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Schlagwort: bücher
„Rabenliebe“ von Peter Wawerzinek, Verlag Galiani Berlin – Serie: Rezensionen der...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Ein wunderbares Buch. Eigentlich hatten wir vor dem Lesen ein wenig Angst. Nämlich, daß uns das traurige Schicksal dieses Jungen, den die Mutter als Kleinkind verlassen hatte, noch dazu ohne Versorgung mitsamt seiner Schwester, und der sie ein ganzes Leben lang vermißte und suchte und fand und dann”¦.daß uns das alles zu traurig wäre, denn von so was kann man alleweil in der Zeitung lesen. Nein, eben nicht. Nicht, was und wie Peter Wawerzinek diese Geschichte, sein eigenes Leben erzählt. Das ist nicht nur märchenhaft, sondern in Sätze und Wörter versponnen, die aus einem kleinen Kind einen Weisen machen, der durchs sein Dasein andere zum Agieren bringt und die Welt vielfältiger macht, als sie ohnehin schon ist. Das ist ein wunderbares Buch, das den Leser mit Freude erfüllt und mit einer tiefen Sympathie zu all den Menschen, die nicht aufgeben, sie selber zu sein oder sich zumindest auf die Suche nach sich zu machen.
„Andernorts“ von Doron Rabinovici im Suhrkamp Verlag – Serie: Rezensionen der...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Das war das Erste, worin er, der 1961 in Tel Aviv geborene und seit 1964 in Wien lebende Autor sein weites Herz zeigte, als ihn nämlich bei der Literaturbefragung seines jüngsten Romans der Moderator auf seinen Nachnamen und das letzte ’i` ansprach, das man verschlucken müsse – darauf käme es ihm nicht so an, meinte der Autor, aber der Moderator bekam dies korrekt auch ohne dieses ’i` hin -, weil wie unser Schriftsteller dann begründete, dieses ’i` schriftsprachlich nur dazu da sein, das ’c` weich zu machen. So geht es einem mit seinem Buch „Andernorts“ auch. Vieles ist nur dazu da, Hartes weich zu machen, eigentlich verborgen zu sein, aber Verborgenes dann wieder ans Licht zu holen. Man saust auf den 286 Seiten ganz schön herum, auch in der Welt – die wie immer in unseren Breitengraden von Israel über die BRD bis in die USA gespannt ist - und vor allem in der Weltgeschichte, von denen die Juden auszeichnet, daß sie niemals eine lokale oder regionale Geschichte hatten, sondern immer alles zur Weltgeschichte aufgebläht wurde, oder wie in der unsagbar und unbeschreibbaren Zeit des Nationalsozialismus auch war, was sich mit der Entstehung des Staates Israel fortsetzte und heute mit den Zwei-Staaten-Theorien und einer halb staatsterroristischen Praxis in Israel und Palästina und Syrien und Jordanien immer noch nicht zu Ende ist, weichgemacht trotzdem.
„Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Erste Seite, erster Satz: „Die ersten Sorgen um meinen Penis machte ich mir schon vor etwa fünfzig Jahren im Kindergarten –”¦“ und dann erzählt Klein Georg von seinen frühen Sorgen der Kindheit, von denen die Sorge um die hygienischen Auswirkungen des Wasserlassens noch die geringeren waren, denn gleichzeitig wurde der Aufsässige von den Erzieherinnen mundtot gestellt: „Man klebte mir den Mund nur an den Tagen mit Klebeband zu, an denen ich ununterbrochen redete und nichts anders zu stoppen war.“ (7) Und zwei Seiten weiter heißt es: „Lange Jahre meines Lebens empfand ich das meiste von dem, was ich erlebt habe, als so peinlich und unerträglich, daß ich froh war, es so nie wieder erleben zu müssen. Egal, wie glücklich ich in meiner Kindheit und Jugend immer wieder war, in der Regel fand ich die Umstände meiner Aufzucht fürchterlich.“
Schuld und Sühne im 21. Jahrhundert – Serie: Zoran Drvenkar erhält...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Auf den Roman, der sich ein Thriller nennt, einen aber in die für undenkbar gehaltenen Abgründe von Schuld und Sühne hineinzieht, nicht unsere Schuld, also auch nicht unsere Sühne, sondern die Schuld der anderen, die dann durch wiederum andere gesühnt werden soll, auf dieses verstörende Buch kommen wir noch zu sprechen. Erst einmal die Gratulation zum Friedrich-Glauser Preis 2010 in der Sparte Roman, die auf der Abschlußgala des Tango Criminale der Criminale 2010 in Gemünd in der Nordeifel stattfand. Das ist auch so eine Assoziation, daß bei Eifel sofort etwas Dunkles auftaucht, das auf viele Verbrechen verweist. Ein guter Ort zu morden, noch besser, ein guter Ort, über Morde zu schreiben. Am besten: ein guter Ort, für solch einen Roman ausgezeichnet zu werden.
Meine Schuld, Deine Schuld, unserer aller Schuld sühnt die Agentur „sorry“...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Das „Drvenkar nicht nur mit seinen Hauptpersonen, sondern auch mit seinen Lesern ein geradezu sardonisches Spiel“ treibt, das stimmt. Denn die ungewöhnliche Konstellation, daß da einer die Idee hat, eine Agentur zu gründen, die sich für die Fehler, Vergehen und Sünden in Unternehmen bei den Betroffenen entschuldigt, was diese Unternehmen zwar teuer kommt, aber auch betriebsintern tabula rasa bedeutet – da geht es um falsche Anschuldigungen, getürkte Entlassungen, sexistisches Verhalten – , diese an für sich schon irre Idee, der im Roman dem Ideengeber mitsamt seinem Bruder und zweier fitter jungen Damen im Nu sehr viel Geld einbringt, eine Villa am Wannsee auch, also diese irre Idee bleibt dann im Roman noch das Normalste. Und man glaubt dem Autor aufs Wort, daß der finanzielle Gewinn von den Agenturinhabern zwar gerne genommen wird, aber die psychische Erhöhung, die eine Gewissenserleichterung für andere ihnen gibt, diesen besonderen Kick, der ist mit Geld gar nicht zu bezahlen.
Die Medaille ist nicht rund, sie ist schön scheckig und speckig
Berlin (Weltexpress) - Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass im Spitzensport seit vielen Jahrzehnten gedopt wurde und gedopt wird. Insofern verwundert es den aufmerksamen Betrachter, wenn dieser Tage ob Thomas Köhlers Erinnerungen ein Aufschrei durch die bürgerlichen Medien weht.
Der Teufel werkelt bei Minsk – Über den wahrhaft gruseligen neuen...
Berlin (Weltexpress) - „Sarah hatte sich von Schweden aus nach Theresienstadt aufgemacht, um nach den Pritschen zu suchen, auf denen wohl ihre beiden Großeltern einst ihr Haupt gebettet hatten, bevor sie umgebracht wurden, sie war eine von den Pritschensuchern”¦die kannten wir hier in Theresienstadt schon, es waren meist junge Leute, deren Verstand von den Greueln einer peinigenden Vergangenheit umnebelt war, vom Grauen, das ihren Eltern, in vielen Fällen eher ihren Großeltern und Verwandten, zugestoßen waren, und von der Vorstellung überhaupt, daß das alles wieder geschehen könnte”¦“
Richard Price mit „Cash“, Fischer Verlag, von Platz 1 zu verdrängen...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Das hätten wir uns denken können, daß der nächste Don Winslow, der in der immer noch neuen Krimireihe des Suhrkamp Verlages gerade erschienen ist, sofort auf Platz Eins schnellt. Aber wir haben nicht daran gedacht und haben deshalb „Tage der Toten“ noch nicht gelesen, wissen nur, daß alle den in San Diego in Kalifornien lebenden Autor preisen, der in diesem Werk, zusammen mit der Kriminalhandlung um die amerikanisch-mexikanische Grenze und die vielen dort Ermordeten auch eine gesellschaftspolitische Abrechnung mit den letzten 30 Jahren Drogenkrieg, US-mittelamerikanische Beziehungen und geheimes staatliches Handeln abhandelt. Deshalb sind die beiden letzten Vorderen nun einen Platz nach unten gerutscht und werden abschließend am Schluß des Artikels gewürdigt.
Im Osten nichts Neues – Der Roman „Heimaturlaub“ von Joachim Geil...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - „Kotzen für den Endsieg.“ In seinem sprachgewaltigen und ambitionierten Antikriegsroman erzählt Joachim Geil die Geschichte eines jungen Soldaten der Wehrmacht und geht der deutschen Volksseele auf den Grund. Es wird erbrochen, vor Angst in die Hosen geschissen, gemordet, vergewaltigt, gefroren und krepiert. „Der Krieg ist kein Wunschkonzert.“
Vom Leben auf dem Fluss und dem Luxus der Langsamkeit
Berlin (Weltexpress) - Im Morgenlicht die Schluchten des Yangtse durchfahren. Im Böhmerwald die verträumten Uferlandschaften der Moldau genießen. Unzählige Tempelanlagen auf dem Nil passieren. Dieser Reisebildband nimmt den Leser mit zu den 22 schönsten Flusskreuzfahrten rund um den Globus. Er erfährt, was sich zwischen Sonnendeck und Wellengang an Bord tut, lernt die Schiffe kennen und die interessantesten Sehenswürdigkeiten entlang der Route.