges in die Geschichte eingeht, das Kino siegt, besiegt die Nazis wie auch ihre Gegner, die mit historischem Abstand – und dem in Metern vom Zuschauer zur Filmleinwand im Kino - betrachtet sowieso alle eins sind: Buben eben, böse Buben, die ihre Bubenspiele treiben, je nachdem in welchem Kriegslager sie gelandet sind.
Ausstellungen vergehen! Bücher bleiben bestehen! – Serie: Die Ausstellung zum Lebenswerk...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Mal schnell nach dem Lachen und sich Amüsieren in der Ausstellung die Bücher, die Filme auf DVD und die Hörbücher von Loriot sich in der angeschlossenen Buchhandlung im Haus der Geschichte anschauen? Schnell? Sie glauben gar nicht, welche Mengen da zu bewältigen sind. Das liegt nicht nur an der enormen Produktivität des satirischen Meisters, sondern auch an der durchaus geschickten Vermarktungsart der jeweiligen Institutionen. Denn der Verlag Diogenes schöpft heute aus, was die Altvorderen intuitiv oder klug kalkuliert richtig gemacht hatten. Nachdem Rowohlt und all die anderen Loriot in den Fünfzigern nicht veröffentlichen wollten, war es allein Diogenes, der „ja“ dazu sagte. Seit der Zeit ist kontinuierlich das Werk auch literarisch abgebildet worden. Wir aber gehen nicht chronologisch vor, sondern suchen uns einige Bücher heraus und werden uns später um die Filme kümmern.
„Georges Seurat. Figur im Raum“ auf der zweiten und letzten Station...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Diesmal wollen wir es besser machen und die Ausstellung schon ankündigen, bevor sie heute Abend in der Frankfurter Schirn eröffnet wird. Denn in Zürich, der ersten Station, wo sie erarbeitet wurde, waren wir nur noch rasch auf den letzten Drücker. Aber das hilft einem enorm, wenn man Ausstellungen zweimal sehen kann und damit auch erfahren kann, was Veränderungen im Raum und in der Hängung bewirken. Gleich geblieben ist die Faszination, die dieser französische Maler, der 1859 geboren und schon mit 32 Jahren 1891 gestorben ist, auf uns Heutige ausübt. Die allerdings ist dieselbe, mit denen er schon seine Zeitgenossen zum Rätseln brachte. Georges Seurat ist auf der Schwelle aller Übergänge derjenige, der diese Schwellen vielfach untersucht. Aufgewachsen noch in der Akademietradition, hat ihn das Beispiel der Impressionisten gelehrt, sich auf seine eigenen Augen zu verlassen und in der Natur zu malen, was sinnvollerweise nur auf kleinen Täfelchen ging.
Bewegung im Raum – Eine große Retrospektive des ungarischen Weltkünstlers László...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, wenn man sich in dem großen Saal der Schirn, den vielen anschließenden Räumen und dann auch noch der Rotunde mit der ausgebreiteten Biographie – sehr schön, richtig informativ und mit Bildern bestückt - in den rund 170 Werken vertieft, ja, sich geradezu in ihnen verläuft. Beglückt ist man auch darüber, wie viele Besucher sich die heute zum Teil hermetischen oder total abweisenden Gemälde anschauen, obwohl ihr Interesse wohl mehr den technischen Kunstgegenständen gilt, die mit und ohne Elektromotor ihren Weg durchs All der Schirn gehen. Das ist unterm Strich egal, denn hier ist eine im besten Sinne kunsthistoristische Ausstellung versucht worden, die mit einem Pionier der Moderne die künstlerischen und politischen Absichten eines ganzen Jahrhunderts, zumindest der ersten Jahrhunderthälfte des zwanzigsten, uns Heutigen offenlegt. Dies in dem Konzept, das auch damals zeitgemäß war, quer durch alle Medien, die technologisch zur Verfügung standen: neben den Ölgemälden, Fotografien, Fotogramme, Skulpturen, Filme, Bühnenbildentwürfe, Typographien und das dann auch noch durch alle Werkphasen hindurch.