Schlagworte Claudia Schulmerich
Schlagwort: Claudia Schulmerich
Aus Eins mach Zwei – Serie: „Neo Rauch. Begleiter“ im Museum...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Sieht man beide Jubiläumsausstellungen zum 50sten von Neo Rauch in der Heimatstadt Leipzig und dem Ort im Westen, in dem er auch durch eine Ausstellung vor zehn Jahren besonders reüssierte, München, dann findet man die Idee der Doppelausstellung schon gut. Nicht, daß inhaltlich oder gar stilistisch große Unterschiede bei der Auswahl der Werke bestünde. Es sind die jeweils sechzig Gemälde, die also nicht chronologisch gehängt sind, sondern mit Zwischenüberschriften geeint, einfach genug für einen Besuch, denn das Oeuvre Rauchs bleibt, ob Leipzig oder München, rätselhaft und man benötigt Ausdauer und Zeit zum Schauen. Selten hat man Kunstbetrachter so lange in Ausstellungen vor den Bildern verhaaren sehen, wie hier, sie geben nicht auf, in den gegenständlichen Bildern einen Sinn zu entdecken, ihnen einen Sinn zu verleihen, den der Maler erst einmal verweigert. Wir aber sind gewohnt, Bildern eine inhaltliche Aussage zu entnehmen, eine Handlung, ein Geschehen, eine menschliche Situation, die wir kennen oder uns vorstellen können, uns vor Augen zu führen. Letztlich verweigert Rauch dies seinen Betrachtern und das genau ist es, was das Schauen erzwingt.
Spiegelungen, Licht, Farben, Nebel! Den Schwefel muß man imaginieren – Daniel...
Berlin (Weltexpress) - Die Nordlichter haben es in sich. Die Polarnächte auch. Und seit der isländische Vulkan Eyjafjallajökull für Tage die gesamte europäische Luftfahrt lahmgelegt hatte, was weder dem Ätna in Sizilien, noch dem Vesuv in Neapel gelang, schaut man mit noch größerem Respekt auf der Landkarte nach oben. Denn der Norden ist für uns im südlichen Teil als Einheit wahrgenommen, besteht aber aus vielen ganz unterschiedlichen Populationen und Ländern. Das kommt in der gerade eröffneten Lichtschau des Olafur Eliasson in Berlin so richtig zum Tragen. Kurator der Ausstellung ist Daniel Birnbaum, bisher Leiter der Städelschule in Frankfurt am Main und künstlerischer Leiter der Biennale 2009 in Venedig. Er ist Schwede und gerade zum neuen Leiter des Museums für Moderne Kunst in Stockholm berufen, dem wie man raunt, höchsten Museumsposten, der im Norden zu vergeben ist. Eliasson wird als dänisch/isländisch bezeichnet. Er ist Kind von Isländern, aber in Kopenhagen geboren. Berliner finden ihn einen Berliner und Berlin bildet in der Ausstellung zumindest das Fundament, von dem man ja sagt, es sei die Grundlage der Basis.
Menschenmaß: Vom verliebten Gockel zum sozialen Aufsteiger, arbeitswütigen Neureichen und Gangsterboß...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Schizophren. Schizophren ist es jedes Mal von Neuem, wenn man Opern, deren Aufführungen man x-mal gesehen hat, so anschaut, als ob es das erste Mal wäre und auch so bespricht. Erst recht schizophren beim ’Rheingold`, das den Untergang von Wagners Tetralogie vorbereitet soll, der dann in der „Götterdämmerung“ das Ende der Welt beschert - und auf jedes Ende einen neuen Anfang nötig macht - , wenngleich nicht immer so dramatisch wie in New York unter der Regie des Wiener Otto Schenk, wo in den Neunzigern die mythischen Mauern der Götterburg Walhall mit lautem Getöse und echtem Feuer zusammenbrachen. Das ist in Frankfurt nicht zu erwarten, denn das Bühnenbild von Jens Kilian ist ein kühles, technisches Abstraktum, das - so meinen wir – wesentliche Teile der Regie von Vera Nemirova mitübernommen oder doch zumindest vorgegeben hat. Eine aufs Menschenmaß getrimmte Welterschaffungserzählung, was man sowohl positiv: der Mensch im Mittelpunkt, wie auch negativ: Reduktion des Mythos auf menschlich Banales und Modisches verstehen kann. Und genauso durchwachsen sind unsere Eindrücke.
„Die Kunst der Frida Kahlo ist eine Schleife um eine Bombe“...
Berlin (Weltexpress) - Das Problem bei der mexikanischen Malerin Frida Kahlo ist, daß man denen, die sie kultisch verehren, nur Stichworte hinwerfen muß und diese dann schon die ganze Wahrheit wissen und daß andere nur über die Filme über Frida Kahlo, dann vor allem mit ihrem außergewöhnlichen und außergewöhnlich schwierigen Leben bekannt geworden sind, weniger mit der Malerin, und daß es dann noch eine kleine Gruppe gibt, die sie immer noch nicht kennt und eine zahlenmäßig unbekannte Gruppe, die ob des Kultes um sie von ihr schon überhaupt nichts mehr wissen will. Das mit dem Stichwort bezog sich auf die „hundert Jahre“ der „selbstgewählten Geburt“, denn schon lange Zeit weiß man, daß die Kahlo als Frieda Kahlo 1907 in Mexiko geboren wurde, als Tochter eines nach Mexiko emigrierten Deutschen Wilhelm Kahlo aus Pforzheim, daß Frieda aber die deutschen Wurzeln in der Zeit des Nationalsozialismus eliminierte, das ’e’ im Vornamen strich, den Vater zum Ungarn machte, jüdisch dazu, und daß sie 1910 als Geburtszahl angab, weil dies der Zeitpunkt der mexikanischen Revolution war und sie mit allen Fasern das Mexikanische an Mexiko auch in ihrer Kunst beleben wollte, sei es, daß sie Elemente der Volkskunst in Ihre Malerei aufnahm, dem Volk politisch zum Sieg verhelfen wollte oder sich selbst in Volkstrachten kleidete und ihr Blaues Haus in Coyacan mexikanisch einrichtete.
Snejanka Bauer spricht über „Ikonen und Medizin“ im Gedenken an Jörgen...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Da hätte er seine Freude gehabt, der Stiftungsgründer des Ikonenmuseums, - der ein gesuchter Arzt war und die Oberen der Sowjetunion so erfolgreich behandelte, daß diese ihn mit Ikonen für seine Dienst belohnten - , hätte er diesen Ausführungen der Kunsthistorikerin Snejanka Bauer lauschen können. Denn dann hätte er nicht nur kunsthistorisch dazugelernt, sondern auch als Arzt. Daß es spannend würde mit der hundsköpfigen Ikone, die sich flugs in Chagalls luftigen Bildern wiederfindet und dann auch noch die am ganzen Körper Behaarten dazukommen, was eine natürliche Ursache hat, aber dennoch diese Menschen in der Vergangenheit zu auf Jahrmärkten ausgestellten Monstrositäten machte, das Spannende, das deutete sich schon an, als die Vortragende am Vortag beim Jubiläum auf ihren Gedenkvortrag tags darauf hinwies.
Was die Ikone „Johannes im Schweigen“ zu sagen hat, erläutert uns...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Die Schenkung der Ikone „Heiliger Evangelist Johannes im Schweigen“ anläßlich des 20jährigen Museumsgründungsjubiläums durch den Verein der Freunde und Förderer des Ikonenmuseums war unser Titelbild des ersten Teils der Serie, die zeigen will, wie ein kleines Museum wie das Ikonenmuseum Frankfurt nicht nur feiern kann – das auch! - , sondern genauso, wie es arbeitet. Daß diese Arbeit bei den Besuchern als Vergnügen rüberkommt, soll nicht verharmlosen, daß es bei den Vorträgen und Veranstaltungen oft um schwierige Sachverhalte geht, weil das Wissen von uns Heutigen, was Religion und Kunst angeht, meist sehr oberflächlich ist, eine tiefere Beschäftigung aber – und erst recht mit Ikonen als Ausdruck der orthodoxen Religion mit den geschichtlichen Dimensionen von Byzanz bis Petersburg – dies Wissen voraussetzt oder es eben durch solche angeleiteten Begegnungen mit Kunstwerken erweitert.
Dr. Jörgen Schmidt-Voigt soll leben! – Serie: Das Frankfurter Ikonenmuseum wird...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Wenn er das noch erlebt hätte, Dr. Hans Georg Schmidt-Voigt, den seine Mama Jörgen nannte, wie er zeitlebens hieß, bis er 2004 88jährig starb. Lange zuvor allerdings hatte er, der namhafte Kardiologe, bei einer ernsthaften Erkrankung die Überleitung seiner Ikonensammlung in eine Stiftung in Gang gesetzt und 1988 über 800 Ikonen der Stadt Frankfurt in treue Hände übergeben. Diesen gab die Stadt Frankfurt dannn im März 1990 mit der Eröffnung des Ikonen-Museum, Stiftung Dr. Jürgen Schmidt-Voigt , eine bleibende Heimat. Das Museum ist untergebracht im barocken Deutschordenshaus, dem östlichster Teil des Frankfurter Museumsufers. Wieso aber überhaupt dieser 1917 geborene, im Hessischen verwurzelte Mediziner zu derart vielen Ikonen kam, war Thema aller Redner, die am Jubiläumstag 21. April 2010 zu einer Feier zusammengekommen waren, von der noch am nächsten Tag die erneut zu wissenschaftlichen Vorträgen Gekommenen sagten: „War das gestern schön!“
Wie leben Spielerfrauen? – Noch einmal: „WAGs“ von Joachim Dollhopf und...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Unterschiedliche Meinungen gehören zum journalistischen Geschäft. Unterschiedliche Filmkritiken erst recht. Allerdings sollten die geäußerten Meinungen mit der Aussage des Films zu tun haben. Darin sind sich dann wiederum alle einig. Nicht einig waren sich verschiedene Leute darin, wie es sich mit diesem Anspruch in der von Lida Bach verfaßten Filmkritik „Joachim Dollhopf und Evi Goldbrunner dramatisieren das Leben zweier ’WAGs` bei Berlinale Perspektive Deutsches Kino“, erschienen am 12. Februar 2010 im Weltexpress, verhalte. Das stellt nicht nur der am 1. April veröffentlichte Leserbrief dar, sondern auch Anrufe, die die Redaktion zuvor erreichten. Klar, daß sich eine Redaktion und die verantwortliche Redakteurin damit befassen. Und die meint nun: Vielleicht ist alles eine Frage der Terminologie. Vielleicht stellen sich bei Nicht-Fußballfachleuten die Frauen der Fußballer nur noch als in den Zeitungen abgebildete Halbpromis, eben als WAGs =Wifes And Girlfriends dar, während jeder, der Fußball kennt, weiß, wie komplex und schwierig das Leben von Spielerfrauen ist.
Einer der letzten Gesamtkünstler – „Joseph Maria Olbrich 1867-1908. Architekt und...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Eine solche Ausstellung von und über Joseph Maria Olbrich hat es noch nie gegeben. Weder so umfangreich, noch so wissenschaftlich aufbereitet, noch so liebevoll auch frühe Zeichnungen und viele Kleinigkeiten berücksichtigend, die allesamt zeigen, daß wir es bei diesem Künstler mit einem Menschen zu tun haben, der dem Kitsch und dem Eklektizismus der Zeit für den bürgerlichen Alltag eine neue klare, einheitlich gestaltete Form und damit eine neue, klare und ebenfalls einheitliche Ausdruckskraft entgegensetzen wollte. Und dies auch tat. Nicht nur bezogen auf Häuser oder ganze Häuserreihen, sondern mit der von ihm gestalteten Architektur gingen dieselben Formprinzipien über auf die Gartengestaltung, die Inneneinrichtung, die mit der Haustüre und den Fenstern beginnt, natürlich das entwerfen und Herstellen der Möbel als wichtigster Eindruck des künstlerischen Ausdrucks, aber damit nicht Schluß ist, sondern sich Olbrich auch um die Dinge kümmert, die auf dem Eßzimmertisch gebraucht werden: das Eßservice, das Besteck, zuvor noch die Lampen, die Teppiche, die Kücheneinrichtung – und natürlich auch die Bilder an den Wänden, unter denen ausgewählte Tapeten oder geweißte Wände wirkten, alles aus einem Guß, wie es Meister Joseph Olbrich entwarf.
Eine Art Nachruf, aber die Welt steht immer noch Kopf –...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Das wollen wir doch gleich einmal klarstellen: Georg Baselitz lebt wie eh und je und das Wörtchen „Nachruf“ hat eine ganz andere Bedeutung und gilt seinen Ausstellungen, die er gleich zweifach in Baden-Baden hatte und die zu Ende gegangen sind, bevor wir über sie schreiben konnten: „Baselitz. 50 Jahre Malerei“ im Museum Frieder Burda und „Baselitz. Skulpturen“ in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Ach wie gut, daß Kataloge die Ausstellungen bewahren, von denen wir kurz direkt sprechen wollen und uns dann auf die Kataloge stürzen.